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Ob Buchenwald oder Gaza: Das rote Dreieck ist ein Symbol des Widerstands! 

In Berlin ist vor Kurzem das rote Dreieck per Auflage durch die Polizei auf Demos verboten worden. Eine gesetzliche Grundlage gibt es dafür nicht: Zuletzt war von SPD, CDU und der Springer-Presse gefordert worden, das Dreieck als „Kennzeichen der Hamas“ zu verbieten. Einen entsprechenden Beschluss gibt es aber nicht — und selbst wenn es ihn gäbe, wäre dieser exekutive Akt nicht rechtskräftig, sondern nur eine Meinungsäußerung des Bundesinnenministeriums.1 Zuvor war bereits in der Verbotsverfügung von Palästina Solidarität Duisburg (PSDU) vom Verfassungsschutz NRW behauptet worden, dass das Dreieck „von Teilen der pro-palästinensischen Szene verwendet“ werde, „um auf unauffällige Weise die Solidarität mit terroristischen palästinensischen Gruppen wie der HAMAS zum Ausdruck zu bringen.“2

Das rote Dreieck tauchte im Oktober erstmals in Videos der Qassam-Brigaden auf, um feindliche militärische Ziele zu markieren. Es wurde schnell kopiert und ist mittlerweile zu einem allgemeinen Symbol des palästinensischen Widerstands geworden.3

Absurder Weise wird das rote Dreieck von den Berliner Behörden aber nicht nur unter Verweis auf die Hamas verboten, sondern auch, weil es ein Nazi-Kennzeichen sei. Gemeint ist damit der rote Winkel, den politische Gefangene in den KZs der deutschen Faschisten tragen mussten. Ähnlich argumentierte zuvor bereits der rassistische und kriegstreiberische Online-Blog „Ruhrbarone“, als er PSDU und der Palästina-Solidaritätsbewegung in Deutschland vorwarf, ein Nazi-Symbol zu benutzen.4

Diese Art der Argumentation ist nicht nur extrem perfide und ein weiterer Versuch, die Palästinenser und die in großen Teilen von Linken, Antifaschisten und Internationalisten getragene Palästina-Solidaritätsbewegung als politische „Erben“ des deutschen Faschismus darzustellen. Sie ist auch ein Ausdruck der deutsch-bürgerlichen Ignoranz bzw. um Ross und Reiter zu benennen: der BRD-imperialistischen Geschichtsverfälschung. Denn der rote Winkel wurde von denen, die ihn trugen – von den Kommunisten, Sozialisten und Antifaschisten – von einer Markierung durch die Nazi-Henker zu einem Symbol des Widerstands umgeformt und so angeeignet. Deshalb war und ist der rote Winkel seither ein Symbol des Antifaschismus: Es war in der DDR „überall präsent“, wie es in einem Text der Bundeszentrale für politische Bildung abschätzig heißt;5 und es ziert bis heute Denkmäler für den antifaschistischen Widerstand und Wappen antifaschistischer Organisationen in verschiedenen Ländern, nicht zuletzt der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA). 

2020 gab die International Federation of Resistants Fighters, Association of Antifascists (FIR) folgende Erklärung heraus:

Wir erklären deutlich: Unsere Organisationen stehen zur Tradition des antifaschistischen Kampfes. Das Symbol des gemeinsamen Handelns der Häftlinge in den deutschen Konzentrations- und Vernichtungslagern war der „rote Winkel“, den wir als Ehrenzeichen begreifen. 

Ob im italienischen Verband der Deportierten ANED, im österreichischen KZ-Verband, im Logo der deutschen VVN-BdA und in vielen anderen Verbänden – der „rote Winkel“ ist unser gemeinsames Symbol, auf das wir stolz sind und mit dem wir die Tradition des antifaschistischen Vermächtnisses der Überlebenden an die jungen Generationen weitergeben. Die FIR und ihre Mitgliedsverbände, sowie antifaschistische Organisationen in der ganzen Welt können mit Stolz dieses Symbol vorzeigen. 

Wer dieses Symbol denunziert, missachtet nicht allein die Opfer faschistischer Verfolgung, sondern will die Idee des Antifaschismus insgesamt denunzieren. Dagegen leisten wir gemeinsam Widerstand.6 

Diese Erklärung ist heute umso aktueller! Es ist ein historischer Zufall, dass der palästinensische Widerstand ein genuines Symbol des Widerstands hervorgebracht hat, das sich mit einem zentralen Symbol des europäischen antifaschistischen Widerstands deckt. Als Antifaschisten und Internationalisten, die in der Tradition des historischen Widerstands gegen den Faschismus stehen und die zugleich solidarisch mit dem palästinensischen Widerstand sind, erklären wir: Das rote Dreieck ist heute umso mehr und im doppelten Sinne ein Symbol des Widerstands aller Völker und aller die Freiheit liebenden Menschen! Es ist ein Symbol des Kampfs gegen Rassismus, Faschismus und imperialistischen Krieg! Als solches halten wir es hoch — und wir sind stolz darauf! 

Von Stalingrad bis Jenin, von Buchenwald bis Gaza — es lebe der Widerstand gegen Faschismus & Genozid! 

Kampf dem deutschen Geschichtsrevisionismus! Nieder mit dem deutschen Imperialismus! Nie wieder ist jetzt! 

  1. https://www.jungewelt.de/artikel/477358.palästina-parolen-das-ministerium-kann-das-nicht-entscheiden.html ↩︎
  2. https://www.psdu-verbot.info/blog/verbotsverfuegung-psdu
    ↩︎
  3. https://www.mintpressnews.com/kuffiyehs-watermelon-revealing-meaning-palestinian-symbols/287155/ ↩︎
  4. https://www.ruhrbarone.de/palaestina-solidaritaet-duisburg-markiert-unterstuetzer-israels-mit-zeichen-der-hamas-oeffentlich-als-terrorziele/229673/ ↩︎
  5. https://www.bpb.de/themen/erinnerung/geschichte-und-erinnerung/39817/erinnerungskultur-in-der-ddr ↩︎
  6. https://www.frankfurter-info.org/news/wir-zeigen-mit-stolz-den-roten-winkel ↩︎

Aktuelles

Palästina und die DDR – Befreiungskampf als Staatsräson?

Während in der BRD die bedingungslose Unterstützung Israels als „Ersatz- Antifaschismus" spätestens ab 1952 zunehmend zur „Staatsräson" wurde, erkannten sich die DDR und Israel bis zur Konterrevolution 1989/90 nicht gegenseitig an. Stattdessen wurde die DDR zu einem wichtigen Alliierten der palästinensischen Befreiungsbewegung.

Interview: „The crisis in Germany“

Two of our comrades were guests on the Marx, Engels, Lenin Institute podcast to discuss the current political and economic situation in Germany. Starting with the end of the ‘Ampel’ coalition government, and moving on to an assessment of the AfD and BSW and the development of the German economy, we talk about topics and issues that continue to cause controversy and raise questions within the left-wing and communist movement in Germany.