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Es lebe das kämpfende Jenin!

Von den frühen Morgenstunden des 3. Juli an bis letzte Nacht hielt die zionistische Kolonialarmee das Flüchtlingslager Jenin in der nördlichen Westbank besetzt. Bereits vor zwei Wochen starteten die israelischen Besatzungskräfte (Israeli Occupation Forces, IOF) einen groß angelegten Angriff auf das Camp und flogen dabei erstmals seit dem Ende der Zweiten Intifada (2000-2006) wieder Luftangriffe auf das Westjordanland. 2002 hatten die israelischen Truppen ebenfalls eine größere Invasion in das Lager unternommen, um den dortigen Widerstand zu zerschlagen. Dabei massakrierten sie über 50 Palästinenser, verloren allerdings auch selbst zahlreiche Soldaten. Nun startete Tel Aviv eine neue „Anti-Terror-Operation“ gegen Jenin, denn der Ort gilt auch heute wieder als Hochburg des militärischen Widerstands in der Westbank. 

Die IOF waren mit 1.000-2.000 Mann und hunderten gepanzerten Fahrzeugen, Bulldozern und Panzern im Einsatz; auch Luftangriffe wurden geflogen. Sie zerstörten systematisch Häuser, Straßen und Stromleitungen. Tausende Menschen flohen. Auch Krankenhäuser, Moscheen und Journalisten wurden von den zionistischen Soldaten wieder einmal unter Beschuss genommen.

Der Widerstand bleibt standhaft!

Der Widerstand vor Ort, bestehend vor allem aus den zum Islamischen Jihad gehörenden Jenin-Brigaden, aber auch aus Kämpfern der Al-Aqsa-Märtyrerbrigaden und dem bewaffneten Arm der Hamas, den Qassam-Brigaden, setzte sich erbittert zur Wehr. Alle Parteien und Organisationen des Widerstands haben sich mit den Kämpfern von Jenin solidarisiert. Der Gemeinsame Raum, in dem alle Widerstandskräfte vereint sind, hatte erklärt, „permanent zu tagen“, solange die Kämpfe anhielten.i Arin al-Usudii und PFLPiii riefen die Palästinenser in ganz Palästina sowie in der Diaspora auf, sich zu solidarisieren und auf die Straße zu gehen.

Die palästinensischen Massen unterstützten diese Position: In Jenin selbst wurden die Invasoren von Einwohnern mit Steinen beworfen. In zahlreichen Städten der Westbank griffen zumeist junge Menschen die zionistischen Truppen an, um weitere Fronten neben Jenin zu schaffen. In Tel Aviv führte ein junger Mann gestern eine Hit-and-Run-Aktion durch, bei der mehrere Israelis verletzt wurden. Er selbst wurde dabei erschossen. Sämtliche Widerstandskräfte von Hamasiv bis DFLPv würdigten die „heroische Operation“.

Die Zahl der im Zuge des Angriffs auf Jenin getöteten Palästinenser wird derzeit mit mindestens 14 angegeben,visie alle sind zwischen 17 und 22 Jahre alt. Die Rede ist außerdem von mehr als 100 Verletzten, von denen rund 20 in Lebensgefahr schweben. Auf israelischer Seite wurden bisher mehrere Soldaten und Siedler verletzt. Außerdem hat das zionistische Regime den Tod eines ersten Soldaten bestätigt.vii Das zeigt einmal mehr, wie ungleich der Kampf zwischen dem palästinensischen Volkswiderstand auf der einen und der zionistischen Kolonial- und Atommacht auf der anderen Seite ist.

Nach dem Abzug der zionistischen Truppen feierten die Menschen in den Straßen Jenins;viii auch der Widerstand spricht einhellig von einem Sieg über die Zionisten. Aber der Kampf geht weiter: Der Widerstand wurde nicht zerschlagen, doch vergleicht man die Kämpfe von 2023 mit denen von 2002 fällt doch auf, dass die Freiheitskämpfer den IOF damals sowohl in absoluten als auch in relativen Zahlen deutlich höhere Verluste bereiten konnte.ix Außerdem müssen die Menschen ihre Stadt und ihre Häuser wieder aufbauen, der Schaden ist noch nicht beziffert, dürfte aber wieder einmal sehr groß sein. Darüber hinaus bleibt die Westbank von Israel besetzt das zionistische Regime bleibt eine permanente Bedrohung für die Palästinenser im eigenen Staatsgebiet, in den 1967 besetzten Gebieten und in den Nachbarländern, genau wie für alle Völker in der Region. Und so wurden die Kämpfe unmittelbar nach dem Abzug der zionistischen Truppen in anderen Teilen Palästinas fortgesetzt: Von Gaza aus wurden Raketen auf nahgelegene zionistische Siedlungen abgeschossen,x worauf hin Israel den Gazastreifen bombardierte;xi in Nablus kam es zu Zusammenstößen zwischen Widerstandskämpfern und Besatzungstruppen.xii

Wut auf Kollaborationsregime wächst

Derweil hat das Kompradorenregime mit Namen „Palästinensische Autonomiebehörde“ (PA) unter dem greisen Autokraten Mahmud Abbas einmal mehr bewiesen, dass es nichts als eine Marionette Israels ist: Kurz vor dem Eindringen der IOF zogen sich die Sicherheitskräfte der PA nämlich aus den entsprechenden Gebieten in Jenin zurück.xiii Dass Abbas wieder einmal die Zusammenarbeit mit Israel kurzfristig aussetzt, um sich den letzten Rest scheinbarer Legitimität zu erhalten, ändert an dieser Tatsache nichts. Das Lager liegt in der sogenannten A-Zone und untersteht damit offiziell der Souveränität der PA, und nicht etwa der der israelischen Armee. Als wütende Palästinenser daraufhin in Jenin gegen die PA demonstrierten, eröffneten deren Truppen das Feuer.xiv Erst nach dem Abzug der Zionisten aus Jenin ließen sich die PA-Sicherheitskräfte wieder blicken – und sie trieben die auf den Straßen feiernden Menschen auseinander.xv

Abbas, der 2005 zum Präsidenten der PA gewählt wurde, hält das Amt seit 2009 ohne Legitimierung besetzt. Nachdem die Hamas 2006 die Parlamentswahlen in den 1967 besetzten Gebieten gewonnen hatte, verweigerte sich die Fatah-Führung unter Abbas der Zusammenarbeit und putschte im Juni 2007 mit Unterstützung Israels und des Westens in der Westbank erfolgreich, während die Hamas im Gegenzug in Gaza die Macht an sich riss. Seither ist der Gazastreifen eine Basis des Widerstands, während im Westjordanland die israelische Armee und das Abbas-Regime den Widerstand gemeinsam zu unterdrücken versuchen.

Abbas kommandiert als Chef der PA rund 70.000 Kämpfer, die er jedoch nicht gegen den zionistischen Feind, sondern ausschließlich gegen die eigene Bevölkerung einsetzt. In den letzten Wochen etwa ließ er mehrere politisch aktive Studenten verhaften, die an der Birzeit-Universität den Widerstand organisierten.xvi Entsprechend lobte Netanyahu die PA kürzlich als notwendiges und nützliches Werkzeug Israels. Doch die Wut der Palästinenser auf das Marionettenregime wächst. Viele hoffen auf den baldigen Tod des 87-jährigen Abbas und auf eine damit verbundene Machtverschiebung zugunsten der Kräfte des Widerstands.

Nieder mit dem Imperialismus und seinen Marionetten!
Es leben Jenin, Nablus und Gaza – es lebe der Befreiungskampf des palästinensischen Volkes!

i https://t.me/resistFactions/263

ii https://t.me/areennabluss/270

iii https://t.me/kataebabuali/10194

iv https://t.me/hamasps/15425

v https://t.me/dflp_gaza/10629

vi Ihre Namen und Gesichter findet man hier: https://t.me/PalestineResist/10192

vii https://t.me/PalestineResist/10142. Berichte über weitere getötete Besatzer wurden von Israel bislang nicht bestätigt.

viii https://t.me/PalestineResist/10169

ix Damals lag das Verhältnis zwischen Palästinensern und Israelis bei etwa 2:1, heute liegt es bei 15:1. 

x https://t.me/PalestineResist/10174

xi https://t.me/PalestineResist/10187

xii https://t.me/PalestineResist/10190

xiii https://t.me/PalestineResist/9673

xiv https://t.me/c/1931468154/655

xv https://t.me/PalestineResist/10171

xvi https://samidoun.net/2023/06/the-palestinian-authoritys-attack-on-the-student-movement-security-coordination-targets-the-resistance/

Aktuelles

Vortrag zur Geschichte des Zionismus

Im Oktober hielten wir als KO in Leipzig im Rahmen der Aktionswoche des Kufiya-Netzwerks einen Vortrag zur Geschichte des Zionismus. Der Vortrag soll einen Einstieg in das Thema leisten und gibt Argumentationshilfen für die politische Auseinandersetzung an die Hand.

Lenin und seine Imperialismus-Broschüre

Paul Oswald setzt sich im folgenden Beitrag mit Teilen des Quellenmaterials von Lenins Imperialismus-Broschüre auseinander. Anhand eines vergleichenden Blicks zwischen Lenins Broschüre und vorangegangenen theoretischen Auseinandersetzungen innerhalb der Arbeiterbewegung sowie der bürgerlichen Wissenschaft wird das Alleinstellungsmerkmal von Lenins Untersuchung herausgearbeitet. Durch diesen Vergleich wird insbesondere Lenins Entwicklung des Begriffs des Imperialismus aufgezeigt und damit ein Zugang zur Imperialismus-Broschüre eröffnet wird, der in der Debatte unterrepräsentiert ist.