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„Der 7. Oktober war der Anfang vom Ende Israels“. Interview mit Anwar Khoury – Teil 2 / “October 7 was the beginning of the end of Israel”. Interview with Anwar Khoury – Part 2

English version below

Das folgende Interview mit Anwar Khoury, Mitglied des ZK der Palästinensischen Kommunistischen Partei (PalCP), entstand im Zuge mehrerer Gespräche mit Genossen der PalCP im Herbst 2023 und im Frühjahr 2024. Obwohl die PalCP im Schatten der größeren und bekannteren linken Organisationen PFLP, DFLP und PPP steht, halten wir sie für einen relevanten und interessanten Akteur.

Das liegt vor allem an ihren inhaltlichen Positionen: 1. Hat sie die Zweistaatenlösung verworfen und dafür Selbstkritik geleistet, was ihr hoch anzurechnen ist. 2. hat sie sich historisch gegen den Gorbatschow’schen Verrat und rückblickend auch gegen den Chruschtschow’schen Revisionismus gestellt, ohne zugleich auf einen maoistischen oder hoxhaistischen Kurs zu schwenken. Und 3. unterstützt sie heute den real existierenden palästinensischen Widerstand inklusive seiner islamischen Fraktionen und bezieht sich zugleich positiv auf die „Achse des Widerstands“.

Wir wollen mit diesem Interview den Genossen unsere beschränkten Möglichkeiten zur Verfügung stellen, ihre Positionen stärker in den deutschen und englischen Diskurs zu tragen – und wir wollen als KO und als Teil der deutschen und internationalen kommunistischen Bewegung davon lernen. Dafür haben Genossen von uns bereits in der Vergangenheit auf die Positionen der PalCP aufmerksam gemacht und wir haben als Organisationen zuletzt Stellungnahmen von ihr veröffentlicht, eine zum Jahreswechsel und eine zum Tag des Bodens.

In Teil 1 des Interviews wird die PalCP vorgestellt, es geht um die sog. Zweistaatenlösung, um die Strategie der nationalen Befreiung und um die Alliierten im antikolonialen und antiimperialistischen Kampf in der Region. Teil 2 dreht sich um die Einschätzung der PLO und der verschiedenen Widerstandsfraktionen, wie der Hamas und der PFLP, sowie um die aktuelle Lage im Gazastreifen und der Westbank. Das Interview entspricht dem Stand von Anfang April 2024, fand also vor dem iranischen Gegenschlag statt. Es ist autorisiert und wurde geführt von Noel Bamen.

Noel Bamen: Ihr unterstützt als Partei alle Formen und Fraktionen des Widerstands. Dazu gehören unter anderem auch die islamischen Widerstandsorganisationen wie Hamas und Islamischer Jihad. Von einigen Linken wird stets vor islamischen Kräften gewarnt und dabei auf die Erfahrungen der iranischen Revolution verwiesen. 

Anwar Khoury: Natürlich muss man aufpassen, nicht dieselben Fehler zu begehen wie die Tudeh. Und die Tudeh hat Fehler gemacht. Man muss seine Organisation verteidigen. Die Tudeh hat Khomeini an die Macht gebracht und wurde dann von ihm zerschlagen, weil sie sich nicht verteidigt hat bzw. nicht dazu in der Lage war. Aber die Lage in Palästina ist heute eine völlig andere als im Iran 1979. Man muss aufpassen, diese beiden Länder und diese beiden Situationen zu vergleichen und auf keinen Fall kann man sie gleichsetzen. Wir unterstützen den Widerstand der islamischen Kräfte gegen den zionistischen Kolonialismus. Gleichzeitig warnen wir davor, dass ihre religiöse Ideologie einen negativen Einfluss auf die Zukunft Palästinas haben kann bzw. wird. 

Und was ist mit der PFLP? Ihr unterstützt sie politisch als Teil des Widerstands, sie tritt wie ihr für eine Ein-Staat-Lösung ein usw. Andererseits folgt sie, wie die RPalCP, der Auffassung, dass der bewaffnete Kampf das zentrale strategische Mittel im Kampf für die Befreiung Palästinas ist. Strebt ihr auch mit ihr eine politische Einheit an?

Unsere Position beruht auf der Überzeugung, dass die Form des Kampfes von den objektiven Bedingungen in unserem Land bestimmt wird. Wir lehnen keine Form des Kampfes ab, aber bei jeder Form müssen wir in der Lage sein, die Konsequenzen zu tragen. Wenn man nicht den Rückhalt und die Stärke hat, um die Konsequenzen einer Strategie wie der des bewaffneten Kampfs zu tragen, wird man die Massen in die Zerstörung führen. Was ist seit 1965, dem Jahr, in dem die moderne palästinensische bewaffnete Bewegung begann, passiert? Wohin hat uns der Slogan des bewaffneten Kampfes geführt? Von der Niederlage von 1967 bis zur Niederlage von Amman 1970/71 und von der Niederlage im Libanon 1982 bis zu den beschämenden Oslo-Abkommen. Alle Organisationen, die den bewaffneten Kampf zum strategischen Primat erhoben haben, haben letztlich direkt – wie die Fatah, aber auch die DFLP – oder indirekt – wie die PFLP – bei Oslo mitgemacht. Sie haben im Gegenzug für eine Handvoll Dollar und verschiedene Posten in den Osloer Institutionen die kämpferische Rolle der PLO begraben. 

Aber sowohl die DFLP als auch die PFLP haben sich doch gegen Oslo gestellt und führen auch den bewaffneten Widerstand fort. Ihr kritisiert also ihre spätere Teilnahme an den verschiedenen Regierungen und Institutionen der Palästinensischen Autonomiebehörde (PA) und ihre Rolle in der PLO?

Genau. Die DFLP beteiligte sich unter anderem direkt an Regierungen unter Mahmud Abbas. Wir sehen bei ihr viele opportunistische Seiten. Die PFLP hat das Osloer System wie gesagt eher indirekt mitgetragen: Sie bekommt z. B. Geld von der Regierung. Sie selbst sagen zwar, sie kriegen es vom Palästinensischen Nationalfonds, aber dieser befindet sich unter Kontrolle von Abbas. Auch die Hamas hat sich an den Wahlen innerhalb des Osloer Systems beteiligt.

Unsere Antwort aber heißt: kompletter Boykott des Osloer Systems und stattdessen eine Reform der PLO, damit sie wieder zu einer echten Befreiungsfront wird. Dafür muss sie allerdings ihre Charakter ändern. Das Problem besteht nicht erst seit Oslo. Schon vorher war sie undemokratisch strukturiert: Die Mitgliedsorganisationen erhielten quotierte Sitze nach ihrer jeweiligen politischen Stärke. Stattdessen braucht es Wahlen. Zugleich muss sie alle Palästinenser – sowohl die in Palästina als auch die im Exil – und alle Formen der Nationalbewegung – nicht nur die bewaffneten Gruppen – umfassen. 

Korrigier mich, aber meinem Eindruck nach war die PLO nie so geeint wie andere Befreiungsfronten, etwa in Kuba, Algerien oder Vietnam. Statt eines gemeinsamen Oberkommandos etwa haben alle Fraktionen ihre eigenen Aktionen durchgeführt, zum Teil im offenen Widerspruch zueinander.

Das stimmt. Die Einheit war immer sehr schwach. Tatsächlich ist der heutige Gemeinsame Raum der palästinensischen Widerstandsfraktionen (Joint Room) militärischer besser koordiniert als es die PLO je war. Politisch sieht es allerdings anders aus, denn nur die bewaffneten Gruppen sind Teil des Joint Room. Außerdem ist seine Präsenz auf den Gazastreifen beschränkt.

Ist die Palästinensische Kommunistische Partei (PalCP) Mitglied der PLO?

Die palästinensische KP war seit der Tagung des Palästinensischen Nationalrats in Algier, also seit 1988, Mitglied der PLO. Als die Spaltung der Partei kam, blieb die Volkspartei (PPP) in der PLO. Wir, als neugegründete PalCP, wollten der PLO beitreten, aber die Bedingung war, Arafats Kurs zu akzeptieren. Darauf haben wir uns nicht eingelassen. Wir sind bereit, der PLO beizutreten, aber nicht zu den Bedingungen der Fatah. Und wir wollen sie, wie gesagt, reformieren.

Noch einmal zurück zur PFLP: Eure Kritik an ihr ist also, dass sie konkret eine mitunter opportunistische Politik bezüglich des Osloer Systems eingeschlagen hat und Teil der heutigen PLO ist. Gibt es darüber hinaus auch grundlegende ideologische Differenzen?

Wir betrachten die PFLP und die DFLP nicht als Kommunisten, sondern als Linke im weiteren Sinne: Ihre Wurzeln liegen in der Bewegung der arabischen Nationalisten, einer panarabischen, linken Organisation, die sich später stark an Abdel Nasser orientierte. Nach der Niederlage von 1967 wandten sie sich nach ihrer eigenen Auffassung dem Marxismus-Leninismus zu. 1968 entstand so die PFLP, 1969 spaltete sich die DFLP von ihr ab. Die PFLP wurde von George Habash geführt und die DFLP von Nayef Hawatma. Beide haben ihre jeweiligen Organisationen stark geprägt. Und beide Organisationen sind immer noch eher linke Nationalisten. Durchaus auch Marxisten. Aber sind sind – auch ihrem eigenen Namen nach – keine Kommunisten. 

Kommen wir zur aktuellen Situation in Palästina: Wir hatten schon im September miteinander gesprochen. Damals hatte ich gefragt, ob man die Situation in der Westbank seit Sommer 2021 oder seit Anfang 2023 aus eurer Sicht bereits als Intifada bezeichnen könnte. Damals lautete eure Antwort, dass dies noch nicht der Fall wäre, vor allem weil der Organisierungsgrad noch nicht hoch genug sei.

Richtig. Aber bevor wir über die jüngsten Bewegungen im Westjordanland sprechen, müssen wir die Ursachen dessen untersuchen, was dort aktuell geschieht. Seit mittlerweile fast drei Jahrzehnten, ist das palästinensische Volk einem doppelten Angriff ausgesetzt: Zum einen durch die zionistische Besatzung und zum anderen durch die PA. Der Angriff der Besatzung nimmt unterschiedliche Formen an: Verfolgung, Verhaftung und Tötung aus willkürlichen Gründen bis hin zur Verhinderung der Erwirtschaftung des alltäglichen Lebensunterhalts der Arbeiter durch Schließung von Grenzübergängen. Was die Autonomiebehörde betrifft, so ist sie nichts anderes als der verlängerte, zuschlagende Arm der Besatzung. Sie führt aus, was die Besatzung nicht leisten kann, wie etwa Verhaftungen und sogar Morde in den größten palästinensischen Städten der Westbank.

Als Antwort auf diese doppelte Unterdrückung entstanden verschiedene Bewegungen, spontan und unabhängig von den traditionellen Parteien und Organisationen. Sie waren in der Lage, neue Formen der Koordination zu erfinden, die für ihre Feinde schwer zu verfolgen waren. Aus diesem Grund konnten weder die Besatzung noch die Autonomiebehörde sie beseitigen oder einschränken. Dieses Phänomen breitete sich langsam, aber allmählich aus. Es hatte jedoch aufgrund des Fehlens einer revolutionären Organisation und des Fehlens ihrer Verbindung zu organisierten Massenaktionen im September letzten Jahres noch nicht das Niveau einer Intifada erreicht.

Dann kam der Oktober.

Dann kam der Oktober. Seither hat sich vieles geändert: Das Volk wird immer mehr in den Befreiungskampf hineingezogen und integriert. Jeden Tag gibt es Demonstrationen. In verschiedenen Städten gibt es neue bewaffnete Gruppen. Es bewegt sich was, aber die Bewegung ist noch nicht groß. Das Neue ist, dass die Leute sich organisieren und sich stark im Kampf engagieren. Seit 1993 wurde die Jugend durch die Schulen der PA, durch Social Media usw. verblendet. Aber der 7. Oktober hat die gesamte Bevölkerung wachgerüttelt. Teile der Bevölkerung, die in der Vergangenheit nicht aktiv waren, greifen jetzt Soldaten an. Man kann jetzt schon sagen: Israel hat diesen Krieg verloren. Ja, sie haben zehntausende Zivilisten umgebracht. Aber der 7. Oktober hat den Trend gestoppt, dass die arabischen Regime Frieden mit Israel schließen. Das erste Mal in der Geschichte hat Israel mehr als 24 Stunden gespürt, dass es nackt da steht. Und sie wissen auch, dass sie den Krieg verloren haben. Sie können es aber nicht zugeben.

Der bewaffnete Arm der PFLP, die Abu-Ali-Mustafa-Brigaden, hat vor einigen Wochen erklärt, dass er mittlerweile eigene bewaffnete Zellen in der Westbank aufgestellt hat. Außerdem gab es Videos von Hamas-Kämpfern, die offen in Städten des Westjordanlands aufgetreten sind.

Genau, der Zustrom auch zu den großen bewaffneten Widerstandsfraktionen steigt seit Oktober.

Und was ist mit der PA?

Zwei Ergebnisse des 7. Oktober stehen jetzt schon fest: Zwei Leute werden zur Hölle Fahren, nämlich Benyamin Netanyahu und Mahmud Abbas. Netanyahu wird ins Gefängnis gehen und Abbas ins Altersheim – das heißt, er wird das Land verlassen, vermutlich nach Jordanien gehen und sich dort mit seinem gestohlenen Geld zur Ruhe setzen.

Wie schätzt ihr die Lage in Gaza ein? Wird sich der Widerstand halten oder wird Israel es schaffen, den Gazastreifen ethnisch zu säubern?

Es gibt riesige Verluste: menschliche, infrastrukturelle usw. Aber der Widerstand hat bereits gewonnen. Israel hat keinerlei Kontrolle. Kontrolle hieße nämlich, zu verhindern, dass der Widerstand Raketen schießt. Sie versuchen außerdem, die Menschen auf die Sinai-Halbinsel zu treiben. Unsere Kontakte in Gaza berichten uns dazu aber, dass die Menschen dort folgende Haltung haben: „Wir werden eher sterben, als dass wir als Flüchtlinge irgendwohin vertrieben werden.“ Angesichts dieser Überzeugung und Stärke glaube ich nicht, dass Israel es schaffen wird. Natürlich haben wir viele Menschen verloren. Vielleicht wird die Zahl der Ermordeten bis zum Ende dieses Krieges noch auf 50.000 oder 60.000 steigen. Das ändert aber nichts daran, dass Israel verlieren wird.

Der Oktober war der Anfang vom Ende Israels. Seit Oktober haben hunderttausende Siedler das Land verlassen. 56 Prozent der jüdischen Israelis haben zwei Pässe, zwei Häuser, zwei Jobs: innerhalb und außerhalb Palästinas. Außerdem haben wir die Haredim: 20 Prozent der israelischen Bevölkerung. Sie gehen nicht zur Armee, ihre Männer arbeiten nicht, sie beten, studieren usw. Israel ist heute nicht derselbe Staat, dieselbe Gesellschaft wie früher. Ich bin sicher: Es ist der Anfang vom Ende, aber es wird noch Zeit brauchen, ein paar Jahre noch.

Was erwartet ihr von der internationalen kommunistischen und Palästina-Solidaritätsbewegung?

Zwei Sachen: Erstens für einen Waffenstillstand kämpfen. Und zweitens: Spenden für humanitäre Hilfe, die in Gaza gerade so dringend gebraucht wird. Wir selbst sammeln Spenden, die dann über unsere Genossen und Kontakte in den Gazastreifen gelangen.

English version:

The following interview with Anwar Khoury, member of the Central Committee of the Palestinian Communist Party (PalCP), was conducted in the course of several conversations with PalCP comrades in autumn 2023 and spring 2024. Although the PalCP stands in the shadow of the larger and better-known left-wing organisations PFLP, DFLP and PPP, we consider it a relevant and interesting actor.

This is mainly due to their substantive positions: 1. They has rejected the two-state solution and has engaged in self-criticism, which is to her great credit. 2. it has historically opposed Gorbachev’s betrayal and, in retrospect, also Khrushchev’s revisionism, without at the same time veering onto a Maoist or Hoxhaist course. And 3. today it supports the real existing Palestinian resistance, including its Islamic factions, and at the same time refers positively to the “Axis of Resistance”.

With this interview we want offer the comrades the limited possibilities available to us to bring their positions more strongly into the German and English discourse – and we want to learn from this as KO and as part of the German and international communist movement. To this end, some of our comrades have already drawn attention to the positions of the PalCP in the past and we as an organization have published two Statements from it, one at the beginning of this year and another one for the Palestinian Land Day from it.

Part 1 of the interview introduces the PalCP, discusses the so-called two-state solution, the strategy of national liberation and the allies in the anti-colonial and anti-imperialist struggle in the region. Part 2 deals with the assessment of the PLO and the various resistance factions, such as Hamas and the PFLP, as well as the current situation in the Gaza Strip and the West Bank. The interview was conducted in the beginning of April 2024, is authorised by comrade Anwar Khoury and conducted by Noel Bamen.

Noel Bamen: As a party, you support all forms and factions of resistance. This also includes Islamic resistance organizations such as Hamas and Islamic Jihad. Some on the left always warn against Islamic forces, referring to the experience of the Iranian revolution. 

Anwar Khoury: Of course, you have to be careful not to make the same mistakes as Tudeh. And the Tudeh has made mistakes. You have to defend your organization. The Tudeh brought Khomeini to power and was then crushed by him because it did not defend itself or was not in a position to do so. But the situation in Palestine today is completely different from that in Iran in 1979. You have to be careful when comparing these two countries and these two situations and under no circumstances can you equate them. We support the resistance of the Islamic forces against Zionist colonialism. At the same time, we warn that their religious ideology can or will have a negative impact on the future of Palestine.

And what about the PFLP? You support it politically as part of the resistance, like you it advocates a one-state solution, etc. On the other hand, like the RALCP, it follows the view that armed struggle is the central strategic means in the struggle for the liberation of Palestine. Are you also striving for political unity with it?

Our position is based on the conviction that the form of struggle is determined by the objective conditions in our country. We do not reject any form of struggle, but in any form we must be able to bear the consequences. If you do not have the support and strength to bear the consequences of a strategy such as armed struggle, you will lead the masses to destruction. What has happened since 1965, the year the modern Palestinian armed movement began? Where has the slogan of armed struggle taken us? From the defeat of 1967 to the defeat of Amman in 1970/71 and from the defeat in Lebanon in 1982 to the shameful Oslo Accords. All the organizations that made the armed struggle their strategic priority ultimately participated directly – like Fatah, but also the DFLP – or indirectly – like the PFLP – in Oslo. In return for a handful of dollars and various posts in the Oslo institutions, they buried the PLO’s militant role. 

But both the DFLP and the PFLP opposed Oslo and continue the armed resistance. So you criticize their subsequent participation in the various governments and institutions of the Palestinian Authority (PA) and their role in the PLO?

Exactly. The DFLP was directly involved in governments under Mahmoud Abbas, among others. We see many opportunistic sides to it. As I said, the PFLP supported the Oslo system more indirectly: it receives money from the government, for example. They themselves say they get it from the Palestinian National Fund, but this is under the control of Abbas. Hamas also took part in the elections within the Oslo system.

But our answer is to boycott the Oslo system completely and instead reform the PLO so that it becomes a genuine liberation front again. To do this, however, it must change its character. The problem has not only existed since Oslo. Even before that, its structure was undemocratic: The member organizations were given quota seats according to their respective political strength. Instead, elections are needed. At the same time, it must include all Palestinians – both those in Palestine and those in exile – and all forms of the national movement – not just the armed groups. 

Correct me, but my impression is that the PLO was never as united as other liberation fronts, for example in Cuba, Algeria or Vietnam. Instead of a common high command, for example, all factions carried out their own actions, sometimes in open contradiction to each other.

That is true. The unity was always very weak. In fact, today’s Joint Room of Palestinian resistance factions is better coordinated militarily than the PLO ever was. Politically, however, the situation is different, because only the armed groups are part of the Joint Room. Moreover, its presence is limited to the Gaza Strip.

Is the Palestinian Communist Party (PalCP) a member of the PLO?

The Palestinian CP had been a member of the PLO since the Palestinian National Council meeting in Algiers in 1988. When the party split, the People’s Party (PPP) remained in the PLO. We, as the newly founded PalCP, wanted to join the PLO, but the condition was to accept Arafat’s course. We did not accept that. We are ready to join the PLO, but not on Fatah’s terms. And, as I said, we want to reform it.

Back to the PFLP: So your criticism of it is that it has specifically adopted a sometimes opportunistic policy with regard to the Oslo system and is part of today’s PLO. Are there also fundamental ideological differences?

We do not regard the PFLP and the DFLP as communists, but as leftists in a broader sense: their roots lie in the Arab Nationalist Movement, a pan-Arab, left-wing organization that later aligned itself strongly with Abdel Nasser. After the defeat of 1967, they turned to Marxism-Leninism in their own view. The PFLP was formed in 1968 and the DFLP split from it in 1969. The PFLP was led by George Habash and the DFLP by Nayef Hawatma. Both had a strong influence on their respective organizations. And both organisations are still left-wing nationalists. They are also Marxists. But they are – even according to their own name – not communists. 

Let’s move on to the current situation in Palestine: we spoke back in September. At the time, I asked whether the situation in the West Bank since summer 2021 or early 2023 could already be described as an intifada from your point of view. At the time, your answer was that this was not yet the case, mainly because the level of organization was not yet high enough.

That’s right. But before we talk about the recent movements in the West Bank, we need to examine the causes of what is currently happening there. For almost three decades now, the Palestinian people have been under a double assault: One by the Zionist occupation and the other by the PA. The occupation’s attack takes different forms: from persecution, arrest and killing for arbitrary reasons to preventing workers from earning their daily livelihoods by closing border crossings. As far as the Autonomous Administration is concerned, it is nothing more than the extended, striking arm of the occupation. It carries out what the occupation cannot, such as arrests and even murders in the largest Palestinian cities in the West Bank.

In response to this double oppression, various movements emerged, spontaneously and independently of the traditional parties and organizations. They were able to invent new forms of coordination that were difficult for their enemies to pursue. For this reason, neither the occupation nor the autonomous authorities were able to eliminate or restrict them. This phenomenon spread slowly but gradually. However, it had not yet reached the level of an intifada in September last year due to the lack of a revolutionary organization and the absence of its connection to organized mass action.

Then came October.

Then came October. Much has changed since then: The people are being drawn more and more into the liberation struggle and integrated. There are demonstrations every day. There are new armed groups in various cities. Things are moving, but the movement is not yet big. What’s new is that people are organizing themselves and are heavily involved in the struggle. Since 1993, young people have been blinded by PA schools, social media, etc. But October 7 has shaken up the entire population. Sections of the population that were not active in the past are now attacking soldiers. You can already say that Israel has lost this war. Yes, they have killed tens of thousands of civilians. But October 7 stopped the trend of Arab regimes making peace with Israel. For the first time in history, Israel has felt for more than 24 hours that it is standing there naked. And they also know that they have lost the war. But they can’t admit it.

The armed wing of the PFLP, the Abu Ali Mustafa Brigades, declared a few weeks ago that it has now set up its own armed cells in the West Bank. There have also been videos of Hamas fighters openly appearing in West Bank cities.

Exactly, the influx to the large armed resistance factions has also been increasing since October.

And what about the PA?

Two outcomes of October 7 are already clear: two people will go to hell, namely Benyamin Netanyahu and Mahmoud Abbas. Netanyahu will go to prison and Abbas to an old people’s home – in other words, he will leave the country, probably go to Jordan and retire there with his stolen money.

How do you assess the situation in Gaza? Will the resistance hold out or will Israel succeed in ethnically cleansing the Gaza Strip?

There are huge losses: human, infrastructural, etc. But the resistance has already won. Israel has no control whatsoever. Control would mean preventing the resistance from firing rockets. They are also trying to drive people into the Sinai Peninsula. However, our contacts in Gaza tell us that the people there have the following attitude: “We will die rather than be expelled somewhere as refugees.” Given this conviction and strength, I don’t believe that Israel will succeed. Of course we have lost many people. Perhaps the number of people killed will rise to 50,000 or 60,000 by the end of this war. But that doesn’t change the fact that Israel will lose.

October was the beginning of the end for Israel. Hundreds of thousands of settlers have left the country since October. 56 percent of Jewish Israelis have two passports, two houses, two jobs: inside and outside Palestine. We also have the Haredim: 20 percent of the Israeli population. They don’t go to the army, their men don’t work, they pray, study, etc. Israel today is not the same state, the same society as before. I’m sure it’s the beginning of the end, but it will still take time, a few more years.

What do you expect from the international communist and Palestine solidarity movement?

Two things: Firstly, to fight for a ceasefire. And secondly: donations for humanitarian aid, which is so urgently needed in Gaza right now. We collect donations ourselves, which then reach the Gaza Strip via our comrades and contacts.

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