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Das Recht in Frieden zu leben – Solidarität mit den Kämpfen des Chilenischen Volks!

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Die Massenproteste in Chile dauern an. Eine geplante Preiserhöhung der Metro Tickets um 30 Pesos (ca. 3 ct.) war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Die Fahrpreiserhöhung ist schon längst zurück genommen, zusätzlich wurden weitere Erfolge Erkämpft, beispielsweise die Absenkung der Wochenarbeitszeit von 45 auf 40 Stunden. Gleichzeitig reagiert der chilenische Staat mit brutalster Repression – fast 2000 Verletzte durch Scharfe Munition, Gummigeschosse oder ähnliches ca. 500 Anzeigen von Folter, Berichte über sexuelle Gewalt und Vergewaltigungen durch Polizisten.

Doch das chilenische Volk lässt sich davon nicht beirren, nicht von den Zugeständnissen, aber auch nicht von der Repression. Die Proteste halten an, weiterhin hört man die Hymne des Widerstands, El Derecho de Vivir en Paz (Das Recht in Frieden zu leben), ein Lied des kommunistischen Musikers Victor Jara auf den Straßen. Die Massendemonstrationen und die politischen Streiks werden fortgesetzt.

Vor allem auch, weil die zentrale Forderung der Bewegung noch immer ein Politikum ist: der chilenische Staat baut immer noch auf der Verfassung auf, die in der Militärdiktatur unter Augusto Pinochet eingesetzt wurde, die muss durch eine Verfassung ersetzt werden, die sich das Volk selbst gibt! Auch hier hat die Regierung Eingeständnisse gemacht: bald wird es eine Volksabstimmung darüber geben ob, bzw. wie eine neue Verfassung diskutiert werden soll. Hierbei handelt es sich allerdings um eine Mogelpackung. Die Forderung der Massendemonstrationen zielte auf eine Asamblea Constituyente ab – eine Verfassungsgebende Versammlung, die sich aus gewählten Vertretern aus den Vierteln, aus Gewerkschaften und sozialen Bewegungen rekrutiert. Die Wahlmöglichkeiten, die die Regierung nun anbietet erinnern im Gegensatz dazu eher an ein zweites Parlament, was dem Kapital ermöglichen wird, sich eine Verfassung nach eigenen Vorlieben zu schneidern.

Teile der Opposition spielen dieses verlogene Spiel mit und versuchen die Volksabstimmungen als Sieg darzustellen. In einer Bewegung, die so breit aufgestellt ist und von einer so starken ideologischen Uneinigkeit geprägt ist, ist es nicht verwunderlich, dass sich opportunistische Positionen entwickeln. 155 Organisationen, Gewerkschaften, politische Gruppen unterschiedlichster Ausrichtung, Studierendenorganisationen, Indigenen- und Bauernverbände und viele mehr machen zusammen die Mesa de Unidad Social (Tisch/Treffen der Sozialen Einheit) aus. Ihre ideologische Einheit formulieren sie in einem 8 Absätze kurzen Manifest und sie reicht nicht viel weiter, als die für sich genommen schon richtige und wichtige Erkenntnis, dass es lohnenswert ist, Kämpfe miteinander zu verbinden. Für eine stärkere Kampfkraft bräuchte es allerdings eine klare Stoßrichtung basierend auf den Erkenntnissen des wissenschaftlichen Sozialismus.

Es ist hauptsächlich der chilenischen Sozialdemokratie in Form der Partido Socialista anzurechnen, dass breite Teile der chilenischen Volksschichten Organisationsformen, die über die Verteidigung konkreter Interessen hinausgehen, ablehnen. In den letzten Legislaturen wechselten sich offen rechte und „linke“ Regierungen ab, während sich außer der Rhetorik nichts an der Lebensrealität der Massen änderte.

Um so beeindruckender ist das Durchhaltevermögen und der Mut der Demonstrationen der Massen. Sie haben sich nicht von falschen Versprechungen beirren lassen und vor allem die Gewerkschaften erkennen klar, welche zentralen Forderungen eben noch nicht umgesetzt wurden.

Solidarität mit den Kämpfen des chilenischen Volks!

Sofortiger Stopp der Repressionen gegen die legitimen Proteste!

Aktuelles

Warum gründet man eine KP?

Die KO/ML hat bekannt gegeben, die "KP" gegründet zu haben. Anlass war vor allem die Verwechslung mit uns. Der Schritt führt das Vorhaben der KO ad absurdum und ist Ausdruck einer gewissen Ignoranz gegenüber den Verhältnissen und seinen eigenen Potentialen. Der gewählte vermeintliche Ausweg wird aber tiefer ins Labyrinth führen, denn Selbstüberschätzung wird nicht dazu führen, die Probleme besser zu erkennen. Das größte Problem besteht aber in den Inhalten der Gruppe, die vor allem in Äquidistanz und dem Irrweg des "gegen alle Imperialismen" bestehen.

Von der Demokratiebewegung zur kriegstüchtigen Volksgemeinschaft

Der Beitrag von Milo Barus beleuchtet, wie die neue `Demokratie-Bewegung` zum Ausdruck einer neuen Burgfriedenpolitik geworden ist. Gewerkschaften und „linke“ Organisationen werden darin zu Kettengliedern einer neuen Gesinnungsgemeinschaft. Einer Gemeinschaft, in der es keine Klassengegensätze, sondern nur noch „liberale Demokraten“ gibt und in der die Kritik an Krieg und Verarmung einer unerschütterlichen und klassenübergreifenden Kriegsbegeisterung und Opferbereitschaft weicht. Eine Gemeinschaft, in der die rassistische Hetze gegen Araber und Muslime, aber auch gegen Russen und Chinesen als Voraussetzung für die Zustimmung zu den gegenwärtigen und zukünftigen Kriegsprojekten normalisiert wird. Bei Beiträgen handelt es sich nicht zwangsläufig um Positionen der Kommunistischen Organisation.