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Antwort auf Mina Pawlitschenkos Diskussionsbeitrag zu Vorfeldstrukturen

Beitrag zur Diskussion um den Leitantrag – keine Positionierung der Kommunistischen Organisation (siehe Beschreibung der Diskussionstribüne)

von Feliks Bär

Die Genossin Mina hat mit ihrem Beitrag zu Vorfeldstrukturen einen Punkt getroffen, der meiner Meinung nach im Leitantrag noch nicht ausreichend abgebildet ist. Deshalb habe ich mich über den Beitrag gefreut. Dennoch teile ich die Schlussfolgerungen der Genossin nicht. Warum möchte ich im Folgenden kurz darstellen.

Zunächst erscheint es mir sinnvoll zu definieren, was eine Vorfeldorganisation ausmacht. Die Genossin Mina schreibt:

„Eine Vorfeldorganisation definiert sich aus meiner Sicht dadurch, dass sie eine Struktur bzw. Organisation ist, die direkt in eine Partei/Organisation eingebettet ist oder von ihr gegründet ist und so in einem klaren Verhältnis zu ihr steht.“

Das ist auf jeden Fall richtig, in meinen Augen aber noch nicht ausreichend als Definition. Ich denke, es ist für uns sinnvoll die Vorfeldorganisation von der Massenorganisation und der Partei abzugrenzen.

In Abgrenzung zur Massenorganisation wird eine Vorfeldorganisation, wie es die Genossin Mina korrekt beschreibt, von der Partei geleitet. Was das konkret heißt, wird am Beispiel der Antifaschistischen Aktion deutlich. Die KPD hat ihren Führungsanspruch immer offen kommuniziert und keinen Zweifel daran gelassen, dass der Kampf gegen den Faschismus zugleich den Kampf um die Diktatur des Proletariats bedeutet. Die Gründung der Antifaschistischen Aktion 1932 erfolgte nach einer Analyse der gesellschaftlichen Verhältniss, des erstarkenden Faschismus und bedeutete eine Neuausrichtung der Praxis der KPD. Dabei konnte sie natürlich auf einen ganz anderen Bewusstseinsstand der Arbeiterklasse aufbauen als dies heute der Fall ist. Die Grundlage für den Aufbau der Antifaschistische Aktion war, dass die KPD bereits einen gesellschaftlichen Einfluss hatte und durch ihre ideologische Klarheit und Erfahrung in der Lage war, ihren Mitlgiedern klare Anweisungen für die Arbeit in der Antifaschistischen Aktion zu geben. Letztlich waren die Diskussionen also auch andere als sie vielleicht in einem offenen Treffen geführt worden wären. Kurzum: die KPD war in der Lage die Führung zu übernehmen und ihre Führungsrolle wurde akzeptiert. Entscheidend ist meiner Meinung nach aber, dass die gesellschaftlichen Bedingungen diese Form der Organisierung notwendig gemacht hatten und der Bewusstseinsstand der Klasse bereits relativ hoch war.

Anders als Massenorganisationen können Vorfeldorganisationen meiner Meinung nach auch nur auf nationaler Ebene entwickelt werden, da nur dann der Führungsanspruch durch die KP durchgesetzt und eine richtige Orientierung entwickelt werden kann. Eine lokale Gliederung wird nicht in der Lage sein das nationale Gesamtinteresse der Arbeiterklasse und die Erfordernisse des Klassenkampfes in der notwendigen Weise im Blick zu behalten.

Im Gegensatz zur Kommunistischen Partei vertritt eine Vorfeldorganisation nicht das Gesamtinteresse der Arbeiterklasse, sondern ein Teilinteresse. Auch organisieren sich in ihr nicht nur Kommunisten, sondern auch anders denkende Teile der Arbeiterklasse und darüber hinaus. Entscheidend ist, dass sie das Ziel der Vorfeldorganisation teilen. Demzufolge sind die Diskussionen die in der Vorfeldorganisation geführt werden aber immer noch andere als die in der KP.

Es mag Zeiten geben, in denen sich der Klassenkampf massiv zugespitzt hat, in denen das Kapital erneut auf den Faschismus setzt und in denen die Arbeiterbewegung grundsätzlich in ihrer Existenz bedroht wird. In diesen Zeiten kann es richtig sein auf Vorfeldstrukturen zu setzen – ähnlich wie es die KPD 1932 mit der Antifaschistischen Aktion getan hat. Denn es geht dann vor dem Hintergrund einer gestiegenen Repressionsgefahr (durch Staat und/oder Faschisten) vorrangig darum den Selbstschutz zu organisieren und neue Möglichkeiten für uns Kommunisten zu schaffen um zu wirken.

Die Genossin Mina nennt als Beispiel für eine Vorfeldorganisation aber einen Lesekreis und geht von den heutigen Kampfbedingungen aus. Ich würde sagen ein solches Angebot kann heute keine Vorfeldorganisation sein. Die Genossin gibt sich im Grunde auch selbst die Antwort darauf was ein Lesekreis oder ähnliche Angebote stattdessen sind. Entweder sind sie tatsächlich Massenorganisationen in denen konkrete Bedürfnisse der Klasse unter Berücksichtigung unserer Prinzipien für die Massenarbeit organisiert werden. Wenn wir beim Beispiel des Lesekreises bleiben, dann könnten wir ihn sogar in bestehenden Organisationen der Arbeiterklasse wie den Gewerkschaften umsetzen. Oder wir organisieren beispielsweise im Stadtteil ein Lesecafe. Wichtig ist dann aber tatsächlich, dass wir gemeinsam, solidarisch und gleichberechtigt mit allen anderen Aktiven in der Massenorganisation entscheiden was wir lesen wollen und es gemeinsam organisieren. Im Mittelpunkt steht dabei vor allem die Frage des sich Organisierens für ein Interesse und somit das Sammeln wichtiger Erfahrungen für den Klassenkampf.

Oder wir organisieren die Angebote direkt als KO. Es spricht in meinen Augen nichts dagegen beispielsweise einen Lesekreis zu organisieren in dem wir die Inhalte vorgeben und zu dem wir unser Umfeld oder auch Interessierte einladen. Das selbe gilt meiner Meinung nach auch für Wanderungen oder ähnliches wie es die Genossin beschreibt. Ich finde es richtig, dass wir auch lernen, offen als Organisation nach außen zu treten und unsere Weltsicht zu vertreten. In diesem Fall geht es uns vor allem darum Propaganda- und Aufklärungsarbeit zu leisten.

Beide Formen entsprechen jedoch nicht dem gezeichneten Bild einer Vorfeldstruktur. Es ist auch richtig, dass wir heute in erster Linie auf Massenorganisationen setzen. Denn nur wenn wir durch die Massenarbeit eine Verankerung in der Arbeiterklasse erreicht haben, eine ideologisch gefestigte und erfahrene KP aufgebaut haben, werden wir in der Lage sein auf die Angriffe des Kapitals auch in angemessener Weise zu reagieren. Der erste Schritt für uns Kommunisten heute ist es wieder auf Tuchfühlung mit der Arbeiterklasse zu gehen, uns gemeinsam zu organisieren und auf Basis unserer Erfahrungen wieder einen wissenschaftlichen Apparat aufzubauen. So schaffen wir die Grundlagen dafür, dass wir, wenn die Zeiten es erfordern, auch in der Lage sind den Kampf anderweitig zu organisieren.

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