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Kampf gegen Revisionismus und Verhinderung von Sektierertum

„Der Anarchismus war nicht selten eine Art Strafe für die opportunistischen Sünden der Arbeiterbewegung; die beiden Ungeheuer ergänzten sich gegenseitig

Lenin1Vladimir Lenin (1920): “Left-Wing” Communism: an Infantile Disorder. Collected Works, Volume 31, pp. 17–118. Progress Publishers, USSR,Marxist Internet Archive
https://www.marxists.org/archive/lenin/works/1920/lwc/ch04.htm.

Diskussionsbeitrag von Surjeet Singh

Dieser Text ist ein Beitrag zur Diskussion über die Bedrohung durch Sektierertum, linken Opportunismus und Dogmatismus im Kampf gegen den Revisionismus. Er ist motiviert durch die eigenen Erfahrungen der KO mit Sektierertum, wie sie in ihren grundlegenden Dokumenten, darunter das Selbstverständnis (SV) und die Programmatische Thesen (PTh), auf dieses Thema verweist, und auch durch die ideologische Position der Kommunistischen Partei Indiens – Marxistisch (CPIM) zu diesem Thema. 

Es lohnt sich, die Position der CPIM zu Revisionismus und Linksabweichungen zu untersuchen, da sich die Bedingungen, aus denen die CPIM und die KO entstanden sind bzw. entstehen, ähneln. Die CPIM wurde im Jahr 1964 gegründet, einer Zeit des nationalen und internationalen Umbruchs in der kommunistischen Bewegung, einer Zeit des ideologischen Kampfes zwischen KPdSU und KPC, der sich in der indischen kommunistischen Bewegung abspielte.2Harkishan Singh Surjeet (2021): Party Programme, Brief History and Evolution. Marxist, XXXVII, 3–4 (https://cpim.org/content/party-programme-brief-history-and-evolution). Aus diesem Kampf gegen Revisionismus und Sektierertum ging die CPIM hervor. 

Ohne die natürlich wesentlichen Unterschiede zur CPIM und den historischen Situationen zu übersehen, gelten auch für die KO gewissermaßen ähnliche Bedingungen. Es gibt einen massiven Umbruch in der internationalen wie auch in der nationalen kommunistischen Bewegung, der aus der Verschärfung der Klassenwidersprüche weltweit resultiert, was wiederum zu einer scharfen Spaltung in der kommunistischen Bewegung führt.

Der folgende Text führt mehrere Argumente an, die beiden zentralen Argumente des Textes sind hierbei erstens, dass im Kampf gegen den Revisionismus die Gefahr des Dogmatismus, des Bruchs der Einheit von Theorie und Praxis besteht und zweitens, dass Dogmatismus in der Praxis zu Sektierertum führt, das zum Haupthindernis für die kommunistische Bewegung wird. 

Wie die KO sieht auch die CPIM den Revisionismus als Hauptgefahr für die internationale kommunistische Bewegung an, stellt aber gleichzeitig fest, dass wir „nicht die Tatsache außer Acht lassen können, dass es in einigen Parteien bestimmte dogmatische und linkssektiererische Tendenzen zu bestimmten Fragen im Zusammenhang mit der revolutionären Bewegung des Proletariats gibt. Während wir gegen den modernen Revisionismus kämpfen, der die Hauptgefahr für die weltweite kommunistische Bewegung und auch für unsere Partei darstellt, können wir nicht umhin, uns ernsthaft vor dem Abgleiten in linken Opportunismus und sektiererische Irrtümer zu warnen“.3Stand on Ideological Issue. Resolution adopted by the Central Committee at a special plenum at Burdwan in April 1968, CPIM. Marxist Internet Archive (https://www.marxists.org/subject/india/cpi(m)/ideological-stand/index.htm). Dieses Zitat stammt aus dem Kapitel „Den Kampf gegen den Revisionismus fortsetzen und Schutz vor links-sektiererischer Abweichung“ aus dem 1968 verabschiedeten Beschluss „Standpunkt zur ideologischen Frage“ der CPIM. Die Lektüre verschiedener Dokumente der CPIM zeigt, dass sich Anti-Revisionismus und Anti-Sektierertum wie ein roter Faden durch ihre Arbeit ziehen. Die KO hingegen formuliert diese Frage ein wenig anders. In unseren PTh ist eine ganze These dem Thema „Der Kampf gegen Opportunismus und Revisionismus“ gewidmet. Darin heißt es: 

„Revisionismus ist die Abweichung von grundlegenden Erkenntnissen und Standpunkten des Marxismus-Leninismus infolge eines Eindringens von Elementen der bürgerlichen Weltanschauung in die Weltanschauung des Proletariats. In der Praxis führt er zum Opportunismus […].

Beim rechten Opportunismus wird das strategische Ziel der Revolution den taktischen Zielen und Forderungen untergeordnet und damit letzten Endes faktisch aufgegeben. Der linke Opportunismus reduziert dagegen alles auf das Ziel der Revolution und vernachlässigt oder leugnet sogar die Notwendigkeit von Kämpfen um die Verbesserung der Lebenslage und Kampfbedingungen der Arbeiterklasse auch innerhalb des Kapitalismus, die aber notwendig sind, um die revolutionäre Bewegung überhaupt erst aufzubauen. Für eine kommunistische Bewegung ist der Kampf gegen beide Grundrichtungen des Opportunismus und alle Formen des Revisionismus von entscheidender Bedeutung.“

Es zeigt sich, dass verschiedene kommunistische Parteien/Organisationen dieses Thema unterschiedlich betrachten. Während die CPIM das Sektierertum als die Hauptbedrohung sieht, die aus dem Kampf gegen den Revisionismus erwächst, bezieht sich KO in dieser Frage auf die Einheit von Opportunismus und Revisionismus. Eine weitere Einschätzung findet sich in der Literatur der kommunistischen Bewegung der USA aus den späten 1970er Jahren, in der nicht Sektierertum oder Opportunismus, sondern „Dogmatismus“ als die Hauptbedrohung identifiziert wird, die sich aus dem Kampf gegen den Revisionismus ergibt.4Clay Newlin (1977): Dogmatism: the root of opportunism in our movement. Encyclopedia of Anti-Revisionism On-Line. Marxist Internet Archive (https://www.marxists.org/history/erol/ncm-4/pwoc-dog-7.htm).

Um auf das Verständnis der KO zurückzukommen:  Unabhängig davon, welche die richtige Sichtweise ist, ist es nicht eindeutig, wie die KO diese Frage beantwortet. Sie geht davon aus, dass der Revisionismus in der Praxis den Opportunismus hervorbringt. Weiterhin wird zwischen rechtem und linkem Opportunismus unterschieden. Es ist jedoch nicht klar, ob die KO den Linksopportunismus als eine Unterkategorie des Revisionismus oder als etwas Separates sieht, etwas, das aus dem Kampf gegen den Revisionismus resultiert. Da mir das nicht klar ist, will ich keine falschen Annahmen darüber machen, was in der PTh gemeint ist, sondern möchte im Folgenden mein eigenes Verständnis darlegen, nämlich, dass der Linksopportunismus etwas anderes ist als der Revisionismus. Er entsteht als Antwort auf den Kampf gegen den Revisionismus und obwohl er der kommunistischen Bewegung schadet, teilt er nicht die Ziele des Revisionismus. Linker Opportunismus ist kein Revisionismus, er ist Abenteurertum. 

Ich muss zugeben, dass ich von diesem Argument bezüglich des Unterschieds zwischen Revisionismus und Linksopportunismus nicht ganz überzeugt bin. Auch bin ich nicht davon überzeugt, dass die Unterscheidung der beiden von Relevanz ist. 

Unabhängig davon, ob der oben erwähnte Unterschied zutrifft oder nicht, ist es von entscheidender Bedeutung zu verstehen, dass der Kampf gegen den Revisionismus bestimmte Gefahren mit sich bringt, vor denen sich Kommunisten hüten sollten. Eine falsche Herangehensweise an den Kampf gegen den Revisionismus bringt die große Gefahr mit sich, die Einheit von Theorie und Praxis zu brechen, die Gefahr des Dogmatismus. Clay Newlin erklärt in dem Essay „Dogmatismus: die Wurzel des Opportunismus in unserer Bewegung“, wie der Dogmatismus im Kampf gegen den Revisionismus entsteht. „Als Antwort auf den Revisionismus haben die echten Marxisten-Leninisten versucht, die revolutionäre Essenz der Marxschen Lehre wiederzubeleben. Um dies zu erreichen, war es notwendig, sich dem gründlichen Studium der Klassiker zuzuwenden und sie gegen die Angriffe der Revisionisten zu verteidigen. Leider verzettelten sich jedoch einige Kräfte in ihrem Studium, waren nicht in der Lage, die Essenz, den dialektischen Kern der Lehre zu verinnerlichen und gingen dazu über, Phrasen zu wiederholen, als ob der Marxismus ein Katechismus wäre. Verloren in der Welt des Studiums und der Bücher, war für sie nicht die Übereinstimmung der Theorie mit dem tatsächlichen Weg der gesellschaftlichen Entwicklung in der Welt und in den USA das Wichtigste, sondern die Übereinstimmung einer Theorie mit dem, was Lenin oder Mao gesagt haben – und das oft falsch zitiert und missverstanden. Der Marxismus wurde von einer lebendigen Wissenschaft in ein Dogma verwandelt.“5ebd. Das ist etwas, was wir aus eigener praktischer Erfahrung vor allem in der Spaltung mit der „KO-ML“ sehen können. Natürlich wäre es falsch, die Spaltung nur auf Dogmatismus zu reduzieren, da es starke Elemente von Opportunismus (sowohl rechts als auch links) und Sektierertum gab. Es wäre auch falsch zu sagen, dass wir durch die Spaltung vollständig vor den Gefahren der Linksabweichler geschützt sind. Es ist eindeutig, dass ein falscher Ansatz im Kampf gegen den Revisionismus die Einheit von Theorie und Praxis bricht. Es ist kein Zufall, dass die CPIM, die KO, die amerikanische kommunistische Bewegung und viele andere in ihrem Kampf gegen den Revisionismus mit Dogmatismus zu kämpfen hatten. Lenin führte im Bezug auf ein ähnliches Phänomen aus, dass „der Anarchismus nicht selten eine Art Strafe für die opportunistischen Sünden der Arbeiterbewegung war; die beiden Ungeheuer ergänzten sich gegenseitig“.6Vladimir Lenin (1920): „Left-Wing“ Communism: an Infantile Disorder. Collected Works, Volume 31, pp. 17–118. Progress Publishers, USSR,Marxist Internet Archive, (https://www.marxists.org/archive/lenin/works/1920/lwc/ch04.htm). Dogmatismus und Linksabweichung sind die Strafen, die die kommunistische Bewegung für die Sünde des Revisionismus zu zahlen hat. 

Daraus ergibt sich implizit, dass der Dogmatismus das erste Ergebnis des Kampfes gegen den Revisionismus ist. Sektierertum und linker Opportunismus entstehen aus dem Dogmatismus. Darauf weist auch unser SV hin: „Als Kampf gegen den Revisionismus verstehen wir demnach keine bloß dogmatische Verteidigung allgemeiner Weisheiten der ‚Klassiker‘.“ Warum die CPIM dann das Sektierertum als Hauptbedrohung durch den Revisionismus nennt und nicht den Dogmatismus, können wir wahrscheinlich aus unserer eigenen praktischen Erfahrung verstehen. In diesem Text werde ich argumentieren, dass die KO in der Praxis eine anti-revisionistische und anti-sektiererische Rolle spielt. 

Auch wenn es Überschneidungen zwischen „Dogmatismus“, „Sektierertum“, „Linksopportunismus“ und „linkem Abenteurertum“ gibt, was die synonyme Verwendung dieser Begriffe erklärt, ist es dennoch wichtig, zwischen ihnen zu differenzieren. Dogmatismus ist eine falsche Methode, ein Bruch der Einheit von Theorie und Praxis7Clay Newlin (1977): Dogmatism: the root of opportunism in our movement, er ist „ein Irrtum in der Erkenntnistheorie“.8Movement for a Revolutionary Left, ‚A Critique of Ultra-Leftism, Dogmatism and Sectarianism‘. Movement for a Revolutionary Left Encyclopedia of Anti-Revisionism On-Line. Marxist Internet Archive (https://www.marxists.org/history/erol/ncm-4/mrl/section3.htm). Linksopportunismus hingegen, so wie wir ihn definieren „reduziert alles auf das Ziel der Revolution und vernachlässigt oder leugnet sogar die Notwendigkeit von Kämpfen um die Verbesserung der Lebenslage und Kampfbedingungen der Arbeiterklasse auch innerhalb des Kapitalismus, die aber notwendig sind, um die revolutionäre Bewegung überhaupt erst aufzubauen.“ Linksopportunismus entsteht durch Dogmatismus, durch den Bruch von Theorie und Praxis. Dogmatismus bringt auch Sektierertum hervor, denn in Ermangelung einer Praxis, die eine bestimmte theoretische Position belegen könnte, haben verschiedene ML-Gruppen keine andere Möglichkeit, als die Richtigkeit ihrer Position zu argumentieren, ohne einen Beweis in der tatsächlichen Praxis. Es gibt nichts, was ihre „Theorien“ beweisen oder widerlegen könnte, so dass sie keine andere Wahl haben, als sich sektiererisch zu verhalten. Sektierertum wiederum kann auch zu linkem Opportunismus führen. Denn ein Sektierer beschäftigt sich nicht mit der Überprüfung der Theorie durch die Praxis und kümmert sich nicht darum, ob die konkreten objektiven Bedingungen für eine Revolution gegeben sind oder nicht, sondern spricht einfach von einem einzigen revolutionären Bruch. Aber Sektierertum ist mehr als das. Sektierertum drückt sich im Arbeitsstil der Partei aus und in ihrem Umgang mit anderen Parteien.9Mao Tse-tung (1942): Rectify the Party’s Style of Work. Selected Works of Mao Tse-tung. Marxist Internet Archive (https://www.marxists.org/reference/archive/mao/selected-works/volume-3/mswv3_06.htm). Beispielsweise ist es eine Sache, die KPdSU als Kopf des modernen Revisionismus zu kritisieren, aber sie als „sozialimperialistisch“ zu bezeichnen, ist eine andere Sache- letzteres ist sektiererisch, es schüttet das Kind mit dem Bade aus. Sektierertum bedeutet, in der Frage der Einheitsfronttaktik gegen den Hauptfeind Freunde als Feinde und Feinde als Freunde zu behandeln. Auch wenn sich Sektierertum aus Dogmatismus entwickeln kann, ist es mehr als Dogmatismus. Sektierertum und Linksopportunismus sind zwei verschiedene Dinge- wie bereits erklärt, ist Sektierertum die Behandlung von Freunden als Feinde, während Linksopportunismus von einem einzigen revolutionären Bruch ausgeht. 

Obwohl all diese Argumente viel mehr Klarheit erfordern, möchte ich im Folgenden etwas mehr auf die Beziehung zwischen Revisionismus und Dogmatismus eingehen und darauf, wie die KO praktisch eine anti-revisionistische und anti-sektiererische Rolle spielt. Abschließend ziehe ich auf dieser Grundlage mögliche Konsequenzen für uns. 

Revisionismus und Dogmatismus

Das oben erwähnte Zitat von Clay Newlin und die eigenen Erfahrungen der KO machen überdeutlich, wie Dogmatismus aus dem Kampf gegen den Revisionismus entstehen kann. Natürlich kann auch eine linksopportunistische Tendenz zu Dogmatismus führen, aber im Großen und Ganzen ist es Dogmatismus, der zuerst aus dem Anti-Revisionismus entsteht. Um den revolutionären Geist des Marxismus-Leninismus (ML) wiederzubeleben, wenden sich die Kommunisten den Klassikern zu. Und anstatt den dialektischen Kern des ML zu verinnerlichen, ihn als Anleitung zum Handeln zu begreifen, entwickelt sich die Tendenz, das, was in diesen Texten steht, als eine nicht lebende, ewige Wahrheit zu behandeln. Dogmatismus ist eine „völlig unkritische, unhistorische, metaphysische Denkweise, die von überlieferten ‚Dogmen‘, d.h. Meinungen, Lehr- oder Glaubenssätzen ausgeht, an ihnen als gleichsam ewig und überall gültigen Wahrheiten festhält, ohne sie an der konkret gegebenen historischen Situation, an neuen Erkenntnissen und praktischen Erfahrungen auf ihren Wahrheitsgehalt und Erkenntniswert hin zu überprüfen.“10Manfred Buhr, Georg Klaus (1964): Philosophisches Wörterbuch. Band 1. VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig, Seite 256 Für den Dogmatismus ist der Marxismus-Leninismus ein Glaube. Aus Angst, einen revisionistischen Fehler zu begehen, aus Unfähigkeit, den dialektischen Kern des ML zu verinnerlichen und aus der Trennung von Theorie und Praxis klammert sich der Dogmatismus an die Zitate von Marx, Engels, Lenin, Stalin und Mao als Glauben. 

Der Dogmatismus behandelt den Marxismus-Leninismus wegen seiner Auffassung von der Wissenschaft des ML wie einen Glauben.

Die Wissenschaft des Marxismus-Leninismus, oder besser gesagt des wissenschaftlichen Kommunismus, hat kein Ende, sie entwickelt sich ständig weiter durch die enge Verbindung von Theorie und Praxis, sie ist eine revolutionäre und keine konservative Wissenschaft. Für den Dogmatismus ist der wissenschaftliche Kommunismus jedoch ein „begrenztes“ Thema: was auch immer gesagt werden muss, ist bereits von den Klassikern gesagt worden, alles, was noch zu tun ist, ist, den Klassikern religiös zu folgen.

Der Dogmatismus tut dies, weil jeder Gedanke an eine Bereicherung des wissenschaftlichen Kommunismus wie ein Revisionismus dieser Wissenschaft klingt. Dies wiederum hat mit der falschen Herangehensweise an die Wissenschaft und mit dem Bruch zwischen Theorie und Praxis zu tun. Der wissenschaftliche Kommunismus ist eine Anleitung zum Handeln.11Vladimir Lenin (1917): Letters on Tactics, Marxist Internet Archive (https://www.marxists.org/archive/lenin/works/1917/apr/x01.htm#bkV24E019). Er verlangt von uns, diese Wissenschaft auf ein höheres Stadium zu bringen, indem wir eine enge Einheit zwischen Theorie und Praxis entwickeln, indem wir unsere subjektive Wahrnehmung mit der objektiven Realität abgleichen, indem wir auf die objektive Realität zurückgehen. Warum sonst sollten wir versuchen, die Theorie zu entwickeln, wenn nicht für die Praxis. Mao sagt: „Es ist notwendig, die marxistische Theorie zu beherrschen und sie anzuwenden, sie zu beherrschen, um sie anwenden zu können.“12Mao Tse-tung (1942): Rectify the Party’s Style of Work. Die Notwendigkeit der Theorie ergibt sich aus der Praxis und ist ihrerseits für die Praxis bestimmt. Da aber für den Dogmatismus der wissenschaftliche Kommunismus zu Ende ist, hat die Praxis der Theorie nichts mehr zu bieten. Weil diese Wissenschaft am Ende ist, hat sich auch die Geschichte seit den Zeiten von Marx, Engels, Lenin, Stalin usw. nicht weiterentwickelt. Für den Dogmatismus hat es im Rahmen dieses historischen Prozesses keine konkreten Entwicklungen gegeben. Die Ablehnung dieser historischen Entwicklung führt den Dogmatismus wiederum dazu, die Entwicklung des wissenschaftlichen Kommunismus für beendet zu erklären. „Methodisch ist der Dogmatismus das genaue Gegenteil des Revisionismus; der Revisionismus negiert die bewährten Prinzipien des Marxismus im Namen der modernen Bedingungen, während der Dogmatismus die modernen Bedingungen im Namen der Prinzipien des Marxismus negiert.“13Clay Newlin (1977): Dogmatism: the root of opportunism in our movement.

Dogmatismus ist eine falsche Methode, ein Bruch der Einheit von Theorie und Praxis14ebd., er ist „ein Irrtum in der Theorie der Erkenntnis“.15Movement for a Revolutionary Left (1977): A Critique of Ultra-Leftism, Dogmatism and Sectarianism. Mao sagt: „Der Marxismus-Leninismus ist die von Marx, Engels, Lenin und Stalin auf der Grundlage der Praxis geschaffene Theorie, ihre allgemeine Schlussfolgerung aus der historischen und revolutionären Realität. Wenn wir nur ihre Werke lesen, aber nicht dazu übergehen, die Realität der Geschichte und der Revolution Chinas im Lichte ihrer Theorie zu studieren, oder uns nicht bemühen, die revolutionäre Praxis Chinas sorgfältig im Sinne der Theorie zu durchdenken, sollten wir nicht so vermessen sein, uns als marxistische Theoretiker zu bezeichnen. Unsere Leistungen an der theoretischen Front werden in der Tat sehr dürftig sein, wenn wir als Mitglieder der Kommunistischen Partei Chinas unsere Augen vor den Problemen Chinas verschließen und nur isolierte Schlussfolgerungen oder Prinzipien aus marxistischen Schriften auswendig lernen können. Wenn jemand nur die marxistische Ökonomie oder Philosophie auswendig kann, indem er flüchtig von Kapitel I bis Kapitel X rezitiert, aber völlig unfähig ist, sie anzuwenden, kann er dann als marxistischer Theoretiker gelten? Nein! Das kann er nicht. Welche Art von Theoretikern wollen wir? Wir wollen Theoretiker, die in Übereinstimmung mit dem marxistisch-leninistischen Standpunkt und der marxistischen Methode die praktischen Probleme, die sich im Laufe der Geschichte und der Revolution ergeben, richtig interpretieren und wissenschaftliche Erklärungen und theoretische Erläuterungen zu den wirtschaftlichen, politischen, militärischen, kulturellen und anderen Problemen Chinas geben können. Das sind die Theoretiker, die wir wollen. Um ein solcher Theoretiker zu sein, muss man das Wesen des Marxismus-Leninismus, den marxistisch-leninistischen Standpunkt, die marxistische Sichtweise und Methode sowie die Theorien Lenins und Stalins über die koloniale Revolution und die chinesische Revolution wirklich verstehen und in der Lage sein, sie in einer tiefgreifenden und wissenschaftlichen Analyse der praktischen Probleme Chinas anzuwenden und die Entwicklungsgesetze dieser Probleme zu entdecken. Das sind die Theoretiker, die wir wirklich brauchen.“16Mao Tse-tung (1942): Rectify the Party’s Style of Work.

Mao spricht hier von den folgenden drei Dingen:

  1. Marxismus-Leninismus als Anleitung zum Handeln im Gegensatz zum Dogmatismus. 
  2. Kreative Entwicklung und Anwendung von ML durch konkrete Analyse der konkreten Situation im Gegensatz zu Dogmatismus. 
  3. Einheit von Theorie und Praxis 

Wie bereits erwähnt, entfernen sich die Dogmatiker jedoch von dieser lebendigen Herangehensweise an die Wissenschaft und behandeln den wissenschaftlichen Kommunismus vielmehr als eine fertige Wissenschaft. Dieser Ansatz hat die folgenden Konsequenzen für den Dogmatismus: 

Der Dogmatismus reduziert den Kampf gegen den Revisionismus allein auf subjektive Faktoren, allein darauf, die „richtigen“ Dinge zu sagen. Da es keine Verbindung zwischen Theorie und Praxis gibt, entzieht sich der Dogmatismus einer Analyse der objektiven Bedingungen, wodurch die Frage der objektiven Bedingungen nicht existiert. Das Einzige, was übrig bleibt, ist es, das Richtige zu sagen.  

Die Haltung des Dogmatismus gegenüber dem Revisionismus bestimmt seine Haltung gegenüber dem Kampf für den Sozialismus, wobei er den Kampf für den Sozialismus nur auf das Richtige, nur auf subjektive Faktoren reduziert, oder bestenfalls ein abenteuerliches Programm anbieten kann. 

Ein Dogmatiker hat keine andere Wahl, als sektiererisch zu agitieren. Indem er sich von der Praxis distanziert, versucht der Dogmatismus, seine Theorie nicht durch die Praxis, sondern durch die Auseinandersetzung mit anderen Kommunisten zu verifizieren. 

Der Dogmatismus kann nur eine links-opportunistische Strategie anbieten. Weil er keine konkrete Analyse der konkreten Situation vornimmt, weil er weder die subjektiven noch die objektiven Bedingungen berücksichtigt, weil er von der Realität abgekoppelt ist, bietet er linksopportunistische Lösungen.  

Der Dogmatismus schüttet das Kind mit dem Bade aus. In seinem Fetisch für eine reine Theorie und eine reine und saubere Revolution verwirft er die konkreten und materiellen Fortschritte, die als Ergebnis der sozialistischen Revolutionen in verschiedenen Teilen der Welt gemacht wurden, Fortschritte, die bis heute präsent sind. Der Dogmatismus erkennt diese historische Entwicklung nicht an. Der Dogmatismus erkennt auch die ideologischen Errungenschaften der sozialistischen Revolutionen nicht an. Er ignoriert die Verbreitung des bolschewistischen Gedankenguts in der ganzen Welt und das revolutionäre Erbe und Beispiel der sozialistischen Revolutionen, die nach wie vor die Grundlage für die laufenden antiimperialistischen und nationalen Befreiungskämpfe bilden. Diese aus Dogmatismus resultierende Ignoranz ist es, die ihn daran hindert, das progressive Element in den heutigen Kämpfen und Kriegen zu sehen. 

Indem er die Theorie von der Praxis trennt, isoliert der Dogmatismus die Kommunisten nicht nur von anderen Kommunisten, sondern auch von den Volksmassen. Dies ist auch eine Gefahr, vor der wir uns schützen müssen. 

Die Gefahr des Dogmatismus ist in einem Land wie Deutschland größer als in einem Land wie Indien. Eines der Haupthindernisse, das die KB zu überwinden hat, ist die Isolierung der Kommunisten von den Massen. In einem imperialistischen Kernland wie Deutschland, in dem die Klassenwidersprüche nicht so scharf sind, die Massen gute Lebensbedingungen genießen, in einem solchen Land ist die Relevanz eines revolutionären Gedankens nicht groß. Das macht es für die Kommunisten schwierig, die Theorie der Praxis näher zu bringen. Andererseits waren in einem Land an der Peripherie wie Indien die Klassenwidersprüche schon immer scharf, die Lebensbedingungen für die Mehrheit der Bevölkerung waren immer prekär. Dies hat dazu geführt, dass die Relevanz des revolutionären Denkens unter den indischen Massen hoch ist, was es den Kommunisten leichter macht, näher an die Massen heranzukommen, was zu einer großen Nähe zwischen Theorie und Praxis führt. Allerdings stellen die scharfen Klassenwidersprüche in Indien natürlich andere Herausforderungen dar, die in Deutschland derzeit nicht gegeben sind. 

Anti-Revisionismus und Anti-Sektierertum: Die Rede von KO auf der Konferenz der World-Antiimperialist Platform

Obwohl der Dogmatismus das erste Ergebnis des Kampfes gegen den Revisionismus ist und obwohl Sektierertum und linker Opportunismus im Großen und Ganzen aus dem Dogmatismus resultieren, scheint es, dass in der Praxis von diesen dreien das Sektierertum das Haupthindernis für die kommunistische Bewegung darstellt. 

„Politisch führt der Dogmatismus zum Sektierertum und birgt die Gefahr ultralinker, pseudo-revolutionärer Aktionen im Klassenkampf in sich. Dogmatische und sektiererische Politik führt nicht nur in dem betreffenden Land zu schweren subjektivistischen Fehlern, sondern schwächt auch die Einheit und Geschlossenheit der internationalen Arbeiterbewegung und des sozialistischen Weltsystems.“17Manfred Buhr, Georg Klaus (1964): Philosophisches Wörterbuch, Seite 256

In diesem Sinne war unsere Rede auf der jüngsten WAP-Konferenz18KO. Redebeitrag der KO auf Konferenz der WAP in Athen. November 2023. (https://kommunistische-organisation.de/stellungnahme/redebeitrag-der-ko-auf-konferenz-der-wap-in-athen/). in Athen bemerkenswert, weil sie im Kern eine Kritik am Sektierertum war. Natürlich wurde das „imperialistische Pyramidenmodell“ der KKE und ihre äquidistante Position kritisiert, aber die Hauptkritik in der Rede gegen die KKE war nicht ihr Dogmatismus oder ihre linksopportunistische Linie, sondern ihr sektiererisches Verhalten, ihre Entscheidung, die brennenden Fragen der Bewegung nicht mehr mit einem großen Teil der internationalen kommunistischen Bewegung zu diskutieren. Wir kritisierten die KKE dafür, dass sie sich um den so genannten „revolutionären Pol“ herum entwickelt und sich von dem so genannten „revisionistischen“ Pol in der kommunistischen Bewegung abgrenzt und letzteren diffamiert. In der Tat erkennen wir an, dass das sektiererische Verhalten der KKE aus ihrer linksopportunistischen Linie resultiert, tatsächlich richtet sich unsere Kritik aber an ihr sektiererisches Verhalten. Das Gleiche gilt für die „KO-MLer“. 

Andererseits kritisierten wir auch die WAP und betonten die Notwendigkeit, weiter mit der KKE und anderen Solidnet-Parteien zu diskutieren und zusammenzuarbeiten. Hier kritisierten wir die sektiererischen Tendenzen, die in der WAP bestehen: „Wir brauchen die offene und kontroverse Diskussion zur Entwicklung und Klärung. Scharfe Kritik und bohrende Fragen sind notwendig, aber sie müssen und sollten gegenwärtig nicht zur Beendigung von Gesprächen und der möglichen Arbeit auf Grundlage gemeinsamer Positionen führen. Wir müssen die Probleme und Widersprüche innerhalb der kommunistischen Weltbewegung umfassend erkennen und dürfen auch an uns selbst vor diesen Mängeln nicht die Augen verschließen. Schädliche und falsche politische Positionen von kommunistischen Parteien bedeuten nicht zugleich, dass sie als Ganzes als revisionistisch verstanden werden können. Ein vereinfachtes Abschreiben und Etikettieren, kann einen Zugang zu der widersprüchlichen und komplizierten Lage und historischen Entwicklung der kommunistischen Kräfte verstellen.“ Wir haben anerkannt, dass eine Partei revisionistische Tendenzen entwickeln kann, und auch, dass eine Partei dogmatische oder linksopportunistische Tendenzen entwickeln kann, aber das bedeutet keineswegs, dass wir deshalb den Diskurs beenden. Denn wenn wir das tun, nehmen wir uns die Chance, die Widersprüche und Komplikationen in der Entwicklung der kommunistischen Bewegung auf der ganzen Welt zu verstehen, eine Entwicklung, die vielfältig ist, die auf sehr spezifischen Widersprüchen in bestimmten Ländern beruht. Die Anerkennung der Besonderheiten dieser Widersprüche und der spezifischen Herausforderungen, die sich den kommunistischen Kräften in diesen Ländern stellen, bedeutet die Anerkennung der spezifischen Strategie und Taktik des Kampfes für den Sozialismus in bestimmten Ländern. Sektierertum negiert die Notwendigkeit einer konkreten Analyse der konkreten Situation, der Lebensader des Marxismus-Leninismus. 

Aber warum ist die Kritik an der KKE und an der WAP wegen ihres sektiererischen Verhaltens heute so wichtig? Auch hierauf haben wir in der Rede eine Antwort gegeben: „Wenngleich wir in eine dynamischere Phase des internationalen Klassenkampfes eintreten, wird die Krise der weltweiten kommunistischen Bewegung sich nicht einfach aufheben oder beenden lassen. Erst durch scharfe, aber offen geführte Auseinandersetzungen mit und in der weltweiten Bewegung, werden sich die revolutionären Linien und Kräfte der Arbeiterbewegung durchsetzen können. Dafür braucht es nicht zuletzt intensive Arbeit, um den Wissenschaftlichen Kommunismus in unseren Reihen zu stärken. Eine neue Internationale, wird sich nicht neben und abseits der historisch gewachsenen Parteien der Bewegung herausbilden. In vielen von ihnen gibt es Debatten und Auseinandersetzungen, die wir nicht einfach übergehen dürfen, auch in Parteien wie der KKE. Viele spielen keine unwichtige Rolle in den politischen Kämpfen, in vielen sind die historischen Erfahrungen unserer Kämpfe aufgehoben. Wir meinen, dass in einem vorschnellen Abschreiben der Kräfte, die sich beispielsweise in Solidnet zusammengeschlossen haben, eine Gefahr liegt, die wir gerne weiter mit euch diskutieren und zu der wir uns besser austauschen wollen.“

Und weiter: „Eine scharfe und klare Position und Stellung zu den brennenden politischen Fragen unserer Zeit, die insbesondere auch von Vertretern in der Plattform richtigerweise eingefordert wird, darf uns zum einen nicht über unsere eigenen Schwächen hinwegtäuschen und zum anderen nicht daran hindern die Dynamik und Unabgeschlossenheit der Entwicklungen in der weltweiten kommunistischen Bewegung zu erkennen und produktiv auf sie einzuwirken. Wir brauchen ideologische Debatte, bessere und umfassendere marxistische Analysen. Nur auf dieser Grundlage werden wir letztlich die Einheit der revolutionären Arbeiterbewegung weltweit voranbringen können.“

Die auf der WAP-Konferenz vorgetragene Position ergibt sich aus dem Klärungsprogramm der KO. Durch die Aufstellung eines „Klärungsprozesses“, der in hohem Maße von der Notwendigkeit einer lebendigen Debatte und Diskussion und einer produktiven Beziehung zu den kommunistischen Schwesterparteien abhängt, was wir durch unsere Praxis sehr deutlich machen, sehen wir die KO nicht nur in einer anti-revisionistischen Rolle, sondern auch in einer anti-sektiererischen Rolle. Meiner Meinung nach ist der Grund dafür, dass Dogmatismus und linker Opportunismus in der Rede nicht so sehr im Vordergrund stehen, der, dass durch lebhafte Diskussionen, Rückmeldungen und Kritiken zwischen verschiedenen kommunistischen Parteien dogmatische und linksopportunistische Fehler korrigiert werden können. Angesichts der starken Präsenz von Sektierertum in der kommunistischen Bewegung, angeführt von einer der einflussreichsten kommunistischen Parteien der Welt, wird die kommunistische Bewegung jedoch daran gehindert, diese ideologische Debatte zu führen, die das Potenzial hat, dogmatischen und linksopportunistischen Fehlern/Abweichungen entgegenzuwirken und das ideologische Niveau der internationalen kommunistischen Bewegung anzuheben. 

Ausgehend von diesen Argumenten möchte ich die Frage stellen, ob die KO-Praxis eine anti-revisionistische und anti-sektiererische Rolle spielt?

Bevor ich diesen Abschnitt beende, möchte ich kurz erwähnen, dass Sektierertum nicht nur etwas ist, das außerhalb einer kommunistischen Partei in ihrer Beziehung zu anderen Kommunisten, den Massen und anderen wichtigen Akteuren stattfindet, sondern auch innerhalb der Partei. 

Mao sagt: „Sektiererische Tendenzen in den internen Beziehungen führen zu Ausschließlichkeit gegenüber den Genossen innerhalb der Partei und behindern die innerparteiliche Einheit und Solidarität, während sektiererische Tendenzen in den externen Beziehungen zu Ausschließlichkeit gegenüber Menschen außerhalb der Partei führen und die Partei an ihrer Aufgabe hindern, das ganze Volk zu vereinen. Nur wenn wir dieses Übel in seinen beiden Aspekten ausrotten, kann die Partei ungehindert in ihrer großen Aufgabe voranschreiten, die Einheit aller Parteigenossen und des gesamten Volkes unseres Landes zu erreichen.“19Mao Tse-tung (1942): Rectify the Party’s Style of Work

Und weiter: „Was sind die Überbleibsel des innerparteilichen Sektierertums? Es sind vor allem die folgenden:

Erstens, die Behauptung der ‚Unabhängigkeit‘. Manche Genossen sehen nur die Interessen des Teils und nicht des Ganzen; sie betonen immer nur den Teil der Arbeit, für den sie selbst verantwortlich sind, und wollen immer die Interessen des Ganzen den Interessen ihres eigenen Teils unterordnen. Sie verstehen das System des demokratischen Zentralismus der Partei nicht; sie erkennen nicht, dass die Kommunistische Partei nicht nur Demokratie, sondern vor allem Zentralisierung braucht. Sie vergessen das System des demokratischen Zentralismus, in dem die Minderheit der Mehrheit, die untere Ebene der höheren Ebene, der Teil dem Ganzen und die gesamte Mitgliedschaft dem Zentralkomitee untergeordnet ist.“

Zu diesem Thema sagt die CPIM: Sektiererische Aktivitäten „äußern sich in der Infragestellung des Parteiprogramms, im Widerstand gegen die politisch-taktische Linie der Partei, in der Förderung infantiler und abenteuerlicher Kampfformen und schließlich in der offenen Missachtung der Normen und Formen der Partei, ihrer Disziplin und des demokratischen Zentralismus.“20CPIM (1968): Stand on Ideological Issue.

Sektierertum in der Partei bedeutet, dem eigenen Standpunkt übermäßige Bedeutung beizumessen, die allgemeinen Bedürfnisse der Partei zu untergraben, das Prinzip der Mehrheit gegenüber der Minderheit zu untergraben, die Disziplin zu untergraben, die KSK zu missbrauchen, den demokratischen Zentralismus zu untergraben und exklusive Beziehungen zu bestimmten Genossen in der Partei aufzubauen.

Fazit

Jedes der oben angeführten Argumente muss näher erläutert und erklärt werden. Sektierertum, Linksopportunismus, Dogmatismus, Bruch der Einheit von Theorie und Praxis usw. sind umfangreiche Themen, die wahrscheinlich in separaten DBs dargelegt werden müssen. 

Dennoch argumentiere ich, dass es die Einheit von Anti-Revisionismus und Anti-Sektierertum ist, die ein umfassendes Bild von der Krise der kommunistischen Bewegung vermittelt. Unsere Betonung des Antisektierertums ist etwas, wozu uns die Praxis zwingt. 

Von dem Argument, dass linker Opportunismus und Revisionismus zwei verschiedene Dinge sind, bin ich noch nicht vollends überzeugt. Außerdem bleibt die Frage, warum es wichtig ist, zwischen Revisionismus und linkem Opportunismus zu unterscheiden. Führt ein falsches Verständnis dazu, Fehler zu machen?

Ich bin sicher, dass es im Großen und Ganzen der Dogmatismus ist, der als erstes aus dem Kampf gegen den Revisionismus hervorgeht. Das Verständnis der Bedrohung durch den Dogmatismus besteht im Übrigen darin, uns vor dem Bruch der Einheit von Theorie und Praxis zu schützen und die richtige Herangehensweise an den wissenschaftlichen Kommunismus zu entwickeln, einen Leitfaden für die Aktion. 

Schließlich zeigt unsere Praxis, dass wir versuchen, eine antisektiererische Rolle zu spielen, und ich glaube, dass dies etwas ist, das in unserem SV deutlicher zum Ausdruck kommen sollte. Ich denke auch, dass die Beziehung zwischen Revisionismus, Dogmatismus, Opportunismus (sowohl rechts als auch links) und Sektierertum in unserer SV deutlicher herausgearbeitet werden könnte.

Referenzen

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Der Protest gegen Krieg, Krise und Sozialkahlschlag ist Aufgabe der Gewerkschaften. So hält auch der DGB in seiner Satzung als Ziel fest „für eine allgemeine und weltweite kontrollierte Abrüstung, für die Verwirklichung und Erhaltung des Friedens und der Freiheit im Geiste der Völkerverständigung“ eintreten zu wollen. Die Position und Politik des DGB spricht jedoch eine andere Sprache: Die Militarisierung wird mitgetragen, der Krieg gegen Russland befürwortet und zum Völkermord in Gaza geschwiegen. Dass längst nicht die gesamte Gewerkschaft hinter diesem Kriegskurs steht, zeigen Aktionen wie die Petition  „Gewerkschaften gegen Aufrüstung“, die von aktiven Gewerkschaftern initiiert wurde und bereits fast 5000 Unterzeichner zählt.

„Der nationale Befreiungskampf ist eine Form des Klassenkampfes“. Interview mit Anwar Khoury – Teil 1 / “The national liberation struggle is a form of...

In Teil 1 des Interviews mit Anwar Khoury, Mitglied des ZK der Palästinensischen Kommunistischen Partei (PalCP), geht um die jüngere Geschichte der kommunistischen Bewegung in Palästina, um die sog. Zweistaatenlösung, um die Strategie der nationalen Befreiung und um die Alliierten im antikolonialen und antiimperialistischen Kampf in der Region. Part 1 of the interview with Anwar Khoury, member of the Central Committee of the Palestinian Communist Party (PalCP), introduces the PalCP, discusses the so-called two-state solution, the strategy of national liberation and the allies in the anti-colonial and anti-imperialist struggle in the region.