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NVA – Friedensarmee im Kampf gegen Kolonialismus!

Am 1. März 1956 wurde die Nationale Volksarmee (NVA) der DDR gegründet. Seither beging man diesen Tag im sozialistischen Deutschland als Ehren- und Gedenktag. Die NVA wurde nicht nur als Friedensarmee gegründet, sie ist auch tatsächlich die einzige nationale Armee eines deutschen Staates, die nie Krieg geführt, nie andere Länder bedroht und nie ein anderes Land überfallen hat. 

Doch die NVA hat nicht nur geholfen, den Frieden in Europa zu sichern und den Sozialismus in Ostdeutschland zu verteidigen. Vielmehr hat sie auch aktiv Solidarität mit den antikolonialen Befreiungsbewegungen geleistet. Am Beispiel Afrikas wollen wir den diesjährigen 1. März nutzen, ein paar Schlaglichter auf diese weithin unbekannte Seite Armee der DDR zu werfen.

Afrika-Solidarität der DDR

Praktische Solidarität der DDR mit den afrikanischen Ländern begann bereits in den 1950er Jahren, als sich die Deutsche Demokratische Republik nicht nur politisch und diplomatisch, sondern auch materiell auf die Seite Ägyptens stellte: Nachdem Israel, Großbritannien und Frankreich Ägypten 1956 als Reaktion auf die Verstaatlichung des Suez-Kanals überfallen hatten, sammelte die DDR Spenden für das Land und druckte dafür u. a. eine der beiden ersten Solidaritätsbriefmarken (Zuschlagmarken).1 Auch das algerische Volk bekam während seines Befreiungskrieges (1954-62) materielle Hilfe in Höhe von 18 Millionen Mark aus der DDR, finanziert aus Spenden der Bevölkerung. Ab 1957 wurden verwundete Kämpfer der Nationalen Befreiungsfront (FLN) Algeriens in der DDR behandelt und rund 400 Algerier erhielten dort nicht nur Asyl, sondern auch ein kostenloses Studium oder eine Fachausbildung. Darüber hinaus organisierte die DDR Propaganda, um Deutsche, die in der französischen Fremdenlegion auf Seiten der Kolonialisten kämpften, zum Desertieren zu bewegen.2

Es folgte vor allem in den 1960er und 1970er Jahren die immer aktivere Unterstützung weiterer nationaler Befreiungsbewegungen und die Entwicklung geschwisterlicher Verhältnisse zu verschiedenen national befreiten Staaten Afrikas, von denen einige sozialistische Entwicklungswege einschlugen. Diese Solidarität hatte verschiede Ebenen und Dimensionen: auf Regierungsebene, aber in vielen Fällen auch insbesondere über Massenorganisationen wie den FDGB und die FDJ sowie durch das Solidaritätskomitee der DDR, durch Diplomatie, Solidaritätsbekundungen und Aufklärungsarbeit, aber auch durch ökonomischen Handel zu Vorzugsbedingungen, humanitäre Hilfe, die Entsendung von politischen und wirtschaftlichen Experten und Beratern, durch die kostenlose Ausbildung von Facharbeitern, Medizinern und Akademikern – und nicht zuletzt durch militärische Unterstützung.3

Beitrag der NVA

Spätestens ab 1967 unterstützte die DDR, dem Beispiel der Sowjetunion, der Tschechoslowakei  und Bulgariens folgend, verschiedene afrikanische Befreiungsbewegungen auch mit militärischer Hilfe in Form von unentgeltlichen Waffenlieferungen.4 Diese „nichtzivile“ Hilfe erhielten der ANC (Südafrika), die FRELIMO (Mosambik), die MPLA (Angola), die PAIGC (Guinea-Bissau), die POLISARIO (Westsahara), die SWAPO (Namibia) und die ZAPU (Simbabwe). Die Waffen wurden aus Beständen der NVA, des Ministeriums für Staatssicherheit und der Volkspolizei entnommen.5

Nach der zionistischen Aggression 1967 leistete die DDR Ägypten materielle Solidarität im militärischen Bereich in Höhe von 44 Millionen Mark. Unter anderem übergab die NVA der ägyptischen Armee, deren Luftwaffe von Israel fast vollständig zerstört worden war, 50 Jagdflieger und bildete entsprechendes Personal aus.6 Angeblich soll die DDR-Führung zwei Tage nach Beginn des Überfalls sogar über die Entsendung bewaffneter NVA-Verbände nach Ägypten nachgedacht haben.7 1969 und 1970 drängte Walter Ulbricht gegenüber Moskau darauf, dass die Entsendung „von Freiwilligen aus sozialistischen Ländern“ nach Ägypten „notwendig“ sei, um die arabischen Staaten in ihrem Kampf gegen Israel zu unterstützen. Dazu kam es jedoch offenbar nie, jedenfalls nicht aus der DDR.8

Allerdings entsandte das sozialistische Deutschland Militärberater in befreundete afrikanische Länder mit antikolonialen und teilweise sozialistischen Regierungen, vor allem nach Angola, Äthiopien, Kongo-Brazzaville, Mosambik, Sambia und Simbabwe.9 Ab 1975 bildete die NVA dann auch Soldaten befreundeter Staaten und Kämpfer nationaler Befreiungsbewegungen auf deutschem Boden aus. 1982 wurde dafür eigens eine Militärakademie geschaffen. Bis 1990 wurden mehr als 1150 Offiziere aus afrikanischen Ländern zur Aus- und Weiterbildung in die DDR geschickt.10 Die Kosten übernahm in den allermeisten Fällen – und im Fall von nationalen Befreiungsbewegungen, die noch nicht die Staatsmacht übernommen hatten, immer – die DDR.

Antikoloniale Solidarität ist Klassenkampf

Die Anerkennung der Legitimität und Notwendigkeit der antikolonialen Befreiungsbewegungen bedeutet auch, die Errungenschaften der DDR auf dem Gebiet der antikolonialen Solidarität anzuerkennen: Keine soziale Bewegung in der BRD – ob damals oder heute – hat auch nur annähernd etwas leisten können, das dem entspricht, was die DDR den kämpfenden Völkern an praktischer, materieller Solidarität entgegenbringen konnte: Aufbau- und echte Entwicklungshilfe, Bildung und Ausbildung, Waffen und Training.

Schon damals und vor allem im Rückblick werden die NVA und die internationale Tätigkeit der DDR von bürgerlichen Propagandisten gerne auf dieselbe Stufe mit der imperialistischen und neokolonialen Politik des Westens gestellt. Dabei wird die NVA auch gerne in die Nähe der faschistischen Wehrmacht gestellt („Honeckers Afrika Korps“11). Diese haltlose Gleichsetzung sieht aber vom Wesentlichen ab: Während der Westen stets reaktionäre Regime aufbaute und unterstütze, stand die DDR immer auf der genau anderen Seite. Politisch wurden Beziehungen auf Augenhöhe und wirtschaftlich Verträge zum gegenseitigen Nutzen oder gar zum Nachteil der DDR geschlossen. Nicht ökonomische Privat- und Profitinteressen, sondern der Kampf gegen den Imperialismus stand hinter der Solidarität mit den Befreiungsbewegungen. Vereint waren diese und die DDR im internationalen Klassenkampf. Teil dieses Klassenkampfs waren und sind im Übrigen auch die Solidaritätsbewegungen in der Bundesrepublik – ob damals für Südafrika, Namibia und Simbabwe oder heute für Palästina und Kongo.

Als deutsche Kommunisten, die sich positiv auf die DDR beziehen, können wir mit Recht stolz auf dieses Kapitel praktischer internationaler Solidarität zurückblicken: Es beweist, dass der Sozialismus auf Völkerfreundschaft und Internationalismus beruht – ganz im Gegensatz zum Kapitalismus, mit seiner Konkurrenz und seinem Drang zu Aggression. Und es beweist, dass ein Deutschland möglich ist, das die Welt nicht mit Krieg und Ausbeutung überzieht, sondern im Gegenteil geschwisterlich an der Seite der Völker steht und ihre Kämpfe um Freiheit, Selbstbestimmung und sozialen Fortschritt unterstützt.

Von der DDR und der NVA lernen, heißt internationale Solidarität lernen!

  1. https://de.wikipedia.org/wiki/Solidarit%C3%A4t_(Zuschlagmarke) ↩︎
  2. Helmut Nimschowski: Der nationale Befreiungskrieg des algerischen Volkes (1954-1962), Militärverlag der DDR 1984, S. 94. ↩︎
  3. Wir empfehlen hierzu die verschiedenen Artikel der Internationalen Forschungsstelle DDR (IFDDR): https://ifddr.org/publikationen/freundschaft/  ↩︎
  4. https://www.jungewelt.de/beilage/art/494220 ↩︎
  5. Hans-Georg Schleicher / Ilona Schleicher: Waffen für den Süden Afrikas. Die DDR und der bewaffnete Befreiungskampf. In: Ulrich van der Heyden / Ilona Schleicher / Hans-Georg Schleicher (Hrsg.): Engagiert für Afrika. Die DDR und Afrika II, LIT-Verlag 1994, S. 10-19. ↩︎
  6. Klaus Storkmann: Geheime Solidarität. Militärbeziehungen und Militärhilfen der DDR und die „Dritte Welt“, Ch. Links 2012, S. 206, 561. ↩︎
  7.  Karin Hartewig: Jüdische Kommunisten in der DDR und ihr Verhältnis zu Israel. In: Wolfgang Schwanitz (Hrsg.): Jenseits der Legenden. Araber, Juden, Deutsche, Dietz Verlag Berlin 1994, S. 134. ↩︎
  8. Storkmann: Geheime Solidarität, S. 205. ↩︎
  9. Bernhard Schöne: Die NVA und das subsaharische Afrika. Zu den militärischen Auslandsbeziehungen der DDR. In: Ulrich van der Heyden / Ilona Schleicher / Hans-Georg Schleicher (Hrsg.): Die DDR und Afrika. Zwischen Klassenkampf und neuem Denken, LIT-Verlag 1993, S. 35. ↩︎
  10.  Storkmann: Geheime Solidarität, S. 612-14. ↩︎
  11.  https://www.spiegel.de/spiegel/print/index-1980-10.html  ↩︎

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Kubas Internationalismus in Afrika am Beispiel Angola 🇨🇺🤝🇦🇴

Eine gemeinsame Veranstaltung der Freundschaftsgesellschaft BRD-Kuba Ortsgruppe Düsseldorf und der KO: 🗓 Mittwoch, 2. April 2025 🕐 19:00 Uhr 📍ZAKK, Fichtenstraße 40, 40233 Düsseldorf

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Ein Hintergrundartikel von Jakob Yasko über die Zerschlagung des Antifaschismus und den Aufbau einer neofaschistischen Bewegung in Ostdeutschland. Ziel des Textes ist darzulegen wie sich die Refaschisierung Ostdeutschlands seit den 1990ern bis Heute auswirkt: Von Neonazi-Gruppen, über Säuberungen an Universitäten und Gedenkstätten, bis hin zur AfD. Dafür nimmt der Text die Triebkräfte hinter dem Neofaschismus, sowie die entscheidenden Akteure aus Staat, Politik und neofaschistischer Bewegung in den Fokus. Wie entwickelte sich die rechte Hegemonie? Mehr dazu im Text.