Wir spiegeln hier einen Beitrag von Sergej Obuchow (Kommunistische Partei der Russischen Föderation, KPRF) über die Verhandlungsmanöver der USA. Er sieht die Gefahr eines „Minsk-3“ oder „Chassawjurt-2“ und geht auf die jüngste Warnung von Sjuganow, dem Vorsitzenden der KPRF, ein (https://kprf.ru/party-live/opinion/232674.html)
Sergej Obuchow ist Doktor der Politikwissenschaften und kommentierte in den sozialen Netzwerken das für die russische Führung unerwartete Ergebnis der Verhandlungen zwischen den USA und dem Kiewer Regime in Saudi-Arabien, bei denen die Vertreter von Selenskij einem Waffenstillstand an der Kontaktlinie zustimmten. Sergej Obuchow ist Mitglied des Präsidiums des Zentralkomitees der KPRF und Abgeordneter der Staatsduma.
S.P.Obuchow:
Als die Parteiführung der KPRF ihre Verwunderung über das für den 10. März 2025 dringend anberaumte gesamtrussische Parteitreffen im Videokonferenzformat zum Ausdruck brachte, nahmen viele nur an, dass es notwendig sei, das „Volksreferendum“ voranzubringen.
Doch als die Eröffnungsrede des KPRF-Vorsitzenden mit seinen 12 Thesen zum dritten Jahrestag der militärischen Spezialoperation gehalten wurde, wurde klar, dass sich Sjuganow nicht nur an die Partei, sondern auch an die russische Gesellschaft wandte.
Und hier war die Aussage des KPRF-Vorsitzenden über die Gefahr von „abgekarteten Spielen“ im vierten Jahr der militärischen Spezialoperation entscheidend:
– Jetzt bricht der entscheidende Moment in der Konfrontation zwischen Russland und dem Westen an. Jeder Fehler oder jedes „abgekartete Abkommen“, das von der Oligarchie und der fünften Kolonne aufgezwungen wird, ist für das Land katastrophal. Die westlichen Partner, darunter Deutschland und Frankreich, haben Russland getäuscht und die Minsker Vereinbarungen nur dazu benutzt, eine neue Aggression vorzubereiten. Die Verlogenheit und der Zynismus der so genannten Partner sind offensichtlich geworden.
Erstaunlicherweise taten alle möglichen Experten, die sich aktiv mit der parteiinternen Situation in der KPRF befassten, so, als ob diese ernste Warnung von Sjuganow nicht ausgesprochen worden wäre. Vergeblich.
Wäre die Warnung von Sjuganow an die Öffentlichkeit gelangt, wäre die öffentliche Meinung mobilisiert worden. Und so verbreitete die Expertokratie nach den unerwarteten Nachrichten über die Ergebnisse der Verhandlungen zwischen den Vereinigten Staaten und dem Kiewer Regime in Saudi-Arabien folgende deprimierende Einschätzungen: „Der Kreml war wahrscheinlich wieder einmal nicht auf die Situation und die Kehrtwende von Selenskij vorbereitet. Deshalb gab es eine Diskrepanz in den Aussagen der Sprecher. Putin wird bis Witkoffs Besuch in Moskau am Donnerstag „untertauchen“. Vielmehr werden sie einen Austausch von Kursk gegen einen Waffenstillstand vorschlagen. Andernfalls wird es zu einer Eskalation kommen „*.
Der Westen triumphiert also und glaubt, Russland mit dem Waffenstillstandsvorschlag, dem Selenskij zugestimmt hat, besiegt zu haben.
US-Außenminister Rubio:
„In der Frage des Friedens in der Ukraine liegt der Ball jetzt auf der Seite Russlands. Die Ukraine hat einen positiven Schritt getan (sie hat einer vollständigen Waffenruhe zugestimmt, nicht nur einer Waffenruhe zur See und in der Luft, wie Kiew vorgeschlagen hatte), und wir hoffen, dass die Russen dies erwidern werden.“
Der nächste Zug in diesem Schachspiel ist klar. Wenn Russland den Waffenstillstand ablehnt, wird die ganze Schuld für das Scheitern des Waffenstillstands auf Russland abgewälzt, und die USA werden nicht die Ukraine, sondern Russland unter Druck setzen. Erst recht, da bereits neue drakonische Sanktionen gegen den russischen Öl- und Gassektor angekündigt wurden (der Rückgang der Öleinnahmen im Haushalt 2024 ist übrigens ziemlich schmerzhaft).
Ich stimme Oleg Zarew, dem ehemaligen Sprecher des Parlaments von Noworossija, zu: „In dieser Situation ist es für Russland unmöglich, Trump frontal abzulehnen. Wir sollten sagen, dass wir einverstanden sind, aber hebt die Sanktionen auf, gebt die Gold- und Devisenreserven zurück, zieht die Verbrecher in der Ukraine zur Verantwortung…“.
Generell stellen Militärblogger und patriotische Publizisten jetzt die Schlüsselfrage: „Wird Russland einem neuen Chassawjurt zustimmen oder wird es seine Offensive fortsetzen?“
Oder erklären entmutigt wie der Militärblogger Sladkow: „Ich wäre sehr, sehr unangenehm überrascht, wenn ein Waffenstillstand ohne unseren Sieg zustande käme.“
Die größten Optimisten versuchen sich aufzumuntern, indem sie an die von Putin kürzlich aufgestellten Bedingungen für einen Waffenstillstand erinnern:
„Diese Bedingungen sind ganz einfach: Die ukrainischen Truppen müssen vollständig aus den Volksrepubliken Donezk und Lugansk sowie aus den Regionen Cherson und Saporoschje abgezogen werden. Und ich mache Sie darauf aufmerksam, dass es sich um das gesamte Gebiet dieser Regionen innerhalb ihrer Verwaltungsgrenzen handelt, die zum Zeitpunkt ihres Beitritts zur Ukraine bestanden. Sobald Kiew erklärt, dass es zu einer solchen Entscheidung bereit ist, und mit dem tatsächlichen Abzug der Truppen aus diesen Regionen beginnt sowie offiziell mitteilt, dass es seine Pläne, der NATO beizutreten, aufgegeben hat, wird von unserer Seite aus sofort, buchstäblich in derselben Minute, der Befehl zur Feuereinstellung und zur Aufnahme von Verhandlungen folgen. Ich wiederhole: Wir werden dies sofort tun. Natürlich werden wir gleichzeitig den ungehinderten und sicheren Rückzug der ukrainischen Einheiten und Verbände garantieren.“
Nun, solange in der offiziellen Reaktion der Exekutive eine Pause herrscht, wird sie durch Überlegungen von Abgeordneten gefüllt.
„Russland wird sich nicht auf einen 30-tägigen Waffenstillstand einlassen, da dies der Ukraine nur die Möglichkeit gibt, sich neu zu formieren und aufzurüsten“, so der Duma-Abgeordnete der KPRF, General Viktor Sobolojew.
„Alle Vereinbarungen über die Ukraine werden zu Moskaus Bedingungen getroffen, nicht zu denen Washingtons, echte Vereinbarungen werden an der Front getroffen“, so der stellvertretende Sprecher des Rates der Russischen Föderation Konstantin Kossatschow.
Es scheint jedem klar zu sein, dass die Weigerung Russlands, einen Waffenstillstand zu schließen, ein ideales Szenario für Selenskij und seine westlichen Gönner ist. Im Allgemeinen setzt die globalistische Kriegspartei im Westen große Hoffnungen in dieses Szenario.
Und wenn Russland sich auf „Minsk-3“ oder „Chassawjurt-2“ einlässt, dann wird die Ukraine mit Waffen vollgepumpt, und die Ukraine stellt die Geduld Russlands mit ständigen Provokationen an der Grenze auf die Probe unter dem Vorwand, die Ukraine wolle Frieden und Russland breche den Waffenstillstand.
Natürlich können wir nur erahnen, was die militärisch-politische Führung Russlands tun wird. Und nur, um Ratschläge zu erteilen wie – Waffenstillstand nur auf dem Territorium der Ukraine – in den Kämpfen in den Regionen Sumy und Charkow, und auf dem Territorium Russlands – in den Regionen Kursk, Saporoschje, Cherson und DVR sowie LVR wird die Offensive und Verdrängung des Feindes fortgesetzt.
Aber Sie wissen, auf wem die ganze Schwere und die strategischen Folgen der Entscheidung und mögliche Fehler sind jetzt lasten.
Am 10. März 2025 warnten die KPRF und ihr Anführer sowohl Putin als auch die russische Elite öffentlich vor dem aktuellen Moment der Wahrheit.
*Zit. nach: https://t.me/canal2018/14952 und https://t.me/russicaRU/61848 (der Sender ist als ausländischer Agent anerkannt)