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Diskussionsbeitrag zu Vorfeldstrukturen

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Mina Pawlitschenko

„Eine der wesentlichen Kriterien für Massenarbeit und Massenorganisationen ist, dass sie keine „Vorfeldorganisationen“ sind, die an der Partei hängen, von ihr indirekt bestimmt werden und letztendlich die Eigenständigkeit und Handlungsfähigkeit der Massen lähmen. Die Eigenständigkeit ist sowohl für die Entwicklung der Arbeiter in den Massenorganisationen wichtig, als auch für die Entwicklung der Kommunisten in den Massenorganisationen. Der ideologische Kampf, der überall geführt werden muss, muss offen diskutieren, alle Fragen ansprechen, alle Widersprüche benennen können. Kommunisten können sich nicht zurücklehnen und sich auf Parteitagsbeschlüsse beziehen und damit vermeintlich Fragen beantwortet haben. Unser Ziel ist, dass die Kommunistische Organisation/Partei und ihr Programm so weit wie möglich verbreitet ist, dass ihre Ziele hegemonial in der Arbeiterbewegung sind, dass opportunistische und reformistische Kräfte zurückgedrängt werden. Dieses Ziel erreichen wir aber nur, wenn wir uns mit offenem Visier den Widersprüchen und Problemen stellen. In Massenorganisationen führen wir den ideologischen Kampf als Mitglieder der KO/KP, als Kommunisten, aber nicht als delegierte Stellvertreter, sondern als aktive und vorangehende Teile der Massenorganisation.“

Dies steht im Leitantrag zu Vorfeldorganisationen. Aus meiner Sicht werden darin Tatsachen geschaffen, die nicht der Realität entsprechen müssen. Eine Vorfeldorganisation definiert sich aus meiner Sicht dadurch, dass sie eine Struktur bzw. Organisation ist, die direkt in eine Partei/Organisation eingebettet ist oder von ihr gegründet ist und so in einem klaren Verhältnis zu ihr steht. Damit profitiert die Struktur von der Unterstützung der Partei/Organisation und die Partei/Organisation profitiert, weil sie aus der Struktur Leute rekrutieren kann. Die Frage ist, welche Kriterien legt man für eine Vorfeldorganisation noch an und worin unterscheidet sie sich dann von den Massenorganisationen.

Aus meiner Sicht sollte und kann man das im Leitantrag beschriebene Kriterium, dass die Vorfeldstruktur einfach nur Beschlüsse der Partei umsetzt und sich Mitglieder der Partei darin zurücklehnen und nur Befehle erteilen, nicht als Kriterium anführen. Solche Strukturen können langfristig nicht bestehen, weil kaum Menschen bereit sind, einfach nur irgendwelche Beschlüsse umzusetzen, die sie im schlimmsten Fall noch nicht einmal verstehen. Aus meiner Sicht ist das entscheidende Kriterium, dass Vorfeldorganisationen ein offenes Angebot der Partei/Organisation sind und ihr Verhältnis zur Partei/Organisation auch klar benannt wird. Dennoch müssen aus meiner Sicht, genauso wie in Massenorganisationen auch, dort die Entscheidungen getroffen werden. Dafür müssen wir als Kommunisten und Kommunistinnen dort diskutieren und können uns eben nicht auf die faule Haut legen. Ganz im Gegenteil würde ich behaupten, dass wir uns als Kommunistinnen und Kommunisten niemals zurück lehnen können, sondern unsere Sichtweisen und Meinungen immer diskutieren und dabei offen auftreten müssen – auch wenn das Einzelpersonen von uns vielleicht auf Grund ihres Jobs nicht tun können. Außerdem kann man aus meiner Sicht auch für diese Organisationen die Kriterien unserer Massenarbeit anlegen. Egal wo wir sind, sollten wir die Selbstaktivierung der Menschen vorantreiben und einen solidarischen Umgang pflegen und initiieren. Ich verstehe nicht, warum das in Vorfeldstrukturen nicht genauso funktionieren sollte, wie in Massenorganisationen. Wenn das entscheidende Argument ihre Abhängigkeit sein soll, sollten wir Abhängigkeit und Unabhängigkeit nochmal genauer definieren. Grade die Frage, ob Massenorganisationen wirklich unabhängig von der Organisation/ Partei sind, stelle ich mir. Was bedeute den „unabhängig“? De facto ist es so, dass wir diese Strukturen entweder aufbauen und/ oder eine wichtige Rolle in ihnen spielen. Das bedeutet, dass wir dort Zeit, Wissen und vor allem auch Geld hineinstecken. Ohne uns wären diese Strukturen nicht aufgebaut worden und/oder würden nicht in der Form funktionieren, wie sie es tun. Ich weiß, dass sich Unabhängigkeit im Leitantrag auf finanzielle Mittel und Parteibeschlüssen gemeint ist, aber diese Unabhängigkeit sollten wir wirklich überall forcieren, oder?. Umgekehrt: gerade wenn die Massenorganisationen unabhängig sein sollen, brauchen wir auch Strukturen, die in einer Abhängigkeit von uns sind und klar als Angebote der kommunistischen Organisation beworben werden können. Denn Möglichkeit zu lernen sich selbst zu organisieren, zu bilden und für sein Handeln Verantwortung zu übernehmen, kennt in Massenorganisationen Grenzen. Nicht Grundlos sagen wir, dass die Kommunistische Partei die Avantgarde der Arbeiterklasse in sich vereint. Demnach muss auch ihr Grad der politischen Klarheit und der Organisierung höher sein, als der in Massenorganisationen. Vorfeldstrukturen können hier ein wichtiges Bindeglied darstellen. Denn diese Strukturen haben einen sehr entscheidenden Vorteil gegenüber Massenorganisationen. Sie haben nicht den Anspruch die Massen zu organisieren und können deswegen voraussetzungsvoller als Massenorganisationen sein. So können Menschen die wir in den Massenorganisationen gewonnen haben und die sich für die KO interessieren, über Vorfeldorganisationen näher an uns gebunden werden. Gerade für Sympathisanten und Unterstützer unserer Organisation könnten Vorfeldstrukturen eine wichtige Rolle spielen. Aber in den Vorfeldstrukturen können auch Menschen eingebunden werden, die aktuell in keine unserer Massenorganisationen – weil wir sie noch nicht geschaffen haben – gehen können und trotzdem ein großes Interesse an uns als Organisation haben. In diesen Strukturen kann man die Menschen mit unseren Inhalten vertraut machen und entwickeln. Diese Struktur bietet uns die Möglichkeit die Leute kennen zu lernen. Das Einbinden von nicht in den Massenorganisationen organisierten Menschen ist sicherlich eine Maßnahme, die aus der Schwäche resultiert, dass wir noch nicht in allen Bereichen Massenorganisationen mit verschiedenen sozialen und kulturellen Angeboten haben und dementsprechend nicht alle Leute darin einbinden können. Dagegen aber ein Potential, was wir aus unserer derzeitigen Schwäche nicht außer Acht lassen dürfen. Aber gerade damit die Massenorganisationen Massenorganisationen bleiben können und zu keinen kommunistischen Richtungsorganisationen werden, sind Vorfeldorganisationen auch noch bei voll entwickelten Massenorganisationen eine wichtiges Bindeglied zur Organisation/Partei.

Wir haben sehr gute Erfahrungen mit einem Lesekreis gemacht, der wohl eher die Kriterien einer Vorfeldstruktur erfüllt, als die einer Massenorganisation. Jetzt könnte man das Argument heranziehen, dass wir dort versuchen Menschen anhand ihrer kulturellen Bedürfnisse zu organisieren und der Lesekreis deswegen einen Massenorganisation ist, allerdings finde ich, dass wir es uns damit zu einfach machen. Denn de facto ist dies offiziell der Lesekreis der KO, zudem Menschen aus zwei Gründen kommen. Zum einen kommen Leute, die es einfach cool bei uns finden und Lust haben sich zu bilden. Auf der anderen Seite kommen einige auch, weil sie uns als Organisation spannend finden und sich weitergehend politisch 0rganisieren wollen. Wenn wir diesen Lesekreis nicht hätten, hätten wir grade keinerlei Möglichkeit diese Leute einzubinden. Auf der anderen Seite wäre es falsch in unserer gewerkschaftlichen oder betrieblichen Arbeit einen kommunistischen Lesekreis anzubieten, da das Leute aus unserer Massenarbeit überfordern und ausschließen würde. Auch mit anderen Projekten, wie zum Beispiel Wanderungen der KO, haben wir ein Angebot, welches gut angenommen wird und in dem wir in Kontakt mit Menschen kommen, mit ihnen diskutieren können und ihnen aufzeigen können, was ein solidarischer Umgang untereinander bedeutet. Auch bei diesen Angeboten können Verantwortungen übernommen werden, was zur Selbstaktivierung beiträgt und wir pflegen einen solidarischen Umgang untereinander. Diese Beispiele zeigen mir, dass Kommunistische Arbeit in den Massen mehr ist, als Menschen in Massenorganisationen zu organisieren und wir keine Möglichkeit außer Acht lassen sollten unsere Positionen und unsere Vorstellung einer besseren und solidarischen Welt in die Massen hereinzutragen und ihnen die Möglichkeit zu geben, sich zu entwickeln und zu bilden.

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