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Der kommunistische Klärungsprozess kann beginnen!

Unsere Online-Plattform mit dem Namen BolscheWiki ist nun zugänglich. Ein halbes Jahr nach der Konstituierung der Kommunistischen Organisation sind wir soweit — und ja, ein bisschen stolz sind wir auch. In den letzten Monaten haben dutzende Genossinnen und Genossen an der Erarbeitung und Formulierung der Arbeitsthesen, an der Bereitstellung der Plattform mitgewirkt. Diese Plattform im Wiki-Format ist der Rahmen, in dem wir die Klärung der brennenden Fragen der kommunistischen Bewegung organisieren wollen. Sie ist der Ort an dem wir die Kommunistinnen und Kommunisten, die an diesem Prozess aktiv teilzunehmen bereit sind, zusammenbringen möchten. Aber keine Bange: der Klärungsprozess ist nicht deshalb schon eine rein virtuelle Angelegenheit. Wer mitarbeiten will, kann das ganz praktisch tun. Auch ist die Organisation des Klärungsprozesses nicht die Verabschiedung von der Praxis, sondern vielmehr der Versuch revolutionäre Praxis — ganz im Sinne der Erkenntnisse und Erfahrungen des Wissenschaftlichen Kommunismus — wissenschaftlich anzugehen.

„Ein Gespenst geht um …“

So beginnt das Manifest der Kommunistischen Partei, das vor etwa 170 Jahren zum ersten Mal veröffentlicht wurde. Und heute? Es spukt regelrecht vor lauter Gespenstern. Versetzen wir uns kurz in die Lage derjenigen, die sich für den Kommunismus interessieren, dann erscheint die Kommunistische Weltbewegung als ein Haus voller buntscheckiger Gespenster. Gespenster, die sich allesamt untereinander nicht vertragen, sich gegenseitig des Revisionismus, des Dogmatismus, des Linksradikalismus und so fort bezichtigen. Gleichzeitig beanspruchen alle die Wahrheit zu sagen, ja sie meinen sogar, sich diese wissenschaftlich erarbeitet zu haben. Halten wir nur kurz inne und bleiben wir bei der Außenperspektive: mit welchen Kriterien soll eine Arbeiterin oder ein Arbeiter beurteilen, welche dieser Gespenster nun das Gespenst des Kommunismus ist? Ist es die Partei, die die meisten Leute um sich schart? Oder vielleicht gerade die Partei, die am exklusivsten ist und sich nicht mit den alltäglichen Problemen der Massen, sondern nur mit weltgeschichtlichen Fragen abgibt? Vielleicht aber ist es die Partei, die auf langsame Schritte und Reformen setzt und bereit ist mit allen und jedem zusammenzuarbeiten und sei es um den Preis, dass sie im pluralistischen bunten Bündnis die blutrote Fahne des Kommunismus zum Verblassen bringt? Es könnten aber auch die lautesten und radikalsten Gruppen sein, die, die bereit sind viel zu opfern und alles aufzugeben? Wir könnten jetzt so weiter spekulieren, was so in den Köpfen vieler Menschen vorgehen kann, wenn sie sich der kommunistischen Angebotsvielfalt gegenübersehen. Von Klarheit kann hier nicht die Rede sein. Die Voraussetzung dafür Klarheit nach Außen zu schaffen, ist diese in den kommunistischen Reihen selbst anzugehen.

Klarheit und Einheit

Wir gehen davon aus, dass dieser Zustand den meisten Kommunistinnen und Kommunisten bewusst ist und dass die allermeisten ihn auch beenden wollen. Kaum vorstellbar ist es jedenfalls, dass irgendeine Organisation diese Situation als gut befindet. Wieso aber ist es bis jetzt nicht gelungen, einen organisierten Prozess der Klärung in Gang zu setzen? Hat es denn überhaupt ernsthafte Versuche in diese Richtung gegeben? Wir haben auf diese Fragen keine Antwort und wollen uns auch nicht anmaßen sie zu beantworten, zumal wir uns über die vielen Rückschläge, Niederlagen und Krisen innerhalb der Gesamtbewegung bewusst sind. Was wir aber können, ist zu versuchen an dieser Ernsthaftigkeit und dem Pflichtgefühl aller Kommunisten und Kommunistinnen — ganz gleich ob und in welcher Partei organisiert — zu appellieren und sie aufzufordern sich am Klärungsprozess zu beteiligen. Diese Plattform soll vor der Arbeiterklasse in einer systematischen Form die Argumente der unterschiedlichen Organisationen, Parteien und Einzelpersonen darlegen. Die Positionen sollen nachvollziehbar gemacht werden, so dass Interessierte sich ein Bild vom gegenwärtigen Kommunismus machen können. Es gibt — unserer Ansicht nach — kein gutes Argument sich der Diskussion zu entziehen. Wer von der eigenen Position überzeugt ist, sollte diese auch selbst vertreten und nicht anderen zum Zitieren überlassen. Wir werden unser möglichstes tun, um auf unserer Plattform dafür den nötigen Raum zu schaffen.

Unsere Pflicht gegenüber der Arbeiterklasse

Wir machen uns aber auch nichts vor: wie sehr wir es auch versuchen werden durch Diskussion und Offenheit, durch inhaltliche Klärungsarbeit, die Einheit in der kommunistischen Bewegung herzustellen, es wird uns nicht gänzlich gelingen — zumindest nicht ohne in Kauf zu nehmen, dass diese auf Kosten des revolutionären Charakters der Bewegung geht. Unsere Aufgabe sehen wir darin, am Prozess der Klärung so viele wie möglich zu beteiligen und zu sammeln, auch um der Arbeiterklasse gegenüber transparent zu machen, wer ernsthaft an einer Klärung, und sei es ‚nur‘ an der Behauptung der eigenen Thesen, Interesse zeigt und wer nicht. Ob letztere sich selbst disqualifizieren, kann nur im praktischen Klassenkampf gezeigt werden. Die Glaubwürdigkeit des Kommunismus gegenüber der Arbeiterklasse können wir nur wiedererlangen, wenn wir uns ernsthaft um Klarheit und Einheit bemühen.

Organisation

Es ergibt sich quasi von selbst, dass wir den Prozess der Klärung deshalb so transparent und offen wie möglich gestalten müssen, damit diese auch gesehen und erkannt werden kann. Dieser Klärungsprozess muss der Arbeiterklasse gegenüber durch kommunistische Agitation und Propaganda vermittelt werden. Wir stellen uns den Klärungsprozess nicht als eine Phase des innerkommunistischen Austauschs vor, der erst beendet werden muss, bevor wir uns der Arbeiterklasse zwecks Organisierung zuwenden. Schon von Anbeginn ist der gesamte Prozess der Klärung selbst ein zu vermittelnder Akt der Organisierung. Um diesen Prozess zielführend zu stemmen, braucht es einer festen Organisation und kollektiver, disziplinierter Arbeit. So offen auch die Teilnahme am Klärungsprozess ist, so geschlossen und kollektiv muss die Organisierung dieses Prozesses sein. Für diese Zielführung übernehmen wir als Kommunistische Organisation die Verantwortung. Damit geht die Pflicht einher, Diskussionen, die wir anstoßen auch zu beenden und die notwendigen praktischen Schlussfolgerungen aus der Klärung zu ziehen.

Zum BolscheWiki

Auf unserer Wiki-Seite könnt ihr mehr über die praktischen Fragen im Zusammenhang mit dem Klärungsprozess erfahren und euch unsere bisherige Arbeit an den Arbeitsthesen ansehen und selbstverständlich kritisieren, ergänzen und euch einbringen. Den Kommunismus müssen wir machen. Macht mit!

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Während in der BRD die bedingungslose Unterstützung Israels als „Ersatz- Antifaschismus" spätestens ab 1952 zunehmend zur „Staatsräson" wurde, erkannten sich die DDR und Israel bis zur Konterrevolution 1989/90 nicht gegenseitig an. Stattdessen wurde die DDR zu einem wichtigen Alliierten der palästinensischen Befreiungsbewegung.

Interview: „The crisis in Germany“

Two of our comrades were guests on the Marx, Engels, Lenin Institute podcast to discuss the current political and economic situation in Germany. Starting with the end of the ‘Ampel’ coalition government, and moving on to an assessment of the AfD and BSW and the development of the German economy, we talk about topics and issues that continue to cause controversy and raise questions within the left-wing and communist movement in Germany.