Der Sahel strebt nach Souveränität

Themen: Imperialismus und Neokolonialismus

Die Bilder in diesem Dossier zeigen den Alltag der Arbeiterklasse im Sahel – die Basis für die vom Volk unterstützten Militärputsche in der Region. Die Fotos von Pedro Stropasolas (Brasil de Fato) dokumentieren die Internationale Konferenz für Solidarität mit den Völkern der Sahelzone in Niamey, Niger (November 2024), zeigen Bilder aus Sakété, Benin (Juli 2025) sowie aus Ouagadougou und Koubri, Burkina Faso (Juli 2025).

Anlässlich des zweiten Jahrestages der Gründung der Allianz der Sahelstaaten (AES) spiegeln wir das kürzlich auf Englisch und heute auf Deutsch erschienene Dossier des Tricontinental Institute zum Kampf der Völker Westafrikas gegen Kolonialismus, Neokolonialismus und für sozialen Fortschritt.

Internationale Solidarität braucht inhaltliche Auseinandersetzung. Daher wollen wir, wie schon bei unserem Kongo-Dossier, einen kleinen Beitrag leisten, um auf Deutsch einen Zugang zu diesem wichtigen und hochaktuellen Thema zur Verfügung zu stellen.

Redaktion der Kommunistischen Organisation

Einleitung

Im September 2023, kurz nach den von progressiven Fraktionen des Militärs geführten Staatsstreichen, trafen sich die Staatschefs von Burkina Faso, Mali und Niger in Bamako (Mali), um die Charta von Liptako-Gourma zur Gründung der Allianz der Sahelstaaten (AES) zu unterzeichnen.1 Artikel VI der Charta legt fest:

Jeder Verstoß gegen die Souveränität und territoriale Integrität einer oder mehrerer Vertragsparteien gilt als Angriff auf die anderen Parteien und begründet eine Pflicht zur Hilfe und Unterstützung durch alle Parteien, einzeln oder gemeinsam, einschließlich der Anwendung von Waffengewalt, um die Sicherheit innerhalb des von der Allianz abgedeckten Gebiets wiederherzustellen und zu gewährleisten.2

Die Gründung der AES war eine direkte Reaktion auf die Drohung der Wirtschaftsgemeinschaft westafrikanischer Staaten (ECOWAS) in Niger militärisch zu intervenieren, nach dem von der Bevölkerung unterstützten Militärputsch in diesem Land. ECOWAS verhängte gemeinsam mit der Afrikanischen Union (AU) Sanktionen und suspendierte die Mitgliedschaft aller drei AES-Mitgliedstaaten nach ihren jeweiligen Staatsstreichen: Mali im August 2020, Burkina Faso im Januar 2022 und Niger im Juli 2023.

Im Januar 2024 kündigten Burkina Faso, Mali und Niger gemeinsam ihren Austritt aus der ECOWAS an. Die Entscheidung, die im Januar 2025 offiziell wurde, wurde wie folgt begründet:

Die tapferen Völker von Burkina Faso, Mali und Niger stellen mit tiefem Bedauern und großer Enttäuschung fest, dass die Organisation [ECOWAS] von den Idealen ihrer Gründerväter und vom Panafrikanismus abgekommen ist. Sie dient nicht mehr den Interessen ihrer Völker, sondern ist zu einer Bedrohung für ihre Mitgliedstaaten und Bevölkerungen geworden, deren Glück sie eigentlich garantieren sollte.3

Die Führer der AES – Assimi Goïta aus Mali, Ibrahim Traoré aus Burkina Faso und Abdourahamane Tchiani aus Niger – verdanken all drei ihren Aufstieg den Volksaufständen und sind vereint in ihrer Ungeduld mit der pro-westlichen Politik der ECOWAS. Sie repräsentieren eine neue Generation von Militäroffizieren, die die weit verbreitete öffentliche Frustration über den französischen Neokolonialismus kanalisieren, und ihr Austritt aus der ECOWAS hat seine Wurzeln in den historischen Beschränkungen dieses Blocks.

Die ECOWAS war 1975 mit panafrikanischer Rhetorik von Führern wie Ghanas General Acheampong und dem Versprechen gegründet worden, dass sie als neue regionale Organisation „Jahrhunderte der Spaltung und künstlichen Barrieren, die Westafrika von außen auferlegt wurden, beseitigen würde”. Aber ihre Wirkung war schon immer begrenzt. In Wirklichkeit wurde sie gegründet, um sich auf wirtschaftliche Fragen wie die Schaffung eines gemeinsamen Marktes zu konzentrieren, ohne ernsthafte Ziele für eine politische Integration zu verfolgen.4 Diese sowieso begrenzten Möglichkeiten wurden sofort durch interne Spaltungen und, was noch wichtiger ist, durch konkurrierende externe Loyalitäten behindert. Die parallele frankophone Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft (CEAO), die von Frankreich unterstützt wurde, untergrub oft die Ziele des Blocks. Dies zeigte sich während der Tschad-Krise von 1979–1981, als Frankreich und die CEAO die Friedensmission Nigerias untergruben und sie zu einem Misserfolg für die ECOWAS und einen Sieg für den eigenen Block machten. Desweiteren behinderten bilaterale Militärbündnisse zwischen Frankreich und seinen ehemaligen Kolonien die Bemühungen um eine gemeinsame Verteidigungsstrategie.5

Es ist diese Geschichte innerer Spaltungen und anhaltender ausländischer Einflussnahme, die die heutige Sichtweise der AES prägt. Die Allianz argumentiert, dass die ECOWAS inzwischen als regionaler Vollstrecker externer Interessen fungiert und ihre Gründungsprinzipien verraten hat, indem sie „unter den Einfluss ausländischer Mächte“ geriet.6 Folglich bekräftigten die Mitgliedstaaten auf dem Gipfeltreffen in Niamey, auf dem die AES ins Leben gerufen wurde, dass ihr Austritt aus der ECOWAS endgültig sei, auch wenn sie den Übergang zu einer zivilen Regierung planen.

Obwohl etablierte Sicherheitsinstitutionen, politische Kommentatoren und Nichtregierungsorganisationen das Versagen der ECOWAS und anderer Sicherheitspartnerschaften bei der Gewährleistung nachhaltiger Sicherheit in der Region anerkennen, verurteilten sie die von der AES ergriffenen Maßnahmen weitgehend als „schweren Schlag für ein regionales Integrationsprojekt“, der wahrscheinlich zu „größeren Brüchen“ führen und „die sich verschlechternde [Sicherheits-]Lage“ in der Region „verschärfen“ würde.7 Aber in der Sahelzone entsteht eine Gegenerzählung. Nicht nur aus Sicht der politischen Führer der AES, sondern auch aus Sicht lokaler Basisorganisationen und der breiten Bevölkerung entstand das Bündnis vor dem Hintergrund der allgemeinen Unsicherheit und Ungleichheit, mit denen viele Länder des Globalen Südens zu kämpfen haben, die sich aktiv mit Fragen der Souveränität und Entwicklung auseinandersetzen. Für die Mitglieder der AES markierte das Jahr 2023 einen kollektiven Bruch mit gescheiterten Sicherheitsvereinbarungen (wie der G5 Sahel), der delegitimierten Führung regionaler Gremien wie der ECOWAS und der AU sowie langjährigen und ungleichen politischen Verflechtungen mit der Europäischen Union, Frankreich und den Vereinigten Staaten – alle gestützt durch jahrzehntelange neoliberale Wirtschaftspolitik.8

Dieses Dossier untersucht die Entstehung der AES. Wir sehen diese neue Formation als Beispiel für antiimperialistischen Regionalismus im Zusammenhang mit der Frage, wie Staaten des Globalen Südens mit Souveränität, Abhängigkeit und internen und externen Sicherheitsherausforderungen umgehen. Das Dossier lädt zum Nachdenken und zur Debatte über die Bedeutung und die Auswirkungen dieser Rückkehr auf den Weg der Souveränität ein – nicht als nostalgischer Nationalismus, sondern als mutiger und notwendiger Versuch, angesichts des Hyperimperialismus politische Autonomie, wirtschaftliche Selbstbestimmung und zivilisatorische Würde zurückzugewinnen.

Von der Kolonialherrschaft zur Unabhängigkeit


Burkina Faso, Mali und Niger sind Binnenstaaten, deren Territorien sich zum großen Teil über den südlichen Rand der Sahara erstrecken. Zusammen machen sie etwa 45 % der Landmasse Westafrikas und 17 % seiner Bevölkerung aus, was insgesamt 73 Millionen Menschen entspricht (Niger: 26,2 Millionen; Mali 23,8 Millionen; Burkina Faso 23 Millionen).9 Diese Nationen teilen tief verwurzelte kulturelle Normen, mit einer starken Betonung gemeinschaftlicher Werte, mündlicher Überlieferungen, einer überwiegend agrarischen Lebensweise und gesellschaftlichen Strukturen und einem Alltag, die stark von der vorherrschenden Religion, dem Islam, geprägt sind.

Wie ein Großteil Westafrikas erlebten diese Länder während des Zweiten Weltkriegs die Widersprüche der Kolonialherrschaft besonders deutlich. Die Landung in der Normandie gehört zwar zu den berühmtesten Momenten der französischen Militärgeschichte, doch wird dabei oft übersehen, dass viele der Soldaten und Arbeitskräfte, die zum Sieg über Nazi-Deutschland beitrugen, Afrikaner aus französischen Kolonien waren, darunter aus den heutigen Staaten Burkina Faso, Mali und Niger. Ihr Opfer auf europäischem Boden trug zu einem wachsenden politischen Bewusstsein bei und legte den Grundstein für die Forderungen nach Gleichberechtigung und Selbstbestimmung in der Nachkriegszeit.10

Nach dem Krieg und ermutigt durch den aufstrebenden sozialistischen Block verstärkte sich der Ruf nach Unabhängigkeit. In Niger beispielsweise wurde 1946 die Nigerische Fortschrittspartei (PPN) und angeschlossen an die Afrikanische Demokratische Versammlung (RDA), eine panafrikanische, antikoloniale Bewegung unter der Führung von Persönlichkeiten wie Modibo Keïta in Mali und Ahmed Sékou Touré in Guinea gegründet. Die RDA forderte zunächst die Gleichbehandlung mit französischen Bürgern, wandte sich jedoch bald der Forderung nach vollständiger Unabhängigkeit zu. In Burkina Faso schloss sich die Partei Voltaische Union (UV) der RDA an, in der Hoffnung, eine regional koordinierte nationale Befreiungsfront aufzubauen, doch die UV löste sich schließlich unter französischem Druck auf. Dieses politische Erwachen legte den Grundstein für die nationalen Befreiungskämpfe in Westafrika.

Nach der kostspieligen Niederlage in Vietnam 1954 und inmitten des eskalierenden Krieges in Algerien (1954–1962) sah sich Frankreich zunehmendem Druck im In- und Ausland ausgesetzt. Aus Angst vor einem vollständigen Verlust seines wirtschaftlichen und politischen Einflusses in Afrika rief der neu an die Macht zurückgekehrte Präsident Charles de Gaulle 1958 im Rahmen der neuen Verfassung der Fünften Republik ein Referendum aus. Das Referendum bot den afrikanischen Kolonien zwei Möglichkeiten: mit „Ja” zu stimmen, um Teil der französisch-afrikanischen Gemeinschaft unter französischem Einfluss zu bleiben (die sogenannte „Übergangsoption”, die eine aufgeschobene Unabhängigkeit versprach, während wichtige Befugnisse in französischer Hand blieben), oder mit „Nein” zu stimmen, um sofortige Unabhängigkeit zu erlangen, aber der Gefahr eines plötzlichen Rückzugs Frankreichs und drohender wirtschaftlicher Instabilität ausgesetzt. Djibo Bakary, Gründer der Sawaba-Partei (auf Hausa „Freiheit“) und späterer Regierungschef Nigers nach den ersten Wahlen 1957, führte die „Nein“-Kampagne an. Letztendlich stimmte nur Guinea unter der Führung von Sékou Touré erfolgreich mit „Nein“ und wurde 1958 als erste westafrikanische französische Kolonie unabhängig.

Befürworter eines vollständigen Bruchs mit Frankreich wie Bakary wurden im Inland unterdrückt und von Kolonialkollaborateuren, darunter traditionelle Führer, Kolonialverwalter und Évolués (was so viel wie „die Fortgeschrittenen“ bedeutet, Afrikaner, die an französischen Institutionen ausgebildet worden waren, begrenzte Rechte oder einen bestimmten Status erhielten und darauf vorbereitet wurden, der Kolonialordnung zu dienen), an den Rand gedrängt.11 Um das Referendum in Niger zu sabotieren und die Sawaba-Partei zu untergraben, welche ebenfalls gegen die französische Urangewinnung gekämpft hatte, entsandte de Gaulle einen neuen Gouverneur: Don Jean Colombani. Die Regierung Colombani nutzte ihre totale Kontrolle über wichtige staatliche Institutionen – wie Sicherheit, Finanzen und Territorialverwaltung –, um eine Kampagne der Unterdrückung, Einschüchterung und sogar psychologischen Kriegsführung zu starten. Unter anderem wurden Flugblätter aus Flugzeugen abgeworfen, in denen gewarnt wurde, dass „Nein“-Wähler Staatsfeinde seien.12 Trotz der breiten öffentlichen Unterstützung für Sawaba sorgte massiver Wahlbetrug 1958 in Niger schließlich zu einem Sieg der „Ja“-Kampagne.

Dennoch zwang der Sieg der „Nein”-Kampagne in Guinea im selben Jahr, der auf der früheren Unabhängigkeit Ghanas von Großbritannien im Jahr 1957 aufbaute, die Franzosen dazu, in der Frage der politischen Unabhängigkeit weitere Zugeständnisse zu machen, und 1960 erklärten siebzehn afrikanische Länder – darunter vierzehn ehemalige französische Kolonien – ihre Unabhängigkeit. Diese formale Unabhängigkeit wurde jedoch ohne echte wirtschaftliche Transformation erreicht. Französische Vormundschaft und Entscheidungshoheit blieben bestehen, und wirtschaftliche Kontrolle wurde durch eine Reihe von „Kooperationsabkommen“ aufrechterhalten, darunter Verteidigungsabkommen, Protokolle über technische Hilfe und finanzielle Vereinbarungen wie das CFA-Franc-System. Eines dieser Abkommen war das im April 1961 von der Elfenbeinküste, Benin (ehemals Dahomey) und Niger unterzeichnete Verteidigungsabkommen, das Frankreich die „uneingeschränkte Nutzung“ von Vermögenswerten von militärischem Interesse ermöglichte.13

Frankreich kontrollierte Niger also weiterhin, und diese Kontrollmechanismen wurden in der gesamten Region angewendet:

  • Koloniale Schuldenregelungen: Niger musste Frankreich für die Infrastruktur aus der Kolonialzeit „entschädigen“, wie beispielsweise Straßen und Schulen, die durch Zwangsarbeit errichtet worden waren.
  • Kontrolle über Ressourcen: Frankreich behielt sich das Vorkaufsrecht für strategische Exporte aus Niger vor, insbesondere für Uran, und französische Unternehmen erhielten bevorzugten Zugang zu wichtigen Wirtschaftssektoren.
  • Steuerbefreiungen: Basierend auf dem Prinzip der Nicht-Doppelbesteuerung zahlten französische Unternehmen, die in Niger tätig waren, nur in Frankreich Steuern und waren von lokalen Abgaben befreit – darunter Zölle, Umsatzsteuern wie Mehrwertsteuern und sogar Kraftstoffsteuern –, was die Steuereinnahmen des Landes erheblich beeinträchtigte.
  • Währungsabhängigkeit: Niger war verpflichtet, den CFA-Franc zu verwenden, eine vom französischen Finanzministerium ausgegebene und regulierte Währung, wodurch seine Kontrolle über die Geld- und Fiskalpolitik eingeschränkt wurde.
  • Militärisches Entrenchment: Frankreich unterhielt Militärstützpunkte und ihm wurde das Recht auf „freie Nutzung militärischer Einrichtungen” gewährt. Dazu gehörten uneingeschränkte Bewegungsfreiheit zu Lande, in der Luft und auf dem Wasser sowie freier Zugang zu Transport- und Kommunikationsinfrastruktur und das Recht, Luft- und Seesignalisierungs- und Übertragungssysteme zu installieren.14

Darüber hinaus sicherte Anhang II des Verteidigungsabkommens von 1961 die Rolle des Militärs als Vollstrecker der französischen Kapitalinteressen und Wirtschaftspolitik in den Unterzeichnerstaaten. Insbesondere wurden in Artikel I des Anhangs zwei Kategorien strategischer Rohstoffe festgelegt: 1) flüssige oder gasförmige Kohlenwasserstoffe und 2) Uran, Thorium, Lithium und Beryllium sowie deren Erze und Verbindungen. In Artikel II hieß es: „Die Französische Republik unterrichtet die Republik Côte d’Ivoire, die Republik Dahomey und die Republik Niger regelmäßig über die Politik, die sie in Bezug auf strategische Rohstoffe und Produkte zu verfolgen beabsichtigt, wobei sie die allgemeinen Verteidigungsbedürfnisse, die Entwicklung der Ressourcen und die Lage auf dem Weltmarkt berücksichtigt“ [Hervorhebung hinzugefügt]. Artikel V besagte, dass die Afrikaner ihrerseits dafür sorgen mussten, dass Frankreich „über Programme und Projekte im Zusammenhang mit dem Export von Rohstoffen zweiter Kategorie und strategischen Produkten außerhalb des Territoriums informiert“ wurde. Außerdem waren alle drei Länder verpflichtet, „zugunsten der französischen Streitkräfte die Lagerung strategischer Rohstoffe und Produkte zu erleichtern“ und, wenn es die Verteidigungsinteressen erforderten, „deren Ausfuhr in andere Länder zu beschränken oder zu verbieten“.15 Durch die Einbettung wirtschaftlicher Direktiven in Rahmenwerke der militärischen Zusammenarbeit verwandelte das Abkommen die Verteidigungsinfrastruktur des Landes in ein Instrument zur Wahrung der wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen Frankreichs.

Auch Mali versuchte in den Jahren unmittelbar nach seiner Unabhängigkeit im Jahr 1960, seine wirtschaftliche und politische Souveränität zu behaupten. Unter der Führung von Modibo Keïta (1960–1968) verfolgte das Land eine sozialistisch orientierte Wirtschaftspolitik16, wie die Gründung staatlicher Unternehmen und die Einführung einer vom CFA-Franc unabhängigen Landeswährung im Jahr 1962, um die französische Währungsdominanz zu brechen. Diese Bemühungen wurden mit erheblichen Vergeltungsmaßnahmen konfrontiert, darunter diplomatische Isolation, Handelsbeschränkungen und der Entzug technischer und finanzieller Unterstützung Frankreichs, die zu einer Verschärfung der Wirtschaftskrise beitrugen. Die darauf folgenden wirtschaftlichen Turbulenzen ermöglichten 1968 den von Frankreich unterstützten Militärputsch von Leutnant Moussa Traoré, der dazu führte, dass Mali 1984 wieder der CFA-Franc-Zone beitrat.

Mit dem Ende des Kalten Krieges änderte Frankreich seine Afrika-Politik und führte auf dem Gipfeltreffen von La Baule 1990 „politische Konditionalität” ein. Präsident Mitterrand erklärte, dass die französische Hilfe an sogenannte demokratische Reformen wie Mehrparteienwahlen geknüpft sein würde.17 Dies löste eine Welle von Strukturanpassungsprogrammen (SAP) des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank aus, die in den 1980er Jahren in ganz Afrika durchgesetzt wurden, beispielsweise in Mali, wo Sparmaßnahmen, Kürzungen im öffentlichen Sektor und Handelsliberalisierung mit der Wiederaufnahme des Landes in die CFA-Franc-Zone im Jahr 1984 einhergingen. In den 1990er Jahren kam es zu einer zweiten Welle von SAPs auf dem Kontinent, insbesondere nach der Abwertung des CFA-Francs im Jahr 1994, als der Wert der Währung unter dem Druck Frankreichs, des IWF und der Weltbank um die Hälfte gesenkt wurde. Als Maßnahme zur Förderung der Exporte und zur Wiederherstellung der finanziellen Stabilität konzipiert, löste die Abwertung in Wirklichkeit starke Preissteigerungen, Lohnverfall und weit verbreitete Unruhen in der gesamten Region aus. Diese zweite Phase verband wirtschaftliche Liberalisierung mit von den Gebern durchgesetzten Reformen der Regierungsführung.18 Obwohl als Demokratisierung dargestellt, verstärkten diese Veränderungen die neokoloniale Kontrolle durch Verschuldung, Privatisierung und von außen gesteuerte Umstrukturierung des Staates.

Diese neu konfigurierten Herrschaftsinstrumente gingen mit einer Ausweitung der militärischen Präsenz der USA unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung einher. Im Jahr 2002 starteten die Vereinigten Staaten die Pan-Sahel-Initiative, die den Beginn einer dauerhaften westlichen Militärpräsenz in einer Reihe von Ländern der Region markierte, darunter Mali, Niger, Tschad und Mauretanien, und später unter ihrem Nachfolger, der Trans-Sahara-Partnerschaft zur Terrorismusbekämpfung, im Jahr 2005 auf Burkina Faso ausgeweitet wurde.

Die regionale Sicherheitskrise wurde, wie Malis Außenminister Abdoulaye Maïga 2024 vor der UN-Generalversammlung erklärte, „durch die rücksichtslose militärische Intervention der NATO in Libyen im Jahr 2011 verschärft”.19 Der Zusammenbruch des libyschen Staates öffnete die Schleusen für unregulierten Waffenhandel und zunehmende terroristische Aktivitäten. Die Bombardierung des damals eines der am weitesten entwickelten afrikanischen Staaten – mit den höchsten Werten des Human Development Index auf dem Kontinent und großen Infrastrukturentwicklungsprojekten wie dem Bewässerungsprojekt „Great Man-Made River“ – wurde weithin als Wendepunkt angesehen. Sie untergrub auch den Friedens- und Sicherheitsrat der Afrikanischen Union, der bereit war, eine Mission in die libysche Hauptstadt Tripolis zu entsenden, als die ersten Bomben fielen.20

Nach der Bombardierung Libyens im Jahr 2011 – erneut unter dem Vorwand der Terrorismusbekämpfung – weiteten Frankreich und die USA ihre militärischen Aktivitäten in der Sahelzone erheblich aus. Neue US-Drohnenoperationen, von AFRICOM geleitete Ausbildungsmissionen sowie US-amerikanische und französische Militäreinsätze und Stützpunkte wurden in Gao (Mali), N’Djamena (Tschad), Niamey (Niger) und Ouagadougou (Burkina Faso) eingerichtet. Im Jahr 2014 starteten französische Truppen die Operation Barkhane, um ihre regionale Präsenz zu konsolidieren und die gemeinsamen Task Force G5 Sahel, zu der Burkina Faso, Tschad, Mali, Mauretanien und Niger gehörten, zu bilden.21 Dennoch haben die terroristischen Aktivitäten in den letzten zehn Jahren erheblich zugenommen. Malische Beamte haben wiederholt behauptet, dass die französischen Militäroperationen nicht nur den Terrorismus nicht eindämmen konnten, sondern sogar die treibende Kraft hinter den terroristischen Aktivitäten waren. Sie warfen Frankreich vor, selektiv gegen bewaffnete Gruppen vorzugehen, andere zu tolerieren oder zu schützen und die Sicherheitskrise zu nutzen, um seine anhaltende militärische Präsenz zu rechtfertigen und strategische Interessen zu wahren. Im August 2022 warf der damalige malische Außenminister Abdoulaye Diop Frankreich offen wiederholte Luftraumverletzungen, Spionage und direkte Unterstützung terroristischer Gruppen vor – darunter die Lieferung von Waffen aus der Luft und die Koordination mit Dschihadistenführern – und forderte eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrats, um das zu beenden, was er als „Akt der Aggression gegen die Souveränität und territoriale Integrität [Malis]“ bezeichnete.22

Während ausländische Militärakteure unter dem Deckmantel der Terrorismusbekämpfung die nationale Souveränität untergruben, fuhren transnationale Unternehmen fort, unter äußerst ungleichen Bedingungen Reichtümer aus der Sahelzone zu extrahieren. Diese Länder sind nach wie vor stark vom Export von Rohstoffen abhängig – beispielsweise Uran aus Niger und Gold aus Mali – und das unter ausbeuterischen Bedingungen. So erhielt Niger beispielsweise im Jahr 2010 nur 13 % des gesamten Exportwertes, der von den beiden dominierenden französischen Uranbergbauunternehmen im Land erwirtschaftet wurde.23 Obwohl Mali seit den 1990er Jahren zu einem der größten Goldproduzenten Afrikas gehört, blieben die wirtschaftlichen Vorteile minimal. Steuerbefreiungen, ungerechte Lizenzgebührenstrukturen und andere politische Maßnahmen ermöglichten es Unternehmen wie Randgold Resources (das mit der Barrick Gold Corporation im Jahr 2018 fusionierte) und AngloGold Ashanti, hohe Gewinne mit geringen Reinvestitionskosten zu erzielen.

Diese wirtschaftliche Abhängigkeit verstärkte die langfristige Unterentwicklung, machte die Staaten anfällig für externen Druck und schränkte ihre Fähigkeit ein, ihre Wirtschaft zu diversifizieren oder günstigere Handelsbedingungen auszuhandeln. Der daraus resultierende Mangel an nachhaltiger Entwicklung hat zu einer Reihe von politischen, sozialen und sicherheitspolitischen Krisen beigetragen. Seit den 1990er Jahren sind Staatsstreiche und Regimewechsel an der Tagesordnung, die Eliten konkurrieren in dem schwachen institutionellen Umfeld um die Macht. Korruption, unzureichende öffentliche Dienstleistungen und die Ausgrenzung marginalisierter Gruppen haben die Legitimität des Staates weiter untergraben und das Misstrauen der Bevölkerung vertieft.

Militärische Intervention für nationale Souveränität

Massenmobilisierungen

Die Frustration der Bevölkerung über staatliche Institutionen, die durch jahrzehntelange neoliberale Umstrukturierungen und ausländische Einmischung ausgehöhlt wurden, entlud sich zwischen 2017 und 2022 in Mali, Burkina Faso und Niger in Massenmobilisierungen, die schließlich zu Volksaufständen in den drei Ländern führten.

Ausgehend von Protesten gegen den CFA-Franc im September 2017 in Senegal eskalierten die Demonstrationen schnell in der gesamten Sahelzone. Die vom französischen Finanzministerium ausgegebene Währung wurde weithin als Instrument fortgesetzter wirtschaftlicher Dominanz und als Symbol neokolonialer Kontrolle angesehen. In Mali kam es im April 2019 nach einer Welle interkommunaler Gewalt, darunter ein Massaker an rund 160 Fulani-Dorfbewohnern durch Mitglieder der ethnischen Gemeinschaft der Dogon, zu groß angelegten Protesten.24 Die Situation eskalierte im Januar 2021, als ein französischer Luftangriff eine Hochzeitsfeier im Dorf Bounti traf und mindestens 19 Zivilisten tötete. Während das französische Militär behauptete, jihadistische Kämpfer angegriffen zu haben, kam eine anschließende Untersuchung der Vereinten Nationen zu dem Schluss, dass der Angriff überwiegend Zivilisten getroffen hatte ­– ein Verstoß gegen das Völkerrecht.25 Diese Ereignisse führten zu Massendemonstrationen, bei denen der Rücktritt von Präsident Ibrahim Boubacar Keïta und der Abzug der französischen und internationalen Truppen gefordert wurden, was schließlich zur Absetzung Keïtas und zur Bildung einer vom Militär geführten Regierung im August 2020 beitrug.

Ganz ähnlich kam es in Burkina Faso seit 2018 zu Massenmobilisierungen gegen die ineffektive Sicherheitspolitik von Präsident Roch Kaboré. Diese erreichten im November 2021 einen Wendepunkt, als Demonstranten in Kaya und anderen Orten französische Militärkonvois blockierten, weil sie diese der Komplizenschaft mit terroristischen Gruppen verdächtigten. Diese anhaltenden Unruhen gipfelten im Januar 2022 in einer Militärrevolte, die Hauptmann Ibrahim Traoré an die Macht brachte.

Gleichzeitig kam es in Niger zu Protesten nach einem tödlichen Angriff von IS-Kämpfern auf einen Militärstützpunkt im Dezember 2019, bei dem mindestens 71 nigrische Soldaten getötet und die öffentliche Wut über die Unfähigkeit des Staates angeheizt wurde. Im November 2021 kam es in der Stadt Tera erneut zu Spannungen, als Demonstranten einem französischen Militärkonvoi gegenüberstanden, der zuvor von Demonstranten in Burkina Faso über eine Woche lang aufgehalten worden war. Der Konvoi eröffnete das Feuer, tötete mindestens zwei Zivilisten und verletzte mehrere weitere, was die öffentliche Empörung verschärfte.26

Populäre Staatsstreiche

Afrika wird häufig als Kontinent bezeichnet, der unter einer „Staatsstreich-Epidemie“ leide.27 Zwischen 1950 und 2022 fand die Mehrzahl der versuchten Militärputsche weltweit – 214 von 486 – in Afrika statt, wobei die Hälfte davon erfolgreich war.28 Die Mainstream-Darstellung der jüngsten Putsche in der Sahelzone stellt sie weitgehend als einen weiteren Zyklus politischer Instabilität in Afrika dar – Teil eines Musters autokratischer politischer Unternehmer, die um die Macht buhlen.29 Im Gegensatz zu früheren Staatsstreichen auf dem Kontinent scheinen diese jedoch einen ausgeprägten Patriotismus zu verkörpern, den der Präsident der West African Peoples’ Organisation Philippe Toyo Noudjnoume als „militärische Intervention zur Wahrung der Souveränität” beschreibt.30

Diese Militärregierungen unterscheiden sich von früheren Regierungen in der Region in mindestens drei wesentlichen Punkten: erstens in der Klassenherkunft und ideologischen Ausrichtung der Putschisten, zweitens in der aktiven Beteiligung von Volksorganisationen und drittens in der Entwicklung endogener panafrikanischer, antiimperialistischer nationaler Programme.

1) Die Klassenherkunft und ideologische Ausrichtung der Putschisten. Viele der wichtigsten Putschisten unterscheiden sich deutlich von anderen Offizieren, die in der Region Putsche angeführt haben. Die typischen Staatsstreiche der 1960er und 1980er Jahre wurden größtenteils vom Westen unterstützt und richteten sich gegen nationale Befreiungsführer, um die Ausbreitung antiimperialistischer oder linksgerichteter Regierungen und sozialer Kräfte einzudämmen. In diesen Fällen hing das Überleben einer Militärregierung weniger von ideologischen Überlegungen ab als vielmehr von der Sicherung der Unterstützung durch zivile Eliten und ausländische Geldgeber.31 Die jüngsten Staatsstreiche entsprechen diesem Muster nicht. Vijay Prashad, Direktor des Tricontinental: Institute for Social Research, bemerkt dazu:

„Menschen wie Burkina Fasos Captain Ibrahim Traoré (geb. 1988), der in der ländlichen Provinz Mouhoun aufgewachsen ist und in Ouagadougou Geologie studiert hat, und Malis Oberst Assimi Goïta (geb. 1983), der aus der Viehmarktstadt und Militärhochburg Kati stammt, repräsentieren diese breiten Klassenfraktionen… Ohne eine echte politische Plattform, die für sie spricht, haben sich große Teile des Landes hinter den patriotischen Absichten dieser jungen Militärs versammelt, die selbst von Massenbewegungen – wie Gewerkschaften und Bauernorganisationen – in ihren Ländern vorangetrieben wurden. Deshalb wird der Staatsstreich in Niger in Massenkundgebungen von der Hauptstadt Niamey bis zu den kleinen, abgelegenen Städten an der Grenze zu Libyen verteidigt. Diese jungen Führer kommen nicht mit einem ausgefeilten Programm an die Macht. Allerdings bewundern sie Menschen wie Thomas Sankara: Kapitän Ibrahim Traoré aus Burkina Faso beispielsweise trägt wie Sankara eine rote Baskenmütze, spricht mit Sankaras linker Offenheit und ahmt sogar Sankaras Ausdrucksweise nach.“32

2) Die aktive Beteiligung von Volksorganisationen. Volksorganisationen haben Kernelemente der nationalen Agenda geprägt und beteiligen sich aktiv an deren Gestaltung. Als es im Juli 2023 zum Staatsstreich in Niger kam, belagerten Massenorganisationen aus allen Bereichen französische Militärstützpunkte und die französische Botschaft – nicht nur, um den Sturz eines schwächelnden Regimes zu feiern und den Putsch zu verteidigen, sondern auch, um ihre seit langem bestehenden Forderungen nach einem Abzug der neokolonialen französischen Streitkräfte durchzusetzen. Bereits vor dem Staatsstreich hatten soziale Bewegungen begonnen, eine Massenfront gegen den Imperialismus aufzubauen, ein Prozess, der auf die Aktivitäten der Volksorganisation seit dem Jahr 2022 zurückgeht und auf jahrzehntelanger politischer Organisation und Aufklärung aufbaut. Als die Militärregierung Nigers mit Frankreich brach, signalisierte sie dem Volk, dass seine Interessen vorangebracht wurden. Seitdem fordern die Führer der Basis die AES weiterhin auf, ihre antiimperialistischen Versprechungen zu halten, und betonen die Notwendigkeit institutioneller Mechanismen, die sowohl Rechenschaftspflicht als auch die Beteiligung der Bevölkerung gewährleisten. Effred Mouloul Al-Hassan, Generalsekretär der nigerianischen Gewerkschaft für das Bildungswesen, brachte diese Dynamik der bedingten Unterstützung im November 2024 auf einer Konferenz in Niamey zum Ausdruck: „Wir unterstützen sie, solange sie für das Volk sind. Wenn nicht, werden wir sie bekämpfen, wie wir die Kolonialisten bekämpft haben.“33

3) Die Entwicklung endogener panafrikanischer, antiimperialistischer nationaler Programme. Die neuen Putschregierungen haben nationale Programme initiiert, die eine deutlich antiimperialistische Ausrichtung haben und auf endogenen Entwicklungsmodellen sowie dem sozialen und intellektuellen Erbe der Region basieren. Malis Nationale Strategie für Aufschwung und nachhaltige Entwicklung (SNEDD 2024–2033) skizziert ein mittelfristiges Programm für die nationale Erneuerung, das auf einem historischen Bruch mit von außen auferlegten Regierungs- und Entwicklungsmodellen basiert. SNEDD 2024–2033 stützt sich auf Mali Kura ɲɛtaasiraka bɛn san 2063 ma (Ein neues Mali: Eine Vision für 2063), einem von der Regierung herausgegebenen Zukunftsbericht, der eine umfassendere Vision für die Zukunft des Landes formuliert.34 Zusammen zielen diese Rahmenwerke darauf ab, den nationalen Wiederaufbau wieder in Malis vorkolonialem politischen Denken und seinen ethischen Traditionen zu verankern. Im Rahmen der Neudefinition der nationalen Identität und der institutionellen Prioritäten verbindet SNEDD 2024–2033 die Erneuerung Malis nach dem Staatsstreich ausdrücklich mit drei Säulen des zivilisatorischen Erbes des Landes. Erstens die Manden-Charta – die Verfassung des Mali-Reiches, die 1236 geschaffen wurde und oft als eine der frühesten Menschenrechtserklärungen der Welt bezeichnet wird –, die Werte wie soziale Solidarität, Schutz benachteiligter Bevölkerungsgruppen und partizipative Regierungsführung durch versammlungsbasierte Entscheidungsfindung förderte. Zweitens die Gesetzbücher des Massina-Reiches (1818–1862), das im inneren Nigerdelta in Zentralmali gegründet wurde und islamische Rechtswissenschaft mit lokaler Regierungsführung verband, um Gerechtigkeit, Umweltschutz und die Kontrolle der Exekutive zu institutionalisieren. Drittens die Manuskripttraditionen von Timbuktu, die sich über Recht, Wissenschaft, Ethik und öffentliche Verwaltung erstrecken und Jahrhunderte einheimischer intellektueller Produktion und Debatten über gerechte Herrschaft, die moralische Verantwortung von Führungskräften und das Streben nach Wissen im Dienste des Gemeinwohls widerspiegeln.

Zusammen bilden diese Traditionen die Grundlage für eine neue antiimperialistische Vision der malischen Identität und Staatskunst, die auf sozialer Gerechtigkeit, kollektiver Regierungsführung und zivilisatorischer Würde basiert.35 Die Vision Mali 2063 fordert die Entwicklung eines „neuen malischen Individuums (Maliden kura). … ein verantwortungsbewusster, patriotischer, wertebewusster Bürger, [der] fleißig, gewissenhaft und aufgeschlossen ist – der sich für die Souveränität und das Wohlergehen aller einsetzt”.36

Diese nationale Strategie stärkt den Wiederaufbau Malis als nationales und zivilisatorisches Projekt, das auf einem „starken, stabilen und wirtschaftlich souveränen Staat” basiert, der „seine Souveränität über mehrere strategische Sektoren gewährleisten muss”.37 Verankert in der Beteiligung der Bevölkerung und dem Widerstand gegen neokoloniale Einflüsse, schlägt sie eine ganzheitliche Transformation vor, die sich auf ein „neues endogenes Entwicklungsmodell (Mali Kura Taasira)“ in Bereichen wie Regierungsführung, Bildung, Justiz und wirtschaftliche Souveränität konzentriert.38 Diese grundlegende Vision stellt die kulturelle Integrität und Souveränität in den Mittelpunkt der nationalen Entwicklung und markiert damit eine klare Abkehr von den neokolonialen, von Gebern bestimmten Rahmenwerken der Vergangenheit.

Dieses Programm soll schrittweise durch mehrere große Initiativen umgesetzt werden. Zu den wichtigsten Infrastrukturprojekten gehören der Ausbau der Schnellstraße Bamako-Koulouba-Kati und der strategisch wichtigen Trans-Sahara-Straße (Abschnitt Bourem-Kidal) sowie der Bau des 200-MW-Solarkraftwerks Sanankoroba (genehmigt im Jahr 2024).39 Im Bergbausektor, der von der Regierung als strategischer „Hebel für Wachstum und wirtschaftliche Entwicklung“ bezeichnet wird, wurden durch das Bergbaugesetz von 2023 weitrechende Reformen umgesetzt, beispielsweise die Erteilung großflächiger Goldförderlizenzen (wie die Korali-Sud-Lizenz in der Region Kayes) und der Erwerb einer 80-prozentigen Beteiligung Malis an der Goldmine Yatela, die zuvor von ausländischen Unternehmen gehalten wurde.40 Das Bergbaugesetz von 2023 revidierte die Bedingungen für die Zusammenarbeit mit allen ausländischen multinationalen Unternehmen, schrieb eine erhöhte staatliche Beteiligung von bis zu 30 % an Bergbauprojekten vor, hob Steuerbefreiungen auf und schuf die Voraussetzungen dafür, dass der Staat ausstehende Steuern und Dividenden einfordern kann. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, Milliarden von CFA-Francs zurückzugewinnen, die zuvor durch ungerechte Vereinbarungen verloren gegangen sind (eine kürzlich durchgeführte Prüfung ergab einen Verlust von 300 bis 600 Milliarden CFA-Francs an staatlichen Einnahmen aufgrund solcher Geschäfte), und signalisieren eine aggressivere Haltung gegenüber den historischen Plünderern des Goldreichtums Malis.41 Die Regierung hat außerdem Pläne zum Bau einer von Russland unterstützten Goldraffinerie und zur Entwicklung der Lithiumgewinnung mit chinesischer Hilfe im Rahmen des Goulamina-Projekts vorangetrieben, um Mali in die Wertschöpfungskette zu integrieren, anstatt nur als Lieferant von Rohstoffen zu fungieren.42

Die Gründung und Entwicklung der AES

Die AES-Länder stehen weiterhin vor erheblichen wirtschaftlichen Herausforderungen. So betrug beispielsweise im Jahr 2023 das Pro-Kopf-BIP des Niger nur 560 US-Dollar – eines der niedrigsten weltweit –, bei einer internationalen Armutsquote von 47,8 % und einer Lebenserwartung von 61 Jahren.43 Mali und Burkina Faso weisen vergleichbare Indikatoren auf, die auf weit verbreitete Armut und einen begrenzten Zugang zu grundlegenden Versorgungsleistungen hindeuten. Die Sicherheitsprobleme wurden durch die vorherrschenden wirtschaftlichen Herausforderungen noch verschärft. In den letzten fünfzehn Jahren hat die Terrorismusaktivität in der Sahelzone dramatisch zugenommen, mit einem Anstieg der Todesfälle um 2.860 % und einer Zunahme der Vorfälle um 1.266 %. Allein im Jahr 2023 wurden fast 4.000 Menschen bei Terroranschlägen in der Region getötet, was 47 % der weltweiten Todesfälle durch Terrorismus und 26 % aller registrierten Vorfälle entspricht. Die überwiegende Mehrheit davon ereignete sich in Burkina Faso, Mali und Niger.44 Anhaltende Gewalt in Verbindung mit der Umweltzerstörung hat Millionen von Menschen in der gesamten Region vertrieben und zu einer wachsenden Zahl von Binnenvertriebenen und Flüchtlingen beigetragen.45 Diese demografischen und sicherheitspolitischen Belastungen beeinflussen gemeinsam die strategischen Prioritäten und politischen Entscheidungen der AES.

Vor diesem und dem Hintergrund wachsender anti-französischer Stimmung begann die AES Gestalt anzunehmen. Bis Februar 2022 hatte Mali französische Diplomaten und Militärs des Landes verwiesen und sich aus regionalen Sicherheitspartnerschaften wie der G5 Sahel zurückgezogen, wobei es deren Versagen bei der Bewältigung der Sicherheitsprobleme in der Region anprangerte.

Im Juli vertiefte Mali die militärische Zusammenarbeit mit Russland durch neue Abkommen über Ausbildung und gemeinsame Operationen. Im September desselben Jahres erlebte Burkina Faso seinen zweiten Staatsstreich dea Jahres, wodurch eine neue Führung an die Macht kam, die Malis antiwestliche Haltung teilte und nach alternativen Sicherheitspartnerschaften suchte. In Mali eskalierten die Spannungen mit Frankreich weiter und gipfelten im November 2022 in der Aussetzung französischer Hilfsprogramme.

Im Jahr 2023 wurde die AES als regionaler Block offiziell gegründet. Im Januar forderte Burkina Faso den Abzug der französischen Truppen, wodurch die Militärvereinbarungen faktisch beendet und die französischen Stützpunkte im Land geschlossen wurden. Im Juli schloss sich Niger Mali und Burkina Faso an und lehnte nach den jeweiligen Militärputschen den politischen und militärischen Einfluss des Westens ab. Im August verkündete die AES einen kollektiven Verteidigungspakt – der später in der im folgenden Monat unterzeichneten Charta von Liptako-Gourma formalisiert wurde –, in dem festgelegt wurde, dass ein Angriff auf ein Mitglied als Angriff auf alle Mitglieder betrachtet wird. Die Allianz erweiterte auch ihre internationalen Partnerschaften auf dem Russland-Afrika-Gipfel in Sankt Petersburg, wo die Mitgliedstaaten neue militärische und wirtschaftliche Abkommen mit Russland abschlossen. Im September wiesen die AES-Mitgliedstaaten US-amerikanische und europäische Diplomaten aus, denen Einmischung vorgeworfen worden war, und nahmen formelle Verhandlungen mit China auf, um Infrastrukturinvestitionen und Projekte zur gemeinsamen Nutzung von Ressourcen zu prüfen.

Im Jahr 2024 unternahm die AES eine Reihe strategischer Initiativen, um ihre regionale Präsenz zu vertiefen und ihre Souveränität zu behaupten. Im Juli hielt sie ihren ersten Staatschefsgipfel ab und formalisierte ihren Austritt aus der ECOWAS. In den folgenden Monaten führte das Bündnis seine ersten gemeinsamen Militärübungen durch, deren Schwerpunkt auf koordinierten Terrorismusbekämpfungsoperationen und Grenzsicherheit lag.

Im März, nachdem Niger den Betrieb eines der größten US-Drohnenstützpunkte eingestellt hatte, baute die AES ihre Sicherheitsabkommen mit Russland weiter aus, der Schwerpunkt lag auf der Beschaffung von Waffen und dem Austausch von Geheimdienstinformationen.46

Im April 2024 nahmen AES-Führungskräfte an einem Panafrikanischen Sicherheitsforum teil und setzten sich für mehr regionale Autonomie und afrikanisch geführte Lösungen für Sicherheitsherausforderungen ein. Im Juni bekräftigte die Allianz ihr Bekenntnis zur Ressourcensouveränität und hob die strategische Bedeutung von Uran in Niger, Gold in Mali und landwirtschaftlichen Ressourcen in Burkina Faso hervor. Im Juli lehnte die AES Forderungen der Vereinten Nationen und westlicher Mächte nach einem beschleunigten Übergang zu einer liberalen demokratischen Zivilregierung ab und stellte Stabilität über von außen auferlegte Zeitpläne. Die Allianz veröffentlichte außerdem eine Erklärung, in der sie die anhaltenden Sanktionen des Westens gegen Mitgliedstaaten verurteilte und diese als imperialistische Instrumente zur Untergrabung der regionalen Souveränität bezeichnete. Am 6. Juli 2024 verabschiedeten die AES-Mitglieder einen Vertrag zur offiziellen Gründung der Konföderation der Sahelstaaten, wodurch das im Rahmen der Charta von Liptako-Gourma von 2023 geschlossene Bündnis gefestigt wurde. Der Vertrag umreißt gemeinsame Prioritäten in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung, Terrorismusbekämpfung und Förderung der wirtschaftlichen, kommerziellen und kulturellen Zusammenarbeit zwischen den drei Ländern.47

Diese Entwicklungen unterstreichen das Engagement der AES für die Stärkung der regionalen Autonomie und die Förderung eines einheitlichen Ansatzes zur Bewältigung der komplexen Herausforderungen der Sahelzone. Als Frankreich vertrieben wurde und sein Einfluss schwand, baute die Region ihre Beziehungen zu China und Russland aus. Diese Verschiebung weckte in Washington und im Westen Besorgnis über den Verlust des westlichen Einflusses in der Region und machte die Sahelzone zu einem Schauplatz internationaler Konflikte.

Wirtschaftliche Herausforderungen für die Zukunft

Die AES stehen vor grundlegenden Herausforderungen, da ihre Volkswirtschaften weiterhin von Rohstoffvorkommen abhängig sind, wodurch die anhaltenden neokolonialen Muster ungleicher Handelsbeziehungen und begrenzter Wertschöpfung widerspiegelt werden.

LandHauptexportgut (2023)Anteil der Exporte (%)Gesamtexporte (Billionen USD)Top Ziele
Burkina FasoGold81,8%3.65Schweiz (67%)
MaliGold94,1%5.02VAE (72%)
NigerGold, Ölsamen, Uranium~68,5 % kombiniert0.8VAE (25%)
China (20%)


Zusammengestellt aus dem Atlas der Ökonomischen Komplexität der Harvard University auf Grundlage von Daten der Handelsdatenbank der UN.48

Die AES-Länder nutzen ihren Mineralreichtum, um Veränderungen in ihren Volkswirtschaften anzustoßen, aber sie tun dies vor dem Hintergrund von Abhängigkeit, nötiger Diversifizierung und Wertschöpfung.49 Obwohl sich die Handelsziele von der französischen Dominanz befreit haben, dominieren heute die Schweiz (Zentrum der Goldraffinerie) und die Vereinigten Arabischen Emirate (ein wachsendes regionales Handels- und Raffineriezentrum) die AES-Exporte. Während die Schweiz weitgehend als Transithub fungiert und raffiniertes Gold mit minimaler lokaler Wertschöpfung für afrikanische Staaten wieder exportiert, betreibt die VAE in geringem Umfang Raffination, was eine leichte strategische Verbesserung der Diversifizierung widerspiegelt. In beiden Fällen bleibt die Wertschöpfungskette jedoch überwiegend außerhalb der Kontrolle Afrikas, wodurch die Rohstoffabhängigkeit aufrechterhalten wird.

Die Volkswirtschaften der AES-Länder bleiben somit anfällig für globale Rohstoffpreisschwankungen. Beispielsweise könnten ein Rückgang der Goldpreise oder Störungen auf den Finanzmärkten der Vereinigten Arabischen Emirate schwerwiegende Auswirkungen auf die Deviseneinnahmen Malis und Burkina Fasos haben. Unterdessen bleibt die Abhängigkeit Nigers vom Uran politisch heikel. Als wichtiger Lieferant für den europäischen Kernenergiesektor – insbesondere für Frankreich – haben die politische Neuausrichtung des Landes nach dem Staatsstreich und die Spannungen mit den westlichen Mächten zu Bedenken hinsichtlich der Versorgungssicherheit geführt. Diese Spannungen wurden durch Sanktionen und die Aussetzung von Hilfsleistungen noch verschärft, wodurch Uran sowohl zu einer wirtschaftlichen Lebensader als auch zu einer geopolitischen Verhandlungsmasse geworden ist.

Obwohl die AES-Länder ein klares politisches Interesse an einer souveränen wirtschaftlichen Entwicklung gezeigt haben, bestehen weiterhin strukturelle Schwachstellen, die von der Eigentumsfrage bei den Ressourcen bis zur Hegemonie der CFA-Währung reichen. Echte Selbstständigkeit erfordert nicht nur eine Diversifizierung der Exportmärkte und -produkte, sondern auch eine grundlegende Veränderung der Produktionsstrukturen: den Aufbau heimischer Raffineriekapazitäten, die Kontrolle der Geldpolitik, die Stärkung des regionalen Handels und eine Industrialisierung, die über die Abhängigkeit von Rohstoffen hinausgeht.

Starkes Streben nach Souveränität

Als die meisten afrikanischen Staats- und Regierungschefs zum Russland-Afrika-Gipfel 2023 eintrafen, verfolgte die internationale Presse das Geschehen aufmerksam. Als der Präsident von Burkina Faso, Ibrahim Traoré, und der malische Präsident Assimi Goïta den Veranstaltungsort betraten, gab es einen Medienrummel um diese „abtrünnigen“ Staatschefs, die ein zunehmend selbstbewusstes Verhalten an den Tag legten, das auf einen umfassenderen geopolitischen Wandel in strategischen Knotenpunkten des Globalen Südens hindeutete.

Während des bilateralen Treffens mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin stellte Traoré nationale Sicherheits- und Entwicklungsabkommen in den Vordergrund, verwies aber auch ausdrücklich auf „die Entwicklungen in Niger”, wo General Abdourahamane Tchiani gerade einen Militärputsch anführte. Diese Geste signalisierte die Übereinstimmung mit dem politischen Bruch in Niger und bekräftigte die Erzählung vom gemeinsamen Kampf innerhalb einer ungerechten internationalen Ordnung, die nach Ansicht der AES-Führer neu gestaltet werden muss.50 Die diplomatische Strategie von Traoré und Goïta spiegelten eine bewusste Abkehr von neokolonialen Verstrickungen und eine Hinwendung zu souveränen Entwicklungspartnerschaften wider und entsprachen damit einer wachsenden Tendenz vieler Staaten des Globalen Südens innerhalb der heutigen Architektur des Hyperimperialismus, eine Haltung einzunehmen, die man als „starkes Streben nach Souveränität” bezeichnen könnte.51

Diese diplomatischen Bemühungen – darunter strategische Neuausrichtungen und gemeinsame Wirtschafts- oder Sicherheitsinitiativen – sind nicht einfach opportunistische Allianzen, sondern Ausdruck tieferer Bestrebungen nach einer strukturellen Neupositionierung. Die AES gleicht nicht nur Bedrohungen im Sinne der gängigen Sicherheitsstudien aus (d. h. sie verbündet sich mit einer Macht, um eine andere auszugleichen), noch sucht sie lediglich nach neuen Gönnern. Vielmehr könnte man die Haltung als „Souveränitätsoffensive“ bezeichnen – einen Zustand, in dem Staaten, die mit den Zwängen einer hyperimperialistischen Ordnung konfrontiert sind, politische Maßnahmen und institutionelle Strategien durchsetzen, die darauf abzielen, die Abhängigkeit zu durchbrechen und ihren Platz im globalen System neu zu gestalten.

Auf der Internationalen Konferenz zur Solidarität mit den Völkern der Sahelzone im November 2024 in Niamey erklärte Brigadegeneral Abdou Assoumane Harouna – ein Führer des Nationalen Rates zur Verteidigung des Vaterlandes (CNSP) von Niger und Gouverneur von Niamey: „Wir werden uns der Macht des Imperialismus stellen … Keine Militärmacht der Welt kann das Streben nach Unabhängigkeit und die Ablehnung der alten Weltordnung aufhalten.“52 Diese Formulierung spiegelt ein Bestreben wider, nicht nur in der Sahelzone, sondern im gesamten Globalen Süden, sich aus der Zwangsjacke imperialistischer Herrschaft zu befreien und unabhängige Wege der Entwicklung, regionalen Zusammenarbeit und ideologischen Klarheit zu beschreiten.53

Die souveräne Neupositionierung der AES ist nicht ideologisch spontan, sondern entspringt tief verwurzelten Traditionen von Befreiungskämpfen und der Ablehnung von Abhängigkeit, die Basisbewegungen seit langem fordern. Die lautstarken Forderungen von unten haben die Art und Weise, wie die AES-Führung ihre militärisch geführten Transformationen als Formen „korrigierender Souveränität“ darstellt, deutlich geprägt.

Während einige Analysten diese Veränderungen auf „Mitläufertum“ gegenüber Russland oder opportunistischen militärischen Populismus reduzieren, verkennt eine solche Darstellung die strukturelle Dynamik der Loslösung von einem System erzwungener Unterordnung. Wie Präsident Goïta in seinen bilateralen Verhandlungen mit Präsident Putin während des Russland-Afrika-Gipfels 2023 feststellte: 

Zahlreiche afrikanische Länder, insbesondere Mali, leiden unter dem beispiellosen Druck mehrerer Länder, die bereit sind, Sanktionen gegen uns zu verhängen, weil wir eine Partnerschaft mit Russland eingegangen sind – wegen unserer souveränen Entscheidung [Hervorhebung hinzugefügt]. Wir sind fassungslos über diese neokolonialistische Praxis, die durch konzertierte Anstrengungen auf internationaler Ebene eingedämmt werden muss.54

Diese „souveräne Entscheidung” beruht auf gemeinsamen Interessen und längeren historischen Prozessen, die sich noch immer entwickeln. Der Präsident von Burkina Faso, Traoré, erklärte in seiner Rede auf dem Gipfel, dass Russland aufgrund seiner gemeinsamen Geschichte für die afrikanischen Völker wie eine Familie sei. Russland hat während des Zweiten Weltkriegs enorme Opfer erbracht, um die Welt vom Nationalsozialismus zu befreien. Auch die afrikanischen Völker, “unsere Großväter, wurden gewaltsam deportiert, um Europa dabei zu helfen, sich vom Nationalsozialismus zu befreien”, erklärte er. „Wir teilen dieselbe Geschichte in dem Sinne, dass wir die vergessenen Völker der Welt sind.”55

Diese Haltung der AES ist nach wie vor von Bedeutung. Wenn Präsident Ibrahim Traoré erklärt, dass „Ein Sklave, der sich nicht zu seiner eigenen Revolte bekennen kann, kein Mitleid verdient“, oder wenn der malische Außenminister Abdoulaye Diop feststellt, dass „das Schicksal unserer Länder nicht in Brüssel, Paris, Washington oder London entschieden wird. Es wird in Bamako, Ouagadougou, Niamey entschieden werden“, dann ist das nicht nur rhetorisches Säbelrasseln.56 Solche Aussagen sind politische Bekenntnisse, die mit dem Wunsch der Bevölkerung nach Souveränität durch bewaffneten und institutionellen Kampf im Einklang stehen – eine Abkehr von den demobilisierten, von Kompradoren geführten liberalen Regimes der letzten Jahrzehnte. Dies wurde deutlich, als eine Reihe von Anschlagsversuchen und Interventionen gegen Traoré am 30. April 2025 in Ländern auf dem gesamten Kontinent und weltweit, von Burkina Faso über Côte d’Ivoire und Kenia bis hin zu den Vereinigten Staaten, Großbritannien und Frankreich, mit zahlreichen Kundgebungen, Protesten und Demonstrationen zur Unterstützung seiner Führung beantwortet wurden.57

Damit soll die AES nicht romantisiert werden. Ihre Regierungen stehen vor tiefgreifenden internen Widersprüchen und müssen die Gefahren alter und neuer Abhängigkeiten bewältigen. Veränderungen in der geopolitischen Landschaft können die Fähigkeit der AES, ihre neuen Beziehungen zu nutzen, schnell verändern. Vijay Prashad schreibt über die Ereignisse in Syrien und ihre Auswirkungen auf die Sahelzone:

Der Regierungswechsel in Syrien hat nicht nur den Iran kurzfristig geschwächt, sondern auch Russland (ein langfristiges strategisches Ziel der Vereinigten Staaten), das zuvor syrische Flughäfen nutzte, um seine Versorgungsflugzeuge auf dem Weg in verschiedene afrikanische Länder aufzutanken. Russland kann diese Stützpunkte nicht mehr nutzen, und es bleibt unklar, wo russische Militärflugzeuge für Flüge in die Region, insbesondere in Länder der Sahelzone, auftanken können. Dies bietet den Vereinigten Staaten die Möglichkeit, die an die Sahelzone angrenzenden Länder wie Nigeria und Benin dazu zu drängen, Operationen gegen die Regierungen von Burkina Faso, Mali und Niger zu starten. Dies muss genau beobachtet werden.58

Trotz ihrer bisherigen symbolischen und strategischen Siege hängt der Erfolg der Allianz von ihrer Fähigkeit ab, dauerhafte Institutionen zu schaffen, die wirtschaftliche Integration zu fördern und ihre internen Ziele mit der regionalen Stabilität in Einklang zu bringen. Neue Initiativen – wie die regionale Koordinierung der Ressourcenverwaltung, Vorschläge für eine Währung für die Sahelzone, ein einheitlicher AES-Pass, der den freien Personenverkehr zwischen den Staaten ermöglicht, Netzwerkverbindung, gemeinsame Streitkräfte und Forderungen nach Süd-Süd-Kooperation – sind erste Schritte hin zu einem neuen Entwicklungsparadigma, das auf Souveränität, Selbstständigkeit und Beteiligung der Bevölkerung basiert. Das sich abzeichnende Paradigma in der Sahelzone ist noch fragil, spiegelt jedoch eine entschiedene Ablehnung des imperialen Kommandomodells und einen politischen Horizont wider, der mit den Emanzipationsbestrebungen des Globalen Südens im Einklang steht.

Anmerkungen

  1. Behörde von Liptako-Gourma, Charta von Liptako-Gourma zur Gründung der Allianz der Sahelstaaten, September 2023, https://maliembassy.us/wp-content/uploads/2023/09/LIPTAKO-GOURMA-Engl___-2.pdf, 2. ↩︎
  2. Behörde von Liptako-Gourma, Charta von Liptako-Gourma, 3. ↩︎
  3. Gemeinsames Kommuniqué von Burkina Faso, der Republik Mali und der Republik Niger: Die drei Länder beschließen den sofortigen Austritt aus der ECOWAS, 28. Januar 2024, veröffentlicht in Le Sahel. Abgerufen am 14. Juli, https://www.lesahel.org/communique-conjoint-du-burkina-faso-de-la-republique-du-mali-et-dela-republique-du-niger-les-trois-pays-decident-de-leur-retrait-sans-delai-de-la-cedeao/, eigene Übersetzung. ↩︎
  4. R. I. Onwuka, „Der ECOWAS-Vertrag: Auf dem Weg zur Umsetzung“, The World Today 36, Nr. 2 (1980): 52, http://www.jstor.org/stable/40395168. ↩︎
  5. Onwuka, „Der ECOWAS-Vertrag“, 52. ↩︎
  6. “Frankreich raus aus Afrika“ ist der Solgan der Stunde: Der 49. Newsletter  (2024)“, abgerufen am 10.09. 2025], https://zetkin.forum/2024/12/05/frankreich-raus-aus-afrika-ist-der-slogan-der-stunde/; Vijay Prashad, ‘The Sahel Stands Up and the World Must Pay Attention’, People’s Dispatch, accessed 7 July 2025, People’s Dispatch, abgerufen am 7. Juli 2025], https://peoplesdispatch.org/2024/07/08/the-sahel-stands-up-and-theworld-must-pay-attention/. ↩︎
  7. A Splinter in the Sahel: Can the Divorce with ECOWAS Be Averted?’, Crisis Group, 5 December 2024, https://www.crisisgroup.org/africa/sahel/burkina-faso-mali-niger/splinter-sahel-can-divorce-ecowas-be-averted; Beverly Ochieng, ‘Will the Sahel Military Alliance Further Fragment ECOWAS?’, Center for Strategic & International Studies, 15 February 2024; Matthew Edds-Reitman and Rachel Yeboah Boakye, ‘Sahel Coup Regime’s Split from ECOWAS Risks Instability in Coastal West Africa’, United States Institute of Peace, accessed 25 December 2024, https://www.usip.org/publications/2024/10/sahel-coup-regimes-split-ecowas-risks-instabilitycoastal-west-africa. ↩︎
  8. Die historischen Wege, die Burkina Faso, Mali und Niger eingeschlagen haben, um mit ihrem kolonialen Erbe umzugehen, unterscheiden sich in wesentlichen Punkten. Mali versuchte in den 1960er Jahren eine sozialistische Agenda zu verfolgen, die jedoch durch einen Staatsstreich im Jahr 1968 vereitelt wurde; Burkina Faso startete zwischen 1983 und 1987 ein staatlich kontrolliertes souveränes Entwicklungsprojekt, das mit der Ermordung von Thomas Sankara endete; und die führenden antikolonialen Gruppen in Niger wurden Anfang der 1960er Jahre weitgehend zerschlagen. Eine vollständige Analyse dieser Unterschiede würde den Rahmen dieses Dossiers sprengen, doch die gemeinsamen historischen Erfahrungen dieser drei Länder – wie der französische Kolonialismus, neokoloniale Wirtschaftsvereinbarungen, häufige Militärputsche und die Abhängigkeit von Bodenschätzen – sind ausreichende Gleichartigkeiten, um sie gemeinsam zu analysieren. ↩︎
  9. World Bank, ‘Population, Total – Burkina Faso, Mali, Niger’, World Development Indicators, accessed 12 June 2025, https://data.worldbank.org/indicator/SP.POP.TOTL?locations=BF-ML-NE. ↩︎
  10. Sarah Jean Zimmerman, Living Beyond Boundaries: West African Servicemen in French Colonial Conflicts, 1908–1962 (UC Berkeley, 2011), https://escholarship.org/uc/item/4x19q2xb. ↩︎
  11. Mamane Sani Adamou, of the Revolutionary Organisation for New Democracy (ORDN) – Tarmouwa, unpublished interview by Mikaela Nhondo Erskog, 9 September 2024. ↩︎
  12. Rahmane Idrissa, ‘Hot Water’, London Review of Books Blog, 9 April 2021, https://www.lrb.co.uk/blog/2021/april/hot-water; Klaas Van Walraven, ‘Decolonisation by Referendum: The Anomaly of Niger and the Fall of Sawaba, 1958–1959’, The Journal of African History 50, no. 2 (2009): 269–292, https://doi.org/10.1017/S0021853709990053. ↩︎
  13. Accord de coopération en matière de défense entre la République française et la République du Niger’ [Abkommen über die Zusammenarbeit im Verteidigungsbereich zwischen der  Französischen Republik und der Republik Niger], unterzeichnet in Paris am 24. April 1961, wiedergegeben in ‘Accords de coopération signés par la France avec la Côte d’Ivoire, le Dahomey et le Niger’, Journal Officiel de la République Française no. 69, 23 March 1963 [Von Frankreich unterzeichnete Kooperationsabkommen mit Côte d’Ivoire, Dahomey, und Niger], Journal Officiel de la République Française Nr. 69, 23. März 1963, https://afriquexxi.info/IMG/pdf/accord_france_niger_1961_0_.pdf. ↩︎
  14. Die fünf aufgeführten Bereiche wurden in einem unveröffentlichten Interview mit Mamane Sani Adamou von der Revolutionären Organisation für Neue Demokratie (ORDN) – Tarmouwa, geführt von Mikaela Nhondo Erskog, am 9. September 2024, skizziert. ↩︎
  15. Accord de cooperation’, 4, eigene Übersetzung. ↩︎
  16. Matthew Read: „L’option socialiste“: Der nichtkapitalistische Entwicklungsweg Malis und die internationale kommunistische Bewegung, 2023; https://ifddr.org/mali-nichtkapitalisitsche-entwicklung-kommunistische-bewegung/. ↩︎
  17. Gordon Cumming, ‘French Aid to Africa: Towards a New Consensus?’, Modern & Contemporary France 4, no. 4 (1 January 1996): 453–62, https://doi.org/10.1080/09639489608456334; Bocar Diagana et al., ‘Effects of the CFA Franc Devaluation on Urban Food Consumption in West Africa: Overview and Cross-Country Comparisons’, Food Policy 24, no. 5 (1 October 1999): 465–78, https://doi.org/10.1016/S0306-9192(99)00060-3. ↩︎
  18. IMF, ‘Background Information from the Study Guide to The Fabric of Reform – An IMF Video’, accessed 12 June 2025 [IWF, „Hintergrundinformationen aus dem Studienführer zu „Das Gefüge der Reform“ – Ein IWF-Video“, abgerufen am 12. Juni 2025], https://www.imf.org/external/pubs/ft/fabric/backgrnd.htm. ↩︎
  19. Abdoulaye Maiga, ‘Speech at the General Debate of the 79th Session of the United Nations General Assembly’, 28 September 2024, New York, https://gadebate.un.org/sites/default/files/gastatements/79/ml_fr.pdf, eigene Übersetzung. ↩︎
  20. Tricontinental: Institute for Social Research, Defending Our Sovereignty: US Military Bases in Africa and the Future of African Unity, dossier no. 42, 5 June 2021, https://thetricontinental.org/pan-africa/dossier-42-militarisation-africa/; Malak Altaeb, ‘What’s Next for Libya’s Great Man-Made River Project?’, Middle East Institute, 10 August 2022, https://www.mei.edu/publications/whats-next-libyas-great-manmade-river-project. ↩︎
  21. Tricontinental: Institute for Social Research, Defending Our Sovereignty. ↩︎
  22. ‘Letter from Republic of Mali to UN on French Aggression and Support for Terrorism in Region’, Black Agenda Report, 24 August 2022, http://www.blackagendareport.com/letter-republic-mali-un-french-aggression-and-supportterrorism-region. ↩︎
  23. Areva in Niger: Who Is Benefiting from the Uranium?’, Oxfam International, 21 August 2014, https://www.oxfam.org/en/press-releases/areva-niger-who-benefitinguranium. ↩︎
  24. ‘Thousands Rally in Mali to Protest against Ethnic Violence’, Al Jazeera, 5 April 2019, https://www.aljazeera.com/news/2019/4/5/thousands-rally-in-mali-to-protestagainst-ethnic-violence. ↩︎
  25. ‘UN Finds French Strike in Mali in January Killed 19 Civilians; France Refutes Report’, France 24, 30 March 2021, https://www.france24.com/en/livenews/20210330-un-probe-finds-french-strike-in-mali-in-january-killed-19-civilians. ↩︎
  26. ‘Deaths in Niger as Protesters Confront French Army Convoy’, Al Jazeera, 27 November 2021, https://www.aljazeera.com/news/2021/11/27/three-killed-inniger-as-protesters-confront-french-army-convoy; Andrea Carboni, ‘Regional Overview: Africa 8–14 December 2019’, Armed Conflict Location & Event Data, 16 December 2019 https://acleddata.com/2019/12/16/regional-overview-africa-8-14-december-2019/. ↩︎
  27. Kent Mensah, ‘Africa’s Coup Epidemic: Has Democracy Failed the Continent?’, Al Jazeera, 23 September, https://www.aljazeera.com/features/2023/9/22/africascoup-epidemic-has-democracy-failed-the-continent. ↩︎
  28. AJLabs, ‘Mapping Africa’s Coups d’etat across the Years’, Al Jazeera, accessed 27 December 2024, https://www.aljazeera.com/news/2023/8/30/mapping-africascoups-detat-across-the-years. ↩︎
  29. heodore Murphy, ‘Middle Powers, Big Impact: Africa’s “Coup Belt,” Russia, and the Waning Global Order’, European Council on Foreign Relations, 6 September 2023, https://ecfr.eu/article/middle-powers-big-impact-africas-coup-belt-russia-and-thewaning-global-order/. ↩︎
  30. ‘Democracy is Like Rice. We Need to Grow It Ourselves: The Twelfth Pan-Africa Newsletter (2024)’, Tricontinental: Institute for Social Research, accessed 11 June 2025, https://thetricontinental.org/pan-africa/newsletterissue-niger-conference/. ↩︎
  31. Ebenezer Babatope, Coups: Africa and the Barrack Revolts (Ibadan: African Books Collective, 1981); Samuel Decalo, ‘Modalities of Civil-Military Stability in Africa’, The Journal of Modern African Studies 27, no. 4 (1989): 547–578; Godfrey Mwakikagile, Military Coups in West Africa Since the Sixties (New York: Nova Science Publishers, 2001. ↩︎
  32. ‘Das Volk von Niger will die Resignation bezwingen: Der dreiundvierzigste Newsletter (2023)’, Tricontinental: Institute for Social Research, accessed 30 December 2024, https://ifddr.org/kooperationen/newsletter_34_2023/. Mehr zu Traore’s biography, vgl. Jack G. Kraft, Ibrahim Traoré: The Youngest Leader of Burkina Faso: From Military Officer to Interim President (Independently published, 2025). ↩︎
  33. Effred Mouloul Al-Hassan, remarks heard by the authors at the International Conference in Solidarity with the Peoples of the Sahel, Niamey, Niger, November 2024. ↩︎
  34. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063 and National Strategy for Emergence and Sustainable Development (SNEDD 2024–2033), Bamako: Government of Mali, December 2024. ↩︎
  35. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063; Ministère de la Refondation de l’État, République du Mali, ‘Programme National d’Éducation aux Valeurs’, Bamako, 5 January 2023, https://cdi.gouv.ml/wp-content/uploads/2024/02/Programme-National-DEducation-aux-Valeurs.pdf. ↩︎
  36. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063, 4. ↩︎
  37. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063, 4. ↩︎
  38. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063, 22. ↩︎
  39. Présidence de la République du Mali, ‘Sanankoroba: coup d’envoi de la construction d’une nouvelle centrale solaire de 200 MWc’, Koulouba, accessed 12 July 2025, [Koulouba, abgerufen am 12. Juli 2025], https://koulouba.ml/sanankoroba-coup-denvoi-de-la-construction-dunenouvelle-centrale-solaire-de-200-mwc/; Présidence de la République du Mali, ‘Communiqué du Conseil des Ministres du jeudi 02 mai 2024’ [Communiqué of the Council of Ministers of Thursday, 02 May 2024], Koulouba, accessed 12 July 2025, https://koulouba.ml/communique-du-conseil-des-ministres-du-jeudi-02-mai-2024/. ↩︎
  40. Ministry of Economy and Finance, Mali Kura Ɲɛtaasira Ka Bɛn San 2063, 14; Joy Chukwu, ‘Mali Takes Full Control Of Yatela Gold Mine From Foreign Companies’, West Africa Weekly, 20 October 2024, https://westafricaweekly.com/mali-takes-fullcontrol-of-yatela-gold-mine-from-foreign-companies/. ↩︎
  41. Bloomberg, ‘Mali to Get $1.2bn from Miners after Talks’, Mining Weekly, accessed 16 June 2025, https://www.miningweekly.com/article/mali-to-get-12bn-from-minersafter-talks-2025-01-13. ↩︎
  42. Bruno Venditti, ‘Ganfeng Begins Production at Goulamina Lithium Mine in Mali’, Mining, 26 December 2024 , https://www.mining.com/ganfeng-begins-productionat-goulamina-lithium-mine-in-mali/. ↩︎
  43. World Bank, Macro Poverty Outlook: Sub-Saharan Africa (Washington, DC: World Bank, October 2024), https://www.worldbank.org/en/publication/macro-povertyoutlook/mpo_ssa, 66. ↩︎
  44. Institute for Economics & Peace, Global Terrorism Index 2024: Measuring the Impact of Terrorism, Sydney, February2024, https://www.visionofhumanity.org/wp-content/uploads/2024/02/GTI-2024-web-290224.pdf. ↩︎
  45. ‘Internal Displacement in Africa Triples in 15 Years since Landmark Treaty to Address It’, Internal Displacement Monitoring Centre, accessed 20 December 2024, https://www.internal-displacement.org/news/internal-displacement-in-africa-triplesin-15-years-since-landmark-treaty-to-address-it. ↩︎
  46. Antony Sguazzin and Katarina Hoije, ‘Niger’s Military Junta Ditches America and Courts Russia’, Bloomberg, 19 March 2024, https://www.bloomberg.com/news/newsletters/2024-03-19/next-africa-us-right-to-operate-drone-base-in-nigerterminated-by-junta. ↩︎
  47. Kester Kenn Klomegah, ‘The Alliance of Sahel States: Implications, Challenges and Prospects in West Africa’, Modern Diplomacy, 17 September 2024, https://moderndiplomacy.eu/2024/09/17/the-alliance-of-sahel-states-implicationschallenges-and-prospects-in-west-africa/. ↩︎
  48. Harvard’s Atlas of Economic Complexity, ‘Growth Lab’, accessed 10 June 2025, https://atlas.hks.harvard.edu/explore. ↩︎
  49. Harvard’s Atlas of Economic Complexity, ‘Growth Lab’. ↩︎
  50. Team of the Official Website of the President of Russia, ‘Meeting with Interim President of Burkina Faso Ibrahim Traore’, President of Russia, 29 July 2023, http://en.kremlin.ru/events/president/news/71838. ↩︎
  51. Hyper-Imperialism: A Dangerous Decadent New Stage, Studies on Contemporary Dilemmas no. 4, 23 January 2024, deutsche Übersetzung: https://www.marxistische-blaetter.de/de/article/1712.hyper-imperialismus.html. ↩︎
  52. Peoples Dispatch, ‘The Anti-Imperialist Upsurge in the Sahel Is Irreversible, Say Leaders at Historic Conference in Niamey’, Peoples Dispatch, 19 November 2024, https://peoplesdispatch.org/2024/11/19/the-anti-imperialist-upsurge-in-the-sahelis-irreversible-say-leaders-at-historic-conference-in-niamey/. ↩︎
  53. Peoples Dispatch, ‘The Anti-Imperialist Upsurge in the Sahel is Irreversible, Say Leaders at Historic Conference in Niamey’, Peoples Dispatch, 19 November 2024, https://peoplesdispatch.org/2024/11/19/the-anti-imperialist-upsurge-in-the-sahelis-irreversible-say-leaders-at-historic-conference-in-niamey/. ↩︎
  54. Team of the Official Website of the President of Russia, ‘Meeting with Interim President of Mali Assimi Goita’, President of Russia, 29 July 2023, http://en.kremlin.ru/events/president/news/71842. ↩︎
  55. Steve Lalla ‘Burkina Faso’s President Traor. Delivers Anti-Imperialist Speech at Russia–Africa Summit’, MR Online, 5 August 2023, https://mronline.org/2023/08/05/burkina-fasos-president-traore-delivers-anti-imperialist-speech-atrussia-africa-summit/. ↩︎
  56. ‘Le sort des Etats de l’Alliance du Sahel ne se d.cidera pas dans les capitales occidentales (Abdoulaye Diop)’ [Das Schicksal der Staaten der Sahel-Allianz wird nicht in den westlichen Hauptstädten entschieden (Abdoulaye Diop), abgerufen am 30. Dezember 2024], https://www.aa.com.tr/fr/afrique/le-sort-des-etats-de-lalliance-du-sahel-nese-d.cidera-pas-dans-les-capitales-occidentales-abdoulaye-diop-/3262012, eigene Übersetzung; Christina Glazkova, ‘Future of Sahel Is Now Decided by Its People, Malian Foreign Minister Declares in EU’, Sputnik Africa, 28 June 2024, https://en.sputniknews.africa/20240628/future-of-sahel-is-now-decided-by-its-peoplemalian-foreign-minister-declares-in-eu-1067286390.html; Peoples Dispatch, ‘“A Slave Who Cannot Assume His Own Revolt Does Not Deserve to Be Pitied,”Says Ibrahim Traor. of Burkina Faso’, Peoples Dispatch, 2 August 2023, https://peoplesdispatch.org/2023/08/02/a-slave-who-cannot-assume-his-own-revolt-doesnot-deserve-to-be-pitied-says-ibrahim-traore-of-burkina-faso/. ↩︎
  57. Oluwasegun Sanusi, ‘Demonstrators March, Picket Western Embassies in Ouagadougou, Accra, London, Paris in Support of Ibrahim Traor.’, West Africa Weekly, 1 May 2025, https://westafricaweekly.com/demonstrators-march-picketwestern-embassies-in-ouagadougou-accra-london-paris-in-support-of-ibrahimtraore/. ↩︎
  58. Vijay Prashad, ‘How to Understand the Change of Government in Syria: The Fifty-First Newsletter (2024)’, Tricontinental: Institute for Social Research, 19 December 2024; „Wie der Regierungswechsel in Syrien zu verstehen ist: Der einundfünfzigste Newsletter (2024)“, https://zetkin.forum/2024/12/19/wie-der-regierungswechsel-in-syrien-zu-verstehen-ist/. ↩︎